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Hate me, Tender_ Revisited

Bewertung und Kritik zu

HATE ME, TENDER_ REVISITED 
von und mit Teresa Vittucci
Premiere der Original-Version: Premio Nachwuchswettbewerb 2018 (Hochschule der Künste, Bern) 
Berlin-Premiere der Original-Version: 6.März 2019 (Sophiensaele) 
Premiere der Revisited-Version: 14. Oktober 2023 
Deutsches Theater Berlin 

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Zum Inhalt: In ihrer preisgekrönten Solo-Performance begegnet die Choreograf:in und Regisseur:in Teresa Vittucci einer der wichtigsten und prägendsten weiblichen Figuren judäo-christlicher Gesellschaften: der Jungfrau Maria. Voller Humor und mit großer Neugier entwirrt Vittucci das queere Potenzial dieser Ikone, welche die mitfühlende Frau und trauernde Mutter verkörpert und kulturell als Inbegriff von Reinheit, Unschuld und Perfektion gilt. In ihrem Stück begibt sich Vittucci auf einen Kreuzzug der Verletzlichkeit, um die Matriarchin Maria als mächtige Heldin und Botschafterin eines queeren Feminismus zu rehabilitieren.

Eine Auseinandersetzung mit der Jungfrau Maria muss – wie es im Namen schon steckt – zwangsläufig damit beginnen, zuerst ihre Jungfräulichkeit zu dekonstruieren. Bevor man sich Maria als Mensch und Persönlichkeit mit berührenden Eigenschaften wie ihrer Verletzlichkeit, Barmherzigkeit und Liebe – in denen schlussendlich das feministische und agitierende Moment eines idealen Gesellschaftsvertrags steckt – nähern kann, gilt es diese größte aller Attributionen zu hinterfragen: ihren vermeintlich unversehrten Körper.

Konzept, Text und Performance: Teresa Vittucci
Ausstattung: Jasmin Wiesli, Moïra Gilliéron
Dramaturgie: Benjamin Egger, Johann Otten

2.0 von 5 Sterne
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Unfertige Hochschul-Produktion
1 Jahr her.
Kritik

Der Zusatz „Revisited“ verrät es schon: bei dieser Solo-Performance, die am 14. Oktober 2023 ins Repertoire der Box des Deutschen Theaters Berlin übernommen wurde, handelt es sich um eine neue Fassung eines schon mehrere Jahre alten Stücks, das Vittucci im Rahmen ihres Studiums entwickelt hat und beim Premio Nachwuchspreis der Schweizer Hochschulen 2018 einen zweiten Platz belegte.

In den folgenden Jahren bis zu den Corona-Lockdowns tourte das Stück durch die Freie Szene, war zum Impulse Festival nach NRW, zum ImPuls Tanz nach Wien eingeladen, gewann den Swiss Dance Awatd und gastierte 2019 auch schon in den Sophiensaelen.

Dort passte es auch sehr gut in das ästhetische Konzept von Franziska Werners im Sommer zu Ende gegangener Intendanz: Selbstbewusst setzt Vittucci ihren gesamten Körper ein, der, wie sie in Interviews betonte, dem Idealbild einer Tänzerin so gar nicht entsprechen will. Im Lauf der 75 Minuten steigt der Wortanteil, mal im Plauderton einer Stand up-Comedian, mal im Studien zitierenden Lecture-Tonfall.

Das Hymen, das bis heute in patriarchalen Gesellschaften für „Jungfräulichkeitstests“ missbraucht wird und von vielen jungen Frauen vor der Ehe zugenäht wird, steht im Zentrum des Schlussdrittels ihrer Performance. Vittucci erklärt die veralteten, ideologischen Ansichten, die dahinter stecken. Den Bogen zur Jungfrau Maria, über den das Programmheft reflektiert, deutet Vittucci an, bevor der Abend mit banalen Mitmach-Aktionen der ersten Reihe enden.

Es ist ein programmatisches Statement der neuen Intendantin, dass sie eine feministische Performance aus der Freien Szene in die Box holt: nach ungewöhnlich vielen Übernahmen aus dem Repertoire ihres Vorgängers Uli Khuon setzt sie damit eigene Akzente. Allerdings gibt es aus diesem Spektrum wesentlich interessantere Arbeiten als dieses Solo, das dramaturgisch auch in der „Revisited“-Version noch zu sehr wie eine unfertige Hochschul-Produktion wirkt.

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