Bewertung und Kritik zu
MEIN SÜSSES LIEB – GENTRIFIZIERUNG UND AIDS IN BERLIN
nach Texten von Sarah Schulman, Napoleon Seyfarth, Michael Sollorz, Ronald M. Schernikau u. a.
Regie: Tilman Hecker
Premiere: 26. Oktober 2023
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin
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Zum Inhalt: In ihrem Buch The Gentrification of the Mind beschreibt die amerikanische Autorin und ACT UP Aktivistin Sarah Schulman, wie AIDS im New York der Achtzigerjahre Gentrifizierung als Verdrängungsprozess auslöst: Durch das plötzliche Massensterben mehrheitlich schwuler Männer in Manhattan, deren Hinterlassenschaften in Kartons noch vor ihren Haustüren stehen, während oben schon die Wohnungspreise um ein bis zu zehnfaches steigen und die Gentry aus den Vororten in die Innenstadt nachrückt – findet eine Auswechslung der urbanen Mentalität statt, beginnt die Ära der gentrifizierten Städte, wie wir sie heute kennen.
Was Gentrifizierung als fortwährender Prozess ist, markiert Schulman zufolge AIDS als Kulminationspunkt, Krise und Schock: das Verschwinden der Stadt als Möglichkeitsraum und Quelle politischer Bewegungen, revolutionärer Visionen und Lebensformen zugunsten wirtschaftlicher Aufwertung und kultureller Homogenisierung, kurz: das Ende der Visionen und der Einzug der Vorstadtmentalität.
Die Schwulenbefreiung, so Schulman, ist nicht in den Vorstädten entstanden. Sie kommt aus der Stadt. Und wenn man deren Urbanität zerstört, schränkt man die Möglichkeiten ein, welche die Städte hervorbringen – und so verliert die ganze Welt.
Mit: Christine Groß, Perra Inmunda, Kim Ley, Meo Wulf
MÄNNER-MINNE - Schwuler Männerchor Berlin: Oren Bar Tal, Torsten Bless, Torsten Kluge, Joachim Naundorf, Peter Schmidt, Alexander Schmorl, Christian-Peter Schultz, Michael Thiel, Michael von Jan
Live-Musik: Sir Henry
Regie: Tilman Hecker
Bühne: Carlotta Schuhmann, Tilman Hecker
PRATER STUDIOS: Nina von Mechow, Leonard Neumann
Kostüme: Belle Santos
Video: Thilo Schmidt
Komposition: Ivan Cheng
Dramaturgie: Johanna Kobusch