DOROTEA in «Don Quijote»

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    1. Teil, 36. Kapitel - Welches von andern merkwürdigen Begebnissen handelt, so sich in der Schenke begaben. 

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    24006072 24006072 XlDOROTEA: Wenn nicht etwa, o mein Gebieter, die Strahlen dieser Sonne, die du jetzt verfinstert in deinen Armen hältst, die Strahlen deiner Augen verdunkeln und löschen, wirst du bereits bemerkt haben, daß das Weib, das zu deinen Füßen kniend liegt, die unselige Dorotea ist, sie, die vom Glück verlassen ist, solange du es nicht anders willst. Ich bin jenes demütige Landmädchen, das du aus Güte oder Neigung zu der Höhe erheben wolltest, daß sie sich die Deinige nennen durfte; ich bin jene, die, von den Schranken der Sittsamkeit umhegt, ein zufriedenes Leben lebte, bis sie auf die Stimme deiner ungestümen Bewerbung und deiner dem Anscheine nach redlichen und liebevollen Gesinnung hin die Pforten ihrer mädchenhaften Scheu auf tat und dir die Schlüssel ihrer Freiheit übergab: eine Gabe, für die du so schlechten Dank erwiesen, daß ich gezwungen bin, mich hier zu befinden und dich unter solchen Umständen wiederzusehen, wie ich dich hier sehe. Aber bei alledem möchte ich nicht, daß dir in den Sinn käme, ich sei etwa in ehrlosem Lebenswandel hierhergeraten, da mich doch nichts hergeführt hat als ein Lebenswandel voll Qualen, voll Schmerz darüber, daß ich mich von dir vergessen sah. Du, du hast gewollt, daß ich die Deine wurde, und du hast es mit solchem Ernste gewollt, daß du, wenn du auch nunmehr wolltest, ich wäre es nicht, unmöglich aufhören kannst, der Meinige zu sein. Bedenke, mein Gebieter, für den hohen Reiz und Adel, um dessentwillen du mich verlassen hast, kann dir die Liebe sondergleichen, die ich dir widme, einen Ersatz bieten. Du kannst der schönen Luscinda nicht angehören, weil du mir angehörst, und sie kann nicht die Deine sein, weil sie Cardenios Gattin ist. Und es wird dir leichter fallen, wenn du es wohl erwägst, daß du deinem Willen gebietest, die zu lieben, die dich anbetet, als daß du jene, die dich verabscheut, vermögen kannst, dich wahrhaft zu lieben. Du, du hast meine Unerfahrenheit umgarnt, du hast mein reines Gemüt mit Bitten bedrängt; mein Stand war dir nicht unbekannt; du weißt wohl, unter welchen Bedingungen ich mich deinem Willen ergab; es bleibt dir weder Grund noch Vorwand, dich für hintergangen zu erklären. Und wenn dem so ist – und es ist so! – und wenn du ein ebenso guter Christ als Edelmann bist, warum gehst du so krumme Wege und zögerst, mich auch am Ende glücklich zu machen, wie du mich am Anfang glücklich gemacht hast? Und liebst du mich nicht als das, was ich bin, als deine wirkliche und rechtmäßige Gemahlin, dann darfst du mich wenigstens als deine Sklavin lieben und bei dir aufnehmen. Wenn ich in deiner Gewalt bin, will ich mich selig und beglückt schätzen. Gib nicht zu, wenn du mich verstößt und schutzlos lassest, daß alsdann die Leute auf der Straße zusammenstehen und meine Ehre mit böser Nachrede verfolgen; bereite nicht meinen greisen Eltern ein so trauriges Alter; denn die redlichen Dienste, die sie den Deinigen als treue Untertanen geleistet, verdienen nicht solchen Lohn. Und wenn du glaubst, du würdest dein Blut durch Vermischung mit dem meinigen verunehren, so bedenke, daß es selten oder nie einen Adel gibt, dem nicht das nämliche geschehen wäre, und daß ein Adel, der sich von den Frauen herleiten ließe, bei erlauchten Geschlechtern nicht in Betracht gezogen wird; zumal der wahre Adel nur in der Tugend besteht. Und wenn diese dir fehlt, weil du mir verweigerst, was du mir nach allem Rechte schuldest, dann habe ich die Vorzüge des Adels in weit höherem Maße als du. Endlich, Señor, und das ist das letzte, was ich dir sage: ob du nun willst oder nicht willst, ich bin deine Gemahlin; dessen Zeugen sind deine Worte, die nicht lügen werden und nicht lügen dürfen, wenn du wirklich das an dir hochachtest, um dessentwillen du mich mißachtest; Zeuge ist die Unterschrift, die du mir gegeben, und Zeuge der Himmel, den du selbst zum Zeugen deiner Versprechungen aufgerufen. Und wenn alle diese Zeugnisse fehlen sollten, so wird doch dein Gewissen nicht verfehlen, inmitten deiner Freuden schweigend zu reden; es wird für diese Wahrheiten, die ich dir gesagt, in die Schranken treten und deine besten Genüsse und Wonnen dir zerstören.

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