Zum Inhalt: Das abendfüllende Ballett von Marco Goecke erzählt von dem Tänzer und Choreographen Waslaw Nijinski. Das Stück berührt Stationen aus seinem Leben, handelt von den Brettern, die die Welt bedeuten, und zeigt, wie nah Kunst und Wahnsinn beieinander liegen können. Nijinski war einer der außergewöhnlichsten Künstler des vorigen Jahrhunderts. Als Tänzer verkörperte er Rollen, die Tanzgeschichte schrieben. Verwoben mit der Karriere ist sein Weg in den Wahnsinn. Er kämpfte gegen Schizophrenie an und musste sich zunehmend aus dem öffentlichen Leben zurückziehen. Goeckes Ballett geht über eine rein biographische Beschäftigung hinaus und zielt auf grundlegende Fragen. Im Mittelpunkt steht der Zauber und der Wert der Kunst – aber auch der Preis, den sie allen künstlerisch Kreativen unnachgiebig abverlangt.
Mit Sandra Bourdais, Nora Brown, Francesca Ciaffoni, Anneleen Dedroog, Jonathan Dos Santos, Maurus Gauthier, Rosario Guerra, Anna Süheyla Harms, Alessandra La Bella, Réginald Lefebvre, Alessio Marchini, Barbara Melo Freire, Garazi Perez Oloriz, Luke Prunty, David Rodríguez, Theophilus Vesely
Choreografie: Marco Goecke Musik: Frédéric Chopin Und Andere Bühnenbild und Kostüme: Michaela Springer Lichtdesign: Udo Haberland Dramaturgie: Esther Dreesen-schaback Choreografische Assistenz: Fabio Palombo Produktionsleitung: Alexandra Brenk Künstlerische Koordination Bühne und Kostüme: Gudrun Schretzmeier
Jubel für Rosario Guerra – Standing Ovations für Marco Goecke
6 Jahre her.
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Kritik
''Rosario Guerra ist ein Ereignis als Nijinsky, er trägt den Abend fast allein, hat viele solistische Szenen und wurde völlig zu Recht schon mehrfach für seine Darstellung ausgezeichnet.
Goeckes Nijinsky-Ballett insgesamt überzeugt jedoch nur in seinem außergewöhnlichen Tanzstil, der gerade eben variationsreich genug ist, um nicht manieristisch zu wirken. Der Kult um die Ikone, das Genie Nijinsky ist zu eindimensional. Die pantomimischen Darstellungen vor allem in der Mimik von Lust, Schmerz und Wahnsinn sind zwar wie einige der Bewegungen Anleihen bei Nijinsky und dem frühen Expressionismus, wirken jedoch in Verbindung mit dem verehrenden Blick aufgesetzt, überspannt und überzogen dramatisierend. Der Tanzstil ist avantgardistisch-modern, der Erzählstil eher psychologisierende Romantik und Moderne des Expressionismus. Mitsamt all der Schwächen eine fraglos einzigartige Choreographie – verständlicher Jubel für Rosaria Guerra, nicht ganz angemessene Standing Ovations für Marco Goecke.'' schreibt Frank Schmid auf kulturradio.de
Marco Goecke, der weltweit gefragte Hauschoreograph des Nederlands Dans Theaters und – zumindest noch bis 2018 – des Stuttgarter Balletts, nähert sich in einer Hommage an Vaslav Nijinsky, einen der ersten Superstars des modernen Tanzes zu Beginn des 20. Jahrhunderts, an.
Diese Arbeit ist nicht am Staatsschauspiel der schwäbischen Hauptstadt entstanden, sondern wurde am Theaterhaus Stuttgart von der vor 11 Jahren gegründeten, seitdem sehr umtriebigen Gauthier Dance Company entwickelt und nun ins an drei Abenden ausverkaufte Haus der Berliner Festspiele eingeladen.
Zum Glück gibt es im sehr ausführlichen Programmheft einen kurzen Abriss der Szenen: Goeckes Hommage an Nijinski ist hochgradig assoziativ. Im Zentrum des knapp 90minütigen Abends steht weniger die Biographie des Protagonisten als das Spiel mit Licht, Schatten, Stimmungen und Andeutungen.
In der Hauptrolle glänzt Rosario Guerra. Die Liebesszenen meistert er ebenso souverän wie kurze Versionen von Nijinskis Paraderollen und das finale Abgleiten in den Wahnsinn.
Der Abend ist ästhetisch beeindruckend, macht es seinem Publikum wegen seiner collagenhaften Assoziationstechnik aber auch recht schwer, sich in den Andeutungen zurechtzufinden.
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