Zum Inhalt: „Der Beste muss mitunter lügen; zuweilen tut er’s mit Vergnügen.“ Wilhelm Busch brachte bereits das Dilemma auf den Punkt, für einen „guten Zweck“ die Lüge der Wahrheit vorzuziehen. Die meisten von uns kommen ohne ihre tägliche Dosis von Unwahrheiten nicht über den Tag. Anders ist das bei dem 11-jährigen Matti, der zusammen mit seinem kleinen Bruder Sami gegen die Lüge, diesen „Fehler des Universums“, ins Feld zieht. Das gestaltet sich noch einigermaßen einfach bei einem Aprilscherz (Delfine in einem Ententeich) und bei dem Geflunker ihrer Eltern, sie würden seit Jahren für bedrohte Tiere spenden. Brenzlig wird es erst beim dritten „Fehler des Universums“, bei dem es sich um eine faustdicke Lüge handelt. Papa Sulo protzt nämlich vor seinem Bruder, als erfolgreicher Softwareentwickler stünde sein Umzug mit der Familie in die Schweiz kurz bevor. Um das Unmögliche noch Wirklichkeit werden zu lassen, greift Matti zu sehr zweifelhaften Mitteln, die dazu führen, dass die Familie in Finnland strandet, ohne Haus, ohne Auto, ohne Geld, und nicht mehr weiter weiß. Auch wenn das nicht das Ende der Geschichte ist …
Mit Johanna Franke, Jost op den Winkel, Benjamin Werner
Inszenierung: Birga Ipsen Bühne, Kostüme: Janine Hagedorn Dramaturgie: Marie Senf
„Erwachsene lügen gerne“, so die Erkenntnis des 11jährigen Matti. Das Kindertheaterstück Matti und Sami und die drei größten Fehler des Universums von Salah Naoura zeigt nun auf, welche Konsequenzen diese zunächst recht banal erscheinende Erkenntnis für Kinder hat – und wie trotz verletzten Gefühlen und Enttäuschungen auch manchmal etwas Gutes daraus entstehen kann. Das Universum macht Fehler, aber diese können korrigiert werden. (...)
Birga Ipsen (Inszenierung) und Marie Senf (Dramaturgie) ist eine feine Charakterzeichnung gelungen, die von dem dreiköpfigen OSKAR-Ensemble (Sparte Kindertheater am Theater Osnabrück) raffiniert umgesetzt wird. Mühelos schlüpfen Jost op den Winkel (u.a. die Mutter und Onkel Jussi) und Benjamin Werner zwischen mehreren Rollen hin und her, ohne den Handlungsfluss zu unterbrechen. So unterschiedlich die einzelnen Figuren sind, so überzeugend werden diese auch ganzheitlich in Mimik und Gestik dargestellt. Johanna Franke bietet ihren Kollegen genügen Raum für Präsenz, obwohl Matti im Mittelpunkt des Geschehens steht. Wunderbar zu sehen ist, wie es ihr gelingt, den 11jährigen Jungen authentisch darzustellen. Auch die suggerierte Nähe zwischen der Rolle und dem kleinen Bruder ist deutlich zu erkennen – ein genialer Einfall seitens der für die Inszenierung Verantwortlichen. Ein Besuch zeigt, dass das Publikum, an das sich das Stück richtet, die gut eine Stunde Schauspiel aufmerksam verfolgt. Kindertheaterstück Matti und Sami und die drei größten Fehler des Universums reflektiert auf einfühlsame Weise die kindliche Wahrnehmung von Realität und hat somit einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert auch für Erwachsene. Absolut empfehlenswert!'' schreibt Sina-Christin Wilk am 10. März 2018 auf KULTURA-EXTRA