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Das Schiff der Träume

Bewertung und Kritik zu

DAS SCHIFF DER TRÄUME
nach Federico Fellinis E la nave va 
Regie: Anna Bergmann 
Premiere: 26. September 2024 
Deutsches Theater Berlin

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Zum Inhalt: Die Diva ist tot! Testamentarisch hat sie verfügt, dass ihre Asche auf ihrer Geburtsinsel mitten im Meer verstreut werden soll. Eine bourgeoise Trauergemeinschaft macht sich am Vorabend des Ersten Weltkriegs mit dem Luxusdampfer Gloria N. auf, der besten Opernsängerin aller Zeiten die letzte Ehre zu erweisen. An Bord ist die Crème de la Crème der Opernwelt. Die Expedition wird zur Irrfahrt durch das offene Meer mit ungewissem Ausgang.

Fellinis bildstarkes Meisterwerk Das Schiff der Träume wird zur Groteske, wenn ein Sänger:innenwettstreit im glühenden Heizkeller vor der schwitzenden Arbeiterklasse stattfindet, eine blinde Prinzessin die Farben von Musik sehen kann, der Geist von Edmea Tetua aus der Totenwelt beschworen wird, ein Huhn von einem russischen Bass-Bariton in der Küche hypnotisiert und munter italienische Opernarien zur Versöhnung der Klassen und Kulturen gesungen werden. Fellinis filmische Parabel ist ein Totenoratorium für die Diva, deren Wiederkehr ersehnt wird in einer Welt, die von Kapitalismus, Globalisierung, Krieg und Werteverfall gezeichnet ist.

Regie: Claudia Bauer  
Musikalische Leitung / Komposition: Peer Baierlein  
Bühne: Andreas Auerbach  
Kostüme: Vanessa Rust  
Video-Design: Jan Speckenbach  
Musikalische Einstudierung: Hubert Wild  
Licht: Cornelia Gloth  
Dramaturgie: Daniel Richter

3.0 von 5 Sterne
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Oratorium des Untergangs
2 Monate her.
Kritik

''Große Show für große Diven. Allen voran Countertenor Hubert Wild als Sängerin Ildebranda Cuffari, die ihre Tochter Monica (Julia Gräfner) als talentlos bezeichnet und selbst weiß, dass sie nie an die göttliche Edmea Tetua heranreichen wird. Die tote Diva (Sina Kießling) geistert ganz in Blau über die Bühne und singt auch mal den "Cold Song" aus Purcells King Arthur. Die übrige Musik hat Peer Baierlein komponiert und mit den drei Live-Musikern einstudiert. Der Komiker Sabatino Lepori (Janek Maudrich) ist ein Clown mit überdimensionalen Händen, der ein ernsthafter Künstler sein will. Der Conte di Bassano (Moritz Kienemann) ein eitler Fatzke, der Großherzog (Julia Gräfner) ein großes Kind in Uniform, das mit Pistolen herumspielt. Und auch die anderen Passagiere ergehen sich in Prahlerei und Eifersüchteleien. So viel zur anfänglichen Solidarität. Jammern auf hohem Niveau. Da legt der Abend den Finger in die Wunde.

Einmal geht es in die Unterbühne zum Nashorn (Julia Gräfner mit großem Pappkopf). Lediglich von den aufgenommenen Flüchtlingen ist nur in den Erzählungen Orlandos die Rede. Anja Schneider raunt von der internationalen Lage, von Flut und Weltgericht. Die Texte dazu hat der Dramatiker Thomas Perle geschrieben. „Diese Gesellschaft weiß nur sich selbst zu bedauern“, könnte der Hinweis in die Gegenwart sein. „Wann hat das angefangen?“ Die Datumsangaben bringen die Weltkriege mit dem 11. September, dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und dem Terrorangriff der Hamas auf Israel zusammen. Es folgt ein Hinweis auf das Mare Nostrum als Massengrab der Weltgeschichte. Schließlich finden sich alle auf leerer Bühne zum großen Untergangschoral zusammen. „Lebt wohl ihr Träume. Wir haben versagt.“ „Bleiben wird die Kunst.“ So sagt es zuvor die Untergangsgesellschaft. Hier überleben nur Möwe und Nashorn. Für die 90 Minuten ist das, wenn auch zutreffend, ein doch recht dünnes Fazit. Der Abend lebt allein durch seinen großen Schauwert. Wenn das in Zukunft auch noch weggespart werden soll, bleibt wohl tatsächlich nicht mehr viel.'' schreibt Stefan Bock am 27. September 2024 auf KULTURA-EXTRA

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Musikalisch herausragend, schauspielerisch zu viel zäher Slapstick der traumverlorenen Gestalten
2 Monate her.
Kritik

Im Mittelpunkt stehen die traumverloren-todessehnsüchtigen Diven, die Vanessa Rust mit hochtoupierten Haartürmen ausstaffiert hat. Die Ausstattung ist einer der Pluspunkte dieses Abends. Die nur etwas mehr als 90 Minuten kurze Inszenierung fühlt sich wesentlich länger an, da der Abend um einige Filmmotive wie die blinde Prinzessin, die Farben der Musik sehen kann, oder das Nashorn mäandert. Begleitet von Dorian Sorgs Livekamera steigen sie hinab in die Unterbühne des DT, die den Heizungskeller des Fellini-Schiffs verkörpern soll.

Als Theaterabend bleibt diese freie Fellini-Bearbeitung recht zäh und verliert sich im Slapstick. Umso mehr kann das Ensemble mit den Gesangseinlagen punkten, die in der zweiten Hälfte den gebührenden Raum bekommen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler singen durch die Bank hervorragend, Moritz Kienemann gibt nach dem Gastspiel in Bauers letztjährigem Dada-Abend seinen Einstand als festes Ensemble-Mitglied, als Gäste sind Anastasia Gubareva, die von 2013-2022 mit ihrer Stimme in vielen Gorki-Inszenierungen glänzte, und Sina Kießling, die zuletzt beim „Othello“ in der Lausitz zu sehen war, in der Rolle der verstorbenen, herumgeisternden Diva dabei.

Die Gesangspartien sind die Glanzlichter des Abends und retten einen ansonsten durchwachsenen Abend, der mit freundlichem, aber nicht euphorischem Premieren-Beifall aufgenommen wurde.

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