Bewertung und Kritik zu
IN STANNIOLPAPIER
von Björn SC Deigner
Regie: Matthias Köhler
Premiere: 13. September 2019
Theater Bonn
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Zum Inhalt: Maria blickt zurück auf ihr Leben als Prostituierte. Mit schonungsloser Genauigkeit und selbstironischer Distanz zeichnet sie ein Bild ihrer einsamen Kindheit zwischen einem alkoholabhängigen Vater und einer schattengleichen Mutter. Sie schildert den Missbrauch durch einen Freund der Familie und wie sie sich zum ersten Mal verliebt, in einen Mann, der ihr Zuhälter wird. Szenische Rückblenden werfen Schlaglichter auf ihre Begegnungen mit Freiern, auf das Doppelleben, das sie führt: tagsüber im Büro, nachts auf der Straße. Sich selbst beschreibt sie dabei nicht als Leidtragende. Die unausgesprochene Frage danach, was jemanden in die Rolle des Opfers zwingt, durchzieht die Biografie dieser Frau wie ein roter Faden. Doch Marias eigene Perspektive einer nüchternen Beobachterin eröffnet einen Blick auf ihre Erlebnisse jenseits bürgerlicher Konventionen und Bewertungen.
Auf der Basis von Gesprächen mit einer Prostituierten entstanden, entfaltet der eindringliche Text seine besondere Wirkung durch Glaubwürdigkeit fern von jeder Konstruktion einer Geschichte. Er erzählt von einer Frau, die ihre Kraft aus einem unverwundbaren Kern ihrer selbst zu schöpfen scheint, und von ihrer ungebrochenen Sehnsucht nach und ihrer Liebe zu den Menschen.
Inszenierung: Matthias Köhler
Bühne und Kostüme: Ran Chai Bar-zvi
Musik: Philipp Pleßmann
Licht: Maximilian Urrigshardt
Dramaturgie: Male Günther
Leitung Männerchor: Ulrich Köhler