Staatsschauspiel Dresden
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    Theaterstraße 2 - 01067 Dresden
    Telefon: 03 51.49 13-50
    SPIELPLAN & KARTEN

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    TRANSVERSE ORIENTATION 
    von Dimitris Papaioannou
    Premiere: 2. Juni 2021 (Biennale de la Danse de Lyon) 
    Deutschland-Premiere: 1. April 2022 
    Hellerau Dresden

    Zum Inhalt: Der visuelle Philosoph, Künstler und Choreograf Dimitris Papaioannou, der sich in seinen Arbeiten mit existenziellen Fragen des Lebens und des Menschseins auseinandersetzt, erzeugt mit der Fragmentarisierung und Erschaffung menschlicher Körperbilder eindringliche surreale Bilder. Bezugnehmend auf große Themen der Kunstgeschichte und griechischen Mythologie wendet sich die junge Generation in „Transverse Orientation“ gegen einen riesigen Stier, der eine gewalttätige, antiquierte Macht symbolisiert. Der Stier wird getötet, so wie der mythische Held Theseus den Minotaurus (halb Mensch, halb Stier) auf Kreta getötet hat: in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Dennoch hat Papaioannou Bewunderung und Mitgefühl für die Archetypen, die er symbolisch schätzt: „Sie haben den Lauf der Geschichte bestimmt und den Menschen eine Richtung gegeben“. Mit einem großartigen Gespür für Komposition, Timing und Sinn für Humor ist „Transverse Orientation“ sowohl eine Ode an die Vorfahren als auch ein Abschied von ihnen – mit Potenzial für Neues.

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    ALICE 
    nach Lewis Carroll
    Regie: Mina Salehpour 
    Premiere: 15. Januar 2022 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: Im Zentrum der Geschichte stehen ein Mann und ein Mädchen. Wer bin ich, fragt das Mädchen, das durchs Eis gebrochen und tief hinabgesunken ist in eine Wunderwelt, in der Blumen sprechen, Raupen lebenspraktische Ratschläge erteilen, eine verrückte Teegesellschaft die Zeit totschlägt und alle vor einer ungerechten Königin zittern.
    Charles Dodgson liebt die kleine Alice. Für sie erfindet er all die fantastischen Geschichten, Wortspiele und Rätsel. Indem er sie fotografiert, versucht er den Moment festzuhalten, aber die Zeit lässt sich nicht aufhalten. Alice wird erwachsen und blickt zurück auf die gespenstischen Seiten der Geschichte, als sie stumm sein musste.

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    RISE LIKE A VIRUS 
    von Joachim Gottfried Goller
    Online-Premiere:15. Januar 2021 (Universität Mozarteum Salzburg) 
    Premiere: 13. November 2021 (Fast Forward) 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: „Manchmal hat er das Gefühl, alle haben die 80er vergessen“, schreibt Joachim Gottfried Goller in seiner Vita über sich selbst. Warum die 80er für ihn, der 1992 geboren ist, wichtig sind, erklärt er nicht. Seine Inszenierung RISE LIKE A VIRUS entstand im 3. Studienjahr im Lockdown-Winter 20/21 am Mozarteum in Salzburg und könnte ein Hinweis sein. Die vorletzte Dekade des 20. Jahrhunderts bringt das Ende der Systemopposition zwischen Ost und West und ist von Entwicklungen geprägt, die bis heute wirken: Digitalisierung, Umweltschutz, Krieg, Hungerkatastrophen, Tschernobyl, der neoliberale Turn, die Immunschwächekrankheit AIDS. AIDS ist das Thema von RISE LIKE A VIRUS. Die Inszenierung traut sich, einer Party zu ähneln und in Situation, Szene und Soundtrack engagiert, klug und spielerisch die Atmosphäre einer Pandemie einzufangen. Der Abend handelt von Schicksalen, explizitem Sex und der Rebellion gegen Grenzen aller Art. 1981 wurden die Folgen einer Infektion mit dem HI-Virus zur pandemischen Krankheit erklärt. Für die Betroffenen waren sie, anders als heute, Todesurteile. Vor allem die sexuelle Übertragbarkeit von HIV führte zu einer ungeheuerlichen Stigmatisierung von sozialen Gruppen und Lebensweisen. Über Nacht schien zunichte gemacht, wofür die Bürgerbewegungen der 60er Jahre gekämpft hatten: Toleranz und Gleichberechtigung.

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    SERCE (HERZ) 
    nach Joseph Conrad
    Regie: Wiktor Bagiński 
    Premiere: 5. März 2021 (TR Warszawa) 
    Deutschland-Premiere: 11. November 2021 (Saal & Online, Fast Forward Festival) 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: SERCE ist Wiktor Bagińskis Debüt am TR Warszawa, mit dem er den Preis des polnischen Forums für junge Regie einlöste und sein Studium an der Theaterakademie Krakau abschloss. Bagińskis eigene Biografie wird hier zum Ausgangspunkt einer beeindruckenden künstlerischen Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte Europas und ihren Folgen bis heute. Mit der Autorin Martyna Wawrzyniak überschreibt er Conrads HERZ DER FINSTERNIS mit der Geschichte eines jungen Polen, der als Person of Color ohne Vater aufwächst, den er auch nie kennenlernt. Seine Reise ins Herz der eigenen Geschichte wird am TR Warszawa von einem weißen Ensemble gespielt. Bagiński öffnet damit auf der Bühne einen außerordentlichen Raum: der Begegnung, des Konflikts, des Erzählens über eines der zentralen Themen unserer Gegenwart:
    „Meine Tragödie ist nicht, dass ich schwarz bin. Meine Tragödie ist nicht einmal, dass ich ein schwarzer Pole bin. Die Tragödie, die ich – in Anlehnung an James Baldwin – am meisten fürchte, besteht darin, eine Theologie zu akzeptieren, die sich weigert, zu leben. Es geht um die Möglichkeit zu erwägen, ein Untermensch zu sein. Wenn eine solche Möglichkeit, oder vielmehr nur ein Gedanke, zugelassen wird, dann beginnt der Kampf um die eigene Menschlichkeit. SERCE gibt den Diskurs zugunsten der Erfahrung auf. Der Erfahrungen von Verlust und Ablehnung, die Leid brachten. Aber die Suche nach diesem einen Moment, in dem der Hass zur Welt kommt, erlaubt die unbekümmerte Bejahung der ABWESENHEIT. Abwesenheit eines Vaters.“ Wiktor Bagiński

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    FUCK YOU, EU.RO.PA! 
    von Nicoleta Esinencu
    Regie: Délit B.-malthet 
    Premiere: November 2020 (Maillon, Theater der Stadt Straßburg) 
    Deutschland-Premiere: 11. November 2021 (Online, Fast Forward Festival) 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: Nicoleta Esinencu wurde 1978 in einem Land geboren, das es heute nicht mehr gibt. So wie die Protagonistin in FUCK YOU, EU.RO.PA!, dem Stück, das die moldawische Autorin als Stipendiatin auf Schloss Solitude in Stuttgart schrieb und das ihr 2005 den rumänischen dramAcum-Preis und ein Aufführungsverbot in Moldawien einbrachte. Esinencus Monolog ist ein selbstbewusstes Spiel mit dem Gegenüber, ist Geständnis, Anklage, Symptomsammlung und Gedächtnis einer Transformation: vom Kommunismus zum Postkommunismus, in die neue Zeit, in der sich alles und vieles nicht ändert, vom Heilsversprechen zur Desillusionierung.

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    DIE RECHTSCHAFFENEN MÖRDER 
    nach dem Roman von Ingo Schulze
    Regie: Claudia Bauer 
    Premiere: 22. Oktober 2021 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: Norbert Paulini, ein berühmter Dresdner Antiquar, versorgt in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts eine kleine geistige Elite mit seinen Büchern, die wie Kostbarkeiten begehrt werden. Nach dem Fall der Mauer leidet Paulini unter seinem Statusverlust und finanziellen Nöten: Seine hochgeschätzten Raritäten sind nun frei auf dem Markt verfügbar. Die einst so treue Kundschaft bleibt aus. Verbittert tritt der Antiquar den seelischen und räumlichen Rückzug an und nimmt zunehmend rechtsextreme Positionen ein. So zumindest schildert es Schultze, Ingo Schulzes fiktives Alter Ego, ein inzwischen erfolgreicher, kosmopolitischer Schriftsteller, der Paulini in DDR-Zeiten verehrte. Beide lieben nun dieselbe Frau, Lisa. Doch nicht nur das macht sie zu Rivalen: Schultze, der nach 1989 die Demokratisierung des Landes voranbringen wollte, hat in der westlichen Welt Fuß gefasst und die Gesetze des Marktes verinnerlicht. Zwischen ihm und Paulini, der ökonomisch und sozial abgehängt in einem Nest in der Sächsischen Schweiz haust, liegen Welten. Ihre unterschiedlichen Wertvorstellungen führen zu einer Entfremdung und Feindschaft, die symptomatisch für das gesellschaftliche Klima unserer Gegenwart sind.
    Als Paulini und Lisa gewaltsam zu Tode kommen, stellt sich die Frage, ob Schultze in die Tat verwickelt ist. Seine moralische Integrität steht damit auf dem Prüfstand und mit ihr die schnellen Antworten, wenn es um die Suche nach den Schuldigen für die Spaltung unserer Gesellschaft geht.
    „Im Dresdner Stadtteil Blasewitz lebte einst ein Antiquar …“: was in Ingo Schulzes Dresden-Roman wie ein Märchen beginnt, mündet in eine Auseinandersetzung mit den Ursachen gesellschaftlicher Polarisierungen und deren Auswirkungen.

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    DER TARTUFFE ODER KAPITAL UND IDEOLOGIE 
    von Soeren Voima nach Molière und Thomas Piketty
    Regie: Volker Lösch 
    Premiere: 2. Oktober 2021 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Eingeladen zum 59. Berliner Theatertreffen (2022)  

    Zum Inhalt: Im 17. Jahrhundert hatte der gefeierte Dichter Molière gegen den Druck der katholischen Kirche anzukämpfen. Besonders umstritten und skandalisiert wurde sein TARTUFFE aufgenommen, in dem er einen scheinheilig-religiösen Ideologen persiflierte. Mehr als dreihundert Jahre später ringt unsere Gesellschaft mit einer anderen Ideologie – dem globalen Neoliberalismus, dessen Siegeszug in den 1980er Jahren einsetzte und die Kluft zwischen Besitzenden und Nichtbesitzenden in neue Höhen schrauben ließ. Deshalb haben Soeren Voima und das Team von Regisseur Volker Lösch diese Überschreibung von Molières Klassiker in die Zeit zwischen 1980 und heute verlegt. Das Stück zeigt die Wohngemeinschaft eines Hauses, das Orgon geerbt hat. Das Haus steht vor dem Verfall: Niemand zahlt Miete, niemand räumt auf. Was tun? Orgon, der sich selbst als Teil der im Haus lebenden sozialen und revolutionären Wohngemeinschaft begreift, ruft seinen Studienfreund Tartuffe aus Chicagoer Zeiten zu Hilfe und der weiß ökonomischen Rat: Auflösen der kollektiven Lebensformen, Aufteilung des Hauses in Apartments, Eigentum statt Miete, Kaufen auf Kredit, Investieren, Spekulieren, und alle werden davon profitieren. Das geht gut voran – bis zum großen Crash von 2008: Orgon und die anderen Hausbewohner*innen verlieren alles, Wirtschafts- und Politikberater Tartuffe, der auf den Bankrott gewettet hat, streicht den Gewinn ein. Soeren Voima hat sich in dieser Neufassung an Molière orientiert und die Handlung mit einer pointiert-poetischen Sprache unterlegt. Wie bei Molière steuert auch in Soeren Voimas Komödie alles auf die Katastrophe zu, aber statt den rettenden Boten kommen zu lassen, verhandelt die Inszenierung Lösungsansätze, wie sie der französische Ökonom Thomas Piketty in seinen Analysen zur Diskussion stellt.

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    WUNSCHKONZERT + WARUM LÄUFT HERR R. AMOK? 
    von Franz Xaver Kroetz / Rainer Werner Fassbinder & Michael Fengler
    Regie: Lilja Rupprecht 
    Premiere: 30. September 2021 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: Was wir nicht alles Merkwürdiges tun, wenn wir abends allein zuhause sind. Fräulein Rasch jedenfalls hört ihre Lieblingssendung, und WUNSCHKONZERT, ein Theaterstück ohne gesprochenes Wort, geschrieben als „Darstellung eines Sachverhalts“, zeigt sie bei den abendlichen Verrichtungen, die sie nebenher erledigt – allein in ihrer seelischen und medialen Echokammer. WARUM LÄUFT HERR R. AMOK?, zuerst als Film mit improvisierten Dialogen erschienen, folgt dagegen einem jungen Familienvater, der zwar im Großen und Ganzen tut, was die Gesellschaft von ihm erwartet, und doch im Kleinen und Grundsätzlichen, mit dem Chef, der Familie, mit Nachbar*innen, Kolleg*innen und Bekannten, immer wieder scheitert. Fräulein Rasch und Herr R. – beide verbringen einen ganz normalen Abend. Vielleicht zu normal? So gewöhnlich ihre Leben von außen scheinen mögen, so urplötzlich treffen beide eine überraschende und fatale Entscheidung, um dem ihrigen zu entkommen.

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    DAS BUCH DER UNRUHE 
    nach Fernando Pessoa
    Regie: Sebastian Hartmann 
    Online-Premiere: 11. Juni 2021 
    Staatsschauspiel Dresden - Lichthof im Albertinum

    Zum Inhalt: Fernando Pessoa ist nicht nur der wichtigste moderne Schriftsteller Portugals, seine Texte und vor allem sein BUCH DER UNRUHE gehören zu den wesentlichen Innovationen in der Literatur des 20. Jahrhunderts. Pessoa erfindet für dieses Buch ein Alter Ego, den Hilfsbuchhalter Bernardo Soares, der sein Leben im Lissabon der zwanziger und dreißiger Jahre aufzeichnet. Pessoas epochales Werk erschien erst 1982, 47 Jahre nach dem Tod des Autors. Die tagebuchartigen Aufzeichnungen bilden keine Handlung ab, es sind freie Assoziationen und innere Monologe. Das minutiöse Beschreiben innerer Vorgänge macht den Kopf des Autors zu seiner Lebensbühne, hier schildert Pessoa das ‚Drama im Menschen‘. Pessoas Sehnsucht gilt einem kontemplativen Leben und einer Ästhetik des Verzichts. Die einzige Illusion, die Pessoas Held akzeptiert, ist die Kunst.

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    KONFERENZ DER ABWESENDEN 
    von Rimini Protokoll
    Premiere: 1. Juni 2021 
    Staatsschauspiel Dresden - Lichthof im Albertinum

    Zum Inhalt: Es herrscht Krise! Und im Angesicht einer weltumspannenden Krise geht es um weltweite Zusammenarbeit. Dennoch wird die Krise diesmal lokal ausgetragen – im Namen der Welt: bei einer Konferenz, zu der niemand anreist. Eine Aufführung, zu der die geladenen Expert*innen nicht physisch auftreten, sondern von Menschen vor Ort vertreten werden. In der KONFERENZ DER ABWESENDEN übernehmen Vertreter*innen aus dem Publikum die Identität eines abwesenden Konferenzgastes. Ganz ohne CO²-Ausstoß aber auch ohne schlechte Skype- oder Zoom-Verbindung, dafür aber mit allen szenischen Mitteln des Theaters, werden die Beiträge und widersprechenden Thesen über Abwesenheit so in den Theaterraum vermittelt – und darin ausgetragen.

    Der Vorteil, nicht dort zu sein – überhaupt: nicht überall sein zu müssen – wird zum gemeinsamen Spiel, das jeden Abend neu erlebbar wird. Im Zentrum dieses Spiels stehen Menschen, die zu Träger*innen von Ideen werden und sich sowohl Biografien von Expert*innen als auch deren Gedanken spielerisch aneignen. So wird die Abwesenheit zu einem Mehrwert, weil sie Raum schafft für neue Einschreibungen und ungeahnte Perspektiven. Ghostwriter und Redenschreiber*innen, Ko-Autor*innen und Regisseur*innen zugleich, machen Rimini Protokoll in KONFERENZ DER ABWESENDEN die dokumentarische Ko-Autorenschaft zu einer Fern-Inszenierung.

    PDF-Datei: 29,95 € 23,95 €


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