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Ursonate [Wir spielen, bis uns der Tod abholt]

Bewertung und Kritik zu

URSONATE [WIR SPIELEN, BIS UNS DER TOD ABHOLT] 
Eine dadaistische Sprechoper von Kurt Schwitters
Regie: Claudia Bauer 
Premiere: 16. Dezember 2023 
Deutsches Theater Berlin 

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Zum Inhalt: Eigenwillig und bizarr, anarchistisch und sinnentleert: Collagen-Kunst aus Müll, verwinkelte Grotten, ein Alphabet von hinten, eine wuchernde Privatwohnung ohne Außenwelt, Nonsens-Gedichte. Aberwitz und ad absurdum geführte Konventionen bis zur absoluten Sinnenlosigkeit wurden zum Markenzeichen des hannoverschen Dada-Künstlers, Dichters, Komponisten und Werbegrafikers Kurt Schwitters.

Dabei war seine Kunst geprägt von den Nachbeben des Ersten Weltkriegs, in dem sich eine ungeahnte Zerstörungswut entfesselte. Der Krieg hatte sich vom Schlachtfeld in die Köpfe verlagert. Mit dem Krieg zerfiel die vertraute Welt in ihre Bruchstücke, alle geltenden Sinnzusammenhänge verloren an Bedeutung. Ein tief verwurzeltes Gefühl der Orientierungslosigkeit machte sich breit.

REGIE Claudia Bauer
KOMPOSITION Peer Baierlein
BÜHNE Patricia Talacko
KOSTÜME Vanessa Rust
VIDEO Jan Isaak Voges
LICHT Cornelia Gloth
DRAMATURGIE Daniel Richter

3.5 von 5 Sterne
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Dada wird zum beschwingten Theaterfest transformiert
10 Monate her.
Kritik

Der Großteil der Berliner Kritik war von diesem Abend hingerissen. Zurecht! Regisseurin Claudia Bauer und ihr Komponist Peer Baierlein transformieren die lautmalerischen Vorlagen von Kurt Schwitters in ein beschwingtes Theaterfest, bei dem das achtköpfige Ensemble seiner Spielfreude freien Lauf lassen kann. Vanessa Rust hat an weiße Brautkleider erinnerende Tüllröcke und ausladende Turmfrisuren kreiert. Jeder und jede einzelne von ihnen darf dem Abend seine individuelle Note verpassen: Janek Maudrich, der zu Beginn der Spielzeit vom Münchner Volkstheater nach Berlin wechselte und bisher nur als Nazi-Karikatur in „Baracke“ zu sehen war, beweist ein schier unglaubliches Bewegungstalent und hüpft mit seinem schlaksigen Körper wie ein Gummiball über die Bühne. Moritz Kienemann, der mit dem Dresdner Ensemble 2019 gleich zwei Mal zum Theatertreffen eingeladen war, gibt den sächsischen Wutbürger, der den Aufruhr um den verdächtig Herumstehenden in „Franz Müllers Drahtfrühling“ anzettelt, das an diesem Abend als Prolog zur Ursonate dient. Mareike Beykirch, die es vom Gorki Theater ans Münchner Residenztheater und zu Beginn der Spielzeit zurück nach Berlin zog, staucht in einem „Eke“-Wutanfall den Dirigenten Valentin Wittmann zusammen, der im Graben das tolle Mini-Orchester (Maria Schneider, Lih Qun Wong) führt. Jens Koch und Lenz Moretti waren mit ihren so gegensätzlichen Körpern (massig vs. drahtig-muskulös) schon in „Edward II. Die Liebe bin ich“, einer sehenswerten SM-Variation in der Box, das ungleiche Liebespaar im Zentrum und setzen auch in diesem Oktett markante Gegenpole. Die wunderbare Combo komplettieren: Anita Vulesica, die während Ihres DT-Festengagements von 2010 bis 2018 eine der besten Komödiantinnen der Berliner Theaterlandschaft war, schmerzlich vermisst wurde und in „Ursonate“ einen ihrer seltenen Bühnenauftritte gibt, da sie sich inzwischen mehr auf das Regiefach konzentiert. Vanessa Loibl überzeugt mit toller Stimme, sie war während des Volksbühnen-Intermezzos von Klaus Dörr in dessen Ensemble zu erleben. Last but not least ist noch die eingangs erwähnte Mathilda Switala zu nennen, die sich trotz Krankheit durch den amüsanten Abend kämpfte und Sonderapplaus ihrer Kolleg*innen bekam.

Diesen bunt zusammengewürfelte Cast schweißt Bauer zu einer tollen Formation zusammen. Hinter der Präzision, mit der sie agieren, spielen, singen und tanzen, steckt harte Arbeit, die man diesem sehr unterhaltsamen Abend zum Glück nicht ansieht. Lange gab es im Deutschen Theater nicht so häufig Szenenapplaus. Lange wurde nicht so viel gelacht. 

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Dadaistische Sprechoper mit Musik
11 Monate her.
Kritik

''Ganz scheint Claudia Bauer der Sprachkraft der Ursonate nicht getraut zu haben. Gerahmt wird der Abend noch von weiteren Schwitters-Texten. So rezitiert das Ensemble zunächst einzeln und chorisch aus dem Romanfragment Franz Müllers Drahtfrühling (1921), in dem ein Mann stumm an einer Straßenecke steht und für einen Menschenauflauf sorgt, der sich zu einer kleinen Revolte der Kleinbürger entwickelt. Ein Hinweis auf die subversive Kraft der Dada-Kunst. Man könnte ja sonst meinen, das wäre hier alles nur Jux und Tollerei. Was es dann im Großen und Ganzen auch ist. Übertriebene Mimik und Gestik sind an diesem Abend großgeschrieben. Da wird gezappelt, sich verbogen und aufgeregt hin- und her gelaufen. Ganz zum Vergnügen des Silvesterpublikums inklusive genießtem Konfetti. Alles frei nach Schwitters natürlich. Nichtsdestotrotz ist das dennoch ein sehr virtuoser Abend, der Freunden von schräger Sprachkunst auch einiges zu bieten hat.

Aber vor allem das kleine, nur zweiköpfige Orchester aus Maria Schneider und Lih Qun Wong vollbringt Großes an Schlagwerk, Vibraphon und Cello. Wenngleich die musikalische Bearbeitung der Schwitters-Laute manchmal zu sehr ins Wohlige abgleitet und man im Walzertakt mitschunkeln könnte. Am besten sind die stark rhythmischen Passagen, die das Lautgedicht zum Strahlen bringen. Anita Vulesica hat zu Beginn einen komödiantischen Solopart, den am Abend gefühlt jeder einmal bekommt. Als Schwitters-Imitation hackt Vulesica auch mal in einem Merz-Gedenkraum hinter der Bühne auf die Schreibmaschinentasten, was mit der Livekamera gefilmt groß auf die Bühnenrückwand projiziert wird. Die Bühne, die Patricia Talacko für Claudia Bauers Inszenierung entworfen hat, besteht aus einem drehbaren Halbrundhorizont, mit Innenraum und Vorhang, dessen Wand sich gut für Videoprojektionen auch von Teilen des Lauttextes von Schwitters eignet.'' schreibt p. k. am 3. Januar 2024 auf KULTURA-EXTRA

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