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    humanistää!

    Bewertung und Kritik zu

    HUMANISTÄÄ! - EINE ABSCHAFFUNG DER SPARTEN 
    nach Ernst Jandl
    Regie: Claudia Bauer 
    Premiere: 15. Januar 2022 
    Volkstheater Wien 

    Eingeladen zum 59. Berliner Theatertreffen (2022)  

    https://ir-de.amazon-adsystem.com/e/ir?t=aufderbuehne-21&l=li3&o=3&a=3518188259Zum Inhalt: Ein hochdekorierter Geschichtsprofessor und ein Künstler von internationalem Renommee begegnen und verbrüdern sich: Sie lobpreisen die deutsch-österreichische Kulturgeschichte, beweihräuchern gegenseitig ihr Wissen, und sind sich einig, dass sie bestens das Geistesleben repräsentieren – schließlich haben sie ja beide bereits einen Nobelpreis erhalten. Auch das Auftauchen einer schwangeren Frau in einer Notsituation lenkt allenfalls kurz ab: Zu wichtig sind der Geltungsdrang und die Freude am elitären Urteil. Doch je länger die Hymnen auf Mitmenschlichkeit, Tradition und Kunsthandwerk fortdauern, desto bedrohlicher beginnt ihr Elfenbeinturm zu schwanken…
    Ernst Jandls Erfolgsstück, der Einakter DIE HUMANISTEN (1976 in Graz uraufgeführt) ist typisch für sein Werk: Hochmusikalisch und bitterböse rechnet es mit gesellschaftlichen Altlasten ab, dabei voller Klarheit, Hintersinn und Witz. Und natürlich spielen wie bei wohl allen Jandl-Texten die Sprache und das Sprechen selbst die Hauptrolle: Sprache wird zum lebendigen Akteur, durch ihre Verfremdung und Verstümmelung ermöglicht sie neue Wirklichkeiten.
    Ob nun in seinen verstreuten HUMANISTEN, im wehmütig-humorvollen Künstlerdrama AUS DER FREMDE oder im ausufernden lyrischen Werk – in den auseinanderstrebenden, frei flottierenden Sprachgebäuden Jandls kann die Welt endlich so dargestellt werden, wie man* selbst ihr immer wieder begegnet: als expressive Aneinanderreihung von Sinneseindrücken, als fragmentarisches Erleben von Gesellschaft, als trügerisches Wandeln zwischen Melancholie und Komik.

    Mit: Elias Eilinghoff, Evi Kehrstephan, Bettina Lieder, Hasti Molavian, Nick Romeo Reimann, Julia Franz Richter, Uwe Rohbeck, Samouil Stoyanov.

    Regie: Claudia Bauer
    Bühne: Patricia Talacko
    Kostüm: Andreas Auerbach
    Komposition und musikalische Leitung: Peer Baierlein
    Lightdesign: Paul Grilj
    Sounddesign: Sebastian Hartl
    Dramaturgie: Matthias Seier
    Übertitel: Johanna Metz
    Musiker: Igor Gross, Lukas Lauermann
    Dirigentin: Jera H. Petriček
    Live Kamera: Thomas Barcal

    3.5 von 5 Sterne
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    Sprachspielereien und Körperkomik á la Fritsch
    2 years ago
    Kritik
    Besonders schön ist der „Calypso“-Tanz zum Refrain: „ich was not yet / in brasilien / nach brasilien / wulld ich laik du go“. In dieser Zeile wird deutlich, was Claudia Bauer und ihr Ensemble an diesem Abend bieten: höheren, sprachverliebten Blödsinn mit wunderbar choreographierten Verrenkungen.  Zu loben ist vor allem die Präzision, mit der dieses hervorragende Ensemble unterhält, das sich vor allem aus Spieler*innen zusammensetzt, die mit Kay Voges aus Dortmund kamen oder von den drei wichtigsten Münchner Theater nach Österreich zogen bzw. zurückkehrten. Ein kleiner Wermutstropfen an diesem vom Wiener Publikum bejubelten und ansonsten so gut getimten Abend ist nur, dass er eine halbe Stunde zu lang ist. Hier unterschied sich Claudia Bauers „humanistää!“ auch von ihrem ästhetischen Vorbild: in ihrer Lust an Körperkomik und Sprachakrobatik tritt diese Inszenierung deutlich in die Fußstapfen von Herbert Fritsch, der mit seinen Volksbühnen-Dada-Experimenten „murmel murmel murmel“, „der die mann“ oder „Pfusch“ jahrelang ein Theatertreffen-Abo hatte, dem turbulenten Wahnsinn stets nach 90, maximal 100 Minuten ein Ende setzte, nun aber etwas aus der Mode gekommen ist. In diese Lücke springt Bauer beherzt hinein, auch sie fast schon ein Stammgast des Theatertreffens. Die feinziselierte Sprachakrobatik und Körperkomik kannte man bisher von ihr nicht, ihre Arbeiten waren meist aus deutlich gröberem Holz geschnitzt, allen voran ihre platte Tartüffe-Verulkung aus Basel im 2019er Jahrgang des Theatertreffens. Bemerkenswert an diesem Abend ist also nicht, dass er dem Theaterpublikum neue Ästhetiken und Perspektiven bieten würde. Vielmehr handelt es sich um eine bewährte Ästhetik, die hier virtuos auf die österreichischen Sprachspieler*innen Jandl/Mayröcker adaptiert wurde. Ebenfalls handelt es sich um einen bereits etablierten Slot im tt-Tableau, den statt Altmeister Fritsch diesmal eine bekannte, nur auf dieser, „seiner“ Stamm-Position ungewohnten Regisseurin besetzt. Auch in Berlin beim Theatertreffen wird dieser handwerklich sehr gut gemachte, „famose Quatsch“ (Theresa Luise Grindlstraßer auf Nachtkritik) seine Fans finden. Weiterlesen
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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    humanistää! - Volkstheater Wien
    1 year ago
    Kritik
    ''Für die Eingangsszene von Jandls selbstreflexivem Text aus der fremde hat Patricia Talacko eine kleine Guckkastenbühne mit Esstisch in das Bühnenportal gesetzt. Darin schneiden Bettina Lieder und Samouil Stoyanov im Jandl/Mayröcker-Outfit (Kostüme: Andreas Auerbach) rhythmisch zur Musik aus dem Orchestergraben Schnitzel und prosten sich immer wieder zu. Der rein im Konjunktiv und in der dritten Person verfasste Text wird seitlich über Standmikrofone von anderen MitspielerInnen samt Strophennummerierung eingesprochen. Der Abend wird immer wieder auf diesen Text, der die Schwierigkeiten und Mühen eines Autors beim Schreiben reflektiert, zurückkommen. Die Bühne weitet sich später nach hinten in eine Art Konferenzraum mit Türen und abgehängten Neonleuchten. Zum durch ständige Lautverschiebungen gekennzeichneten Gedicht "l´amour/ die tür/ the chair/ der bauch" tänzelt das Ensemble beschwingt durch den Raum. Auch zu Jandls Denglisch-Joke Calypso ("ich was not yet/ in brasilien/ nach brasilien/ wulld ich laik du go") oder zum Gedicht an der schreibmaschine gibt es sehr schöne rhythmische Choreografien. Ein Höhepunkt ist sicher die Darbietung der humanisten („ich sein ein universitäten professor kapazitäten von den geschichten/ was du sein?/ ich sein ein groß deutschen und inder national nobel preisen kunstler/ was du sein?“) von Julia Franz Richter und Elias Eilinghoff als clownesker Schwanzvergleich. Sie werden dabei von Hasti Molavian, umschwirrt, die im klassischen Sopran ein weiteres Lautgedicht Jandls singt. Etwas abgründiger wird es mit Samouil Stoyanov, der Jandls deutsches gedicht, eine Abrechnung mit dem österreichischen Alltagsfaschismus, als gefährliches Aufziehmännchen performt.'' schreibt Stefan Bock am 13. Mai 20222 auf KULTURA-EXTRA
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