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Deutsches Theater Berlin
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Prima Facie

Bewertung und Kritik zu

PRIMA FACIE 
von Suzie Miller
Regie: András Dömötör 
Premiere: 17. September 2023 
Deutsches Theater Berlin 

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Zum Inhalt: Trotz Bestnoten, Einser-Abi und ausgezeichnetem Bachelor-Abschluss: Zwei Drittel aller Studierenden der Top Law School werden ihr Studium nicht abschließen. Von denen, die es schaffen, wird nur die Hälfte als Jurist:in arbeiten. Und nur fünf davon als Anwält:in. Aber Tessa hat es geschafft. Aus dem Arbeiterkind, das sich seinen Platz hart erkämpft, wird eine erfolgreiche Strafverteidigerin, die mit Stolz ihre Rosshaarperücke trägt. Wie alle Strafrechtsanwälte glaubt Tessa an das Gesetz, an das System und an die Unschuldsvermutung, die für sie keine Floskel ist, sondern das Fundament einer zivilisierten Gesellschaft. Deshalb verteidigt auch sie die Angeklagten, sucht nach Lücken in der Anklage und prüft akribisch die Aussagen von Opfern und Zeugen. Und Tessa ist eine der Besten in ihrem Job.

Ob Drogenprozesse, Korruptionsvorwürfe oder sexuelle Übergriffe: Tessa geht es um die juristische Wahrheit und den Beweis, mithilfe dessen ihre Angeklagten vor dem Gesetz für „unschuldig“ erklärt werden. Im Kreuzverhör spielen Sympathien keine Rolle, jede und jeder muss sich den scharfen Fragen der Anwältin stellen, auch Opfer vermeintlicher sexueller Übergriffe, deren Aussagen vor Gericht analysiert und auseinandergenommen werden. Bis zu dem Tag, an dem etwas passiert, was Tessa nie für möglich gehalten hätte: Ihr Kollege, mit dem sie eine Affäre hat, wird nach einem Date sexuell übergriffig. Während ihr Leben vor ihren Augen zusammenbricht, wird Tessa von der Strafverteidigerin zur Anklägerin und erlebt die Vorgänge im Gerichtssaal von der anderen Seite.

Regie: András Dömötör
Bühne und Kostüme: Moïra Gilliéron
Musik: Tamás Matkó
Dramaturgie: Jasmin Maghames

2.0 von 5 Sterne
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Emotionaler, aber auch sehr plakativ-klischeehafter #metoo-Monolog
1 Jahr her.
Kritik

Die zweite Premiere des DT-Eröffnungswochenendes traf den Nerv eines großen Teils des Publikums: Langer Jubel und stehende Ovationen für einen sehr emotionalen, knapp 100minütigen Monolog eines Vergewaltigungsopfers. „Prima Facie“ der Australierin Suzie Miller, die wie Ferdinand von Schirach sowohl Anwältin als auch Theaterautorin ist, bedient die Gefühlsklaviatur eines Broadway- und Westend-Hits perfekt. Der von Anne Rabe (gerade für die Shortlist des Deutschen Buchpreises nominiert) übersetzte Text ist mitreißend, macht aber auch keinen Hehl daraus, wie schematisch und kühl er konstruiert ist.

Sehr zeigefingerhaft mündet „Prima Facie“ in eine Abrechnung mit dem männlich geprägten Rechtssystem. Mit aller Wucht positioniert sich der Text sehr eindeutig in den Grauzonen sexueller Übergriffe, die vor Gericht oft zu Schlammschlachten werden und aus Mangel an eindeutigen Beweisen in vielen Fällen mit Freisprüchen enden. Keine Frage: das Stück trifft einen wichtigen, diskussionswürdigen Punkt. Das Problem ist aber, dass der Abend jenseits seines „Fuck Patriarchy“-Furors keine Antwort anbietet, wie denn ein Strafverfahren und Rechtssystem konkret aussehen könnte, das diese höchst intimen Vorfälle, bei denen Aussage gegen Aussage steht, zweifelsfrei aufklären und ahnden könnte.

Zur Lounge- und Jazz-Musik von Tamás Matkó tänzelt die Schauspielerin Mercy Dorcas Otieno auf die fast leere Bühne. Sie wirft sich in die emotionale Achterbahnfahrt ihrer Figur: anfangs selbstbewusst-breitschultrige Top-Anwältin im Business-Kostüm, die aus einfachen Verhältnissen aufstieg und es allen gezeigt hat, nach einer kurzen Schwarzblende im zweiten Teil aufgewühltes, sich unter dem Druck des Kreuzverhörs in Widersprüche verstrickendes Vergewaltigungsopfer, das schließlich am eigenen Berufsstand (ver)zweifelt. Otieno spielt die Rolle voller Leidenschaft und mit beeindruckender Körpersprache. In ihrer Wut verschluckt sie allerdings zu oft Silben, so dass die Textverständlichkeit vor allem in der ersten Hälfte etwas litt.

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