KÖNIG HEINRICH in «König Heinrich IV.» I.

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    1. Teil, 3. Aufzug, 4. Szene 

    König Heinrich und Prinz Heinrich. 

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    1445386 1445386 XlKÖNIG HEINRICH: Der Himmel vergebe dir! Aber laß mich dir mein Erstaunen darüber bezeugen, Harry, daß deine Neigungen sich so weit von dem edeln Flug aller deiner Vorältern entfernen. Du hast durch deine rohe Lebensart deinen Plaz im Staats-Rath verlohren, der nun durch deinen jüngern Bruder erfüllt wird; du hast die Herzen des ganzen Hofs, und alle Prinzen von meinem Blut verlohren. Niemand hoffet oder erwartet etwas Gutes von deiner Zeit, und jede Seele sagt sich selbst prophetisch deinen Fall vorher. Hätte ich deine Sitten gehabt, hätt' ich in den Augen der Welt mich so gemein und verächtlich gemacht, durch eine so pöbelhafte Gesellschaft mir selbst meinen Werth benommen; die Meynung, die mir zur Crone half, würde dem vorigen Besizer treu geblieben seyn, und mich in ruhmloser Verbannung, unbemerkt und in der Menge des verdienstlosen Hauffens, verlohren, vergessen haben. Aber da ich selten gesehen wurde, erschien ich niemals, ohne wie ein Comet, jedes Aug' auf mich zu ziehen. Die Väter sagten dann zu ihren Kindern: Diß ist er! Wo, wo? fragten andre; welcher ist Bolingbroke? Und dann stahl ich, wie ein andrer Prometheus, diese huldreiche Leutseligkeit vom Himmel, dieses göttliche Feuer, wodurch die Könige die Liebe ihrer Unterthanen nähren, entzog die Herzen des Volks durch die Demuth, in die ich mich einkleidete, ihrem Oberherrn, und empfieng lautes Zujauchzen und frolokende Grüsse, selbst in der Gegenwart des gekrönten Königs. Auf diese Art erhielt ich mich immer frisch und neu in den Augen der Menge; und meine Gegenwart, mit desto größrer Pracht begleitet, je seltner sie war, schien jedesmal ein öffentliches Fest, das mit allgemeinen Freuden-Zeichen gefeyrt wurde. Der hüpfende König trabte indeß in einer Gesellschaft von Hofnarren und schaalen Wizlingen, (wie dürre Reiser gleich angezündt und gleich verbrennt), auf und nieder, vergab seine Königliche Würde, mengte sich unter unbärtige Spaßvögel und Geken, und erlaubte ihnen seine Majestät durch Scherze und unanständige Vertraulichkeit zu entweihen; er ließ sich, wie die gemeinsten Pflastertreter, in allen Gassen sehen, und sättigte die Leute durch seinen täglichen Anblik so sehr, bis er ihnen ekelhaft wurde. Mußte er sich hernach bey öffentlichen Anläsen sehen lassen, so ward er nur, wie der Gukguk im Brachmonat, gehört, nicht geachtet; geseh'n, aber mit dem nachläßigen Blik, der über einen alltäglichen Gegenstand hinweggleitet; nicht mit dem weitoffnen wundervollen Auge, das auf die sonnengleiche Majestät geheftet wird, wenn sie selten aus ihrer Verhüllung hervorglänzt; sondern mit schläfrigen, gesenkten Augliedern, mit dem düstern verdrießlichen Blik, den man auf einen Feind wirft, von dessen Gegenwart man belästigt, gedrükt und überfüllt wird. Und in eben dieser Linie, Harry, stehst du. Du hast deine fürstliche Vorrechte verlohren, indem du dich niederträchtiger Gesellschaft Preiß gegeben hast. Nicht ein einziges Auge, das nicht deines alltäglich gewordnen Anbliks überdrüßig ist; das meinige ausgenommen, das dich zu sehen verlangt hat, und nun, wider meinen Willen, von den Zeichen einer allzugrossen Zärtlichkeit überfließt.


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