Bewertung und Kritik zu
JAKOB LENZ
von Wolfgang Rihm
Regie: Andrea Breth
Premiere: 5. Juli 2017
Staatsoper Unter den Linden, Berlin
Zum Inhalt: 1778 sucht der von ersten Anzeichen einer paranoiden Schizophrenie geplagte Sturm-und-Drang-Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz den Pfarrer Johann Friedrich Oberlin auf, in der Hoffnung, den Verlauf der Krankheit doch noch aufhalten zu können. Doch muss Oberlin bald mit ansehen, wie der von Selbstmordgedanken gequälte Lenz zunehmend den Kontakt zu seiner Umgebung zu verlieren scheint. Der Kommunikation unfähig, transformiert sich bei Lenz das Außen der vordergründigen Realität zu einer grotesk verzerrten Projektion ins Innere. Etwa 60 Jahre später greift Georg Büchner diese Ereignisse auf und verwendet für seine Erzählung, in der sich Fiktion und Fakten vermischen, sowohl die umfassenden Aufzeichnungen Oberlins als auch wörtliche Zitate aus den Briefen des Dichters. Wolfgang Rihm, der Büchners Erzählung als »eine Zustandsbeschreibung innerhalb eines Zerfallsprozesses« bezeichnete, fand für sein zweites Musiktheater 1977/78 einen originellen Zugriff: so wie sich Wahrheit und Fiktion in Lenz’ Wahrnehmung vermischen und durchdringen, entsteht ein zwischen Tonalität und Atonalität changierendes Klanggewebe, das deutliche Bezüge zu expressionistischen Meisterwerken wie Schönbergs »Moses und Aron« und Bergs »Wozzeck« aufweist.
Musikalische Leitung: Franck Ollu
Inszenierung: Andrea Breth
Bühnenbild: Martin Zehetgruber
Kostüme: Eva Dessecker
Licht: Alexander Koppelmann
Dramaturgie: Sergio Morabito
Meinung der Presse zu „Apokalypse“ - Volksbühne
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