Theater Bonn
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    Am Boeselagerhof 1 - 53111 Bonn
    Telefon: 0228 778008
    SPIELPLAN & KARTEN

    Jeder stirbt für sich allein

    Bewertung und Kritik zu

    JEDER STIRBT FÜR SICH ALLEIN
    nach dem Roman von Hans Fallada
    Regie: Sandra Strunz 
    Premiere: 22. März 2018 
    Theater Bonn - Kammerspiele
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    Zum Inhalt: In seinem letzten Roman schildert Hans Fallada das Leben in Berlin im Jahr 1940 und damit das Leben einer Gesellschaft in moralischer Auszehrung, in der Argwohn, Spitzeltum und Angst jegliche soziale Beziehung bestimmen. In den Berliner Hinterhöfen machen Kleinkriminelle nach wie vor ihre illustren Geschäfte, lassen sich von arbeitsscheuen Weiberhelden oder übereifrigen Hausmeistern nicht irritieren, bis deren Faulheit sich als Dummheit erweist und in rückgratloses Denunziantentum umschlägt, das allen tödlich werden kann. In diesem sich zuspitzenden Klima erblüht die leise berührende Geschichte eines Ehepaares, das Hitler entschieden, aber fast lautlos den Krieg erklärt. Zwei, die zusammenhalten und einfach ihrem Gewissen folgen. Zwei gegen siebzig Millionen, zwei gegen Denunziation und Gleichgültigkeit. In aller Ruhe und mit faszinierender Schlichtheit schreibt das Arbeiterehepaar Otto und Anna Quangel nach Feierabend Postkarten gegen Hitler und verteilt diese heimlich in Berlin. Der ganze Gestapo-Apparat wird mobilisiert, Nachbarn und Kleinkriminelle angestiftet, alles Verdächtige zu melden, und dennoch gelingt es lange nicht, die Herkunft der provozierenden Karten herauszufinden. Doch auch die politische Strategie der Quangels geht nicht auf. Die meisten Postkarten werden sofort bei der Gestapo abgegeben und finden keine wirkliche Verbreitung in der Bevölkerung. Der Widerstand des Paares ist ein Akt der Verweigerung. Sie machen nicht mehr mit, tun, was sie tun müssen, ohne heroische Attitüde. Weniger ein politischer Akt als die Entscheidung, um keinen Preis alles mit sich geschehen zu lassen. Zwei Menschen, die beharrlich gegen den Strom der Mehrheit, gegen den Strom des Populismus schwimmen und das böse Ende visionär vorhersehen, dennoch aber in einer immer unmenschlicher werdenden Zeit näher und näher zusammenrücken, zufrieden und mit sich selbst im Reinen ganz einfach lieben können.

    Regie führt Sandra Strunz, die mit HIOB und BUDDENBROOKS schon zwei äußerst erfolgreiche Produktionen in Bonn zeigte. Sie hat bereits am Schauspielhaus Hamburg, Schauspiel Frankfurt, Staatsschauspiel Dresden, Staatsschauspiel Stuttgart und an vielen anderen Bühnen gearbeitet. Außerdem ist sie als Dozentin für Regie an der Akademie für Darstellende Künste Ludwigsburg tätig. 

    Regie: Sandra Strunz
    Bühne und Kostüme: Sabine Kohlstedt
    Musik: Karsten Süßmilch, Rainer Süßmilch
    Licht: Max Karbe
    Dramaturgie: Viola Hasselberg

    TRAILER


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    2.0 von 5 Sterne
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    Perlen vor die Säue
    6 years ago
    Kritik
    ''Im Zentrum der Drehbühne bewegt sich ein kreisrundes Gebilde aus ineinander versetzt eingefassten Fenstern. Dieses Glasgebilde umgrenzt den Wohnraum der Quangels, in dem sich Sylvana Krappatsch als Anna und Matthias Breitenbach als Otto lebendig winden und austauschen. Sie agieren sozusagen hinter Glas in einem gläsernen Gefängnis zum Reingucken. Es lauert Gefahr. Für die Zuschauer sind sie hier manchmal etwas durch Säulen verdeckt, meistens jedoch gut erkennbar. Es wirkt einigermaßen skurril, wenn Otto in mehreren Szenen seine Frau kopfüber an der Wand aufhängt. Ein anderes Bild verdeutlicht, wie sich die Paardynamik ändert. Hier umarmt Otto seine unter ihm sitzende Anna. Bald gehen Gebärden mit den Händen und Armen beider Figuren ineinander über. Eine schöne Idee für ein Sinnbild des gemeinsamen Schreibens und der gemeinsam entstehenden Kraft.  Alle Darsteller tragen Tattoo-Shirts mit schwarzfarbigen zackigen Motiven (Kostüme: Sabine Kohlstedt). Dies verkörpert eindrucksvoll die quasi auf der Haut eingeschriebenen, finsteren Ideologien. Alois Reinhardt setzt als Obergruppenführer Prall mit einem SS-Mann (Daniel Gawlowski) Dressurakte durch. Beide nutzen eifrig die Mechanismen von Gewalt und Denunziation und die Wirksamkeit der Angst. Selbstherrliche Gesten mit freien Oberkörpern zeugen von ihrem bitteren Kampfgeist und ihrer mitleidloser Durchsetzungsmacht. Die Prahlerei der NS-Männer hat deutliche Längen, wirkt überzogen und oft auch komisch. Die Postkarten werden in Strunz' Inszenierung zu bloßen Papierflugzeugen degradiert, die allesamt plötzlich den übrigen Darstellern zu Füßen fallen. Die Gefahr beim Verteilen dieser Aufrufe zum Widerstand gegen das NS-Regime wird so leider nicht szenisch dargestellt. Dafür nehmen die Verwicklungen anderer Figuren wie etwa von Trudel Baumann (Johanna Falckner), der Schwiegertochter der Quangels, allzu viel Raum ein.'' Ansgar Skoda am 20. April 2018 auf KULTURA-EXTRA
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    1 von 2 Person(en) gefiel diese Kritik

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