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Bunbury. Ernst sein is everything!

Bewertung und Kritik zu

BUNBURY. ERNST SEIN IS EVERYTHING! 
von Oscar Wilde
Regie: Claudia Bossard 
Premiere: 23. September 2022 (Schauspielhaus Graz) 
Berlin-Premiere: 4. November 2023 
Deutsches Theater Berlin 

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Zum Inhalt: Um ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen entfliehen und inkognito ihre geheimen Wünsche und Sehnsüchte – ihr wahres Ich? – ausleben zu können, führen die beiden Dandys Algernon und Jack ein Doppelleben. Algernon erfindet einen kränklichen Freund namens Bunbury, der regelmäßig auf dem Land besucht werden muss, während Jack vorgibt, sich um seinen leichtlebigen Bruder Ernst zu kümmern, um möglichst oft in die Stadt reisen zu können. Dort führt er als ebenjener Ernst ein ausschweifendes Leben, während er auf seinem Landsitz das moralisch unantastbare Vorbild für sein Mündel Cecily gibt. Diese wiederum hat es sich – ebenso wie Algernons Cousine Gwendolen, um die Jack bei seinen Besuchen in der Stadt wirbt – in den Kopf gesetzt, ausschließlich einen Mann namens Ernst zu heiraten. Als Algernon in der Rolle von Jacks vermeintlichem Bruder Ernst auf dem Landsitz auftaucht, nehmen die komischen Verwicklungen ihren Lauf.

Bunbury (im Original: The Importance of Being Earnest) ist Oscar Wildes berühmteste Komödie – und zugleich seine letzte: Kurz nach der Uraufführung wurde er 1895 im Zuge eines öffentlichen Prozesses wegen homosexueller Handlungen zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer körperlicher Arbeit verurteilt. Gesundheitlich, finanziell und gesellschaftlich ruiniert, verstarb der Autor 1900 im Alter von 46 Jahren in Paris. Oscar Wildes eigenes Doppelleben, das im Gegensatz zu dem seiner Protagonisten kein glückliches Ende nahm, schreibt sich aus heutiger Perspektive unweigerlich in diese perfekt gebaute Komödie ein.

REGIE Claudia Bossard
BÜHNE UND KOSTÜME Elisabeth Weiß
KOSTÜMMITARBEIT Matthias Dielacher
CHOREOGRAFIE Marta Navaridas
MUSIK Annalena Fröhlich
LICHT (GRAZ, DT) Kristina Jedelsky, Viktor Felligi
DRAMATURGIE (GRAZ, DT) Daniel Richter , Elisabeth Tropper

3.0 von 5 Sterne
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Temporeiche Wilde-Komödie mit alternativem, queerem Ende
1 Jahr her.
Kritik

Es ist der Trumpf dieses Abends, dass hier ein offensichtlich über Jahre gewachsenes Ensemble seine Spielfreude gemeinsam auslebt. Das Tempo ist hoch, das Timing sitzt, die Figuren aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind überzeichnet, Claudia Bossard und ihr Team halten jedoch die Balance und rutschen nicht in reinen Klamauk.

Charakteristisch für diese Oscar Wilde-Interpretation ist das konsequente, schon im Titel angelegte Denglish. Häufig wechseln die Spieler*innen mitten im Satz von einer Sprache in die andere. Dabei tänzeln sie auf der fast leeren Bühne über den schmalen Catwalk, den Elisabeth Weiß in schwarz-weißen Schachbrett-Farben im Zentrum angelegt hat.

Die Verwechslungskomödie nimmt ihren Lauf, handwerklich ist nichts zu beanstanden, könnte bis auf das Faible für die Sprachverwirrung so auch an die großen Privattheater verlegt werden, ohne das dortige Boulevard-Komödien-Publikum zu verschrecken.

Nach der Auflösung aller Doppelrollen und Missverständnisse durch Katrija Lehmanns etwas zu sehr in die Karikatur einer Gouvenante abgleitende Miss Prism weicht Bossard erstmals deutlich vom Original ab. Wie bei Wilde gibt es zwar ein Happy-End, aber die heteronormative Ordnung der viktorianischen Gesellschaft wird nicht wiederhergestellt. Die beiden Dandys John Worthing (Frieder Langenberger) und Algernon Moncrieff (Andri Schenardi), die sich mit einem erfundenen Bruder bzw. kranken Freund die nötigen Freiräume für den Ausbruch aus dem strengen Korsett erlogen haben, heiraten hier nicht ihre Angebeteten, sondern küssen sich in der letzten Szene innig an der Rampe.

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