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    Als die Götter Menschen waren

    Bewertung und Kritik zu

    ALS DIE GÖTTER MENSCHEN WAREN 
    von Amir Gudarzi
    Regie: FX Mayr 
    Premiere: 26. Januar 2024 
    Nationaltheater Mannheim 

    Eingeladen zu den DT-Autorentheatertagen am 7./8. Juni 2024

    Zum Inhalt: Alles hat mit allem zu tun: Der vielfach ausgezeichnete Amir Gudarzi verknüpft Geschichte mit Gegenwart, stellt schwindelerregende Zusammenhänge her zwischen Mythen und Alltagserzählungen, zwischen dem Kleinsten und dem ganz Großen. In der Spielzeit 2023.24 ist er Hausautor am Nationaltheater Mannheim und nimmt eine der ältesten Überlieferungen überhaupt zum Ausgangspunkt seines neuen Stücks:

    Als die Götter Menschen waren, so beginnt ein mesopotamischer Mythos, musste die Erde in harter Arbeit erst noch geformt werden. Den Gottheiten wurde das beschwerlich und sie erschufen die Menschen, damit diese fortan für sie schufteten. Aber ihre Geschöpfe wurden ihnen bald zur Last. Sie waren laut, nervig und raubten ihnen mit ihrem Geschrei den Schlaf, weshalb die Allmächtigen versuchten, sie mit Plagen, Sintflut und Sterblichkeit zum Schweigen zu bringen. Amir Gudarzi verfolgt die Motive dieser alten Erzählung von der Vergangenheit bis in unsere Zeit – und vielleicht bis in eine ferne Zukunft, wo die Erb*innen Elon Musks kopfschüttelnd die Überreste der heutigen Kultur zu entschlüsseln versuchen.

    Regie: FX Mayr
    Bühne: Anna Wohlgemuth
    Kostüme: Korbinian Schmidt
    Musik: Martina Berther
    Dramaturgie: Franziska Betz

    3.0 von 5 Sterne
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    Komplexe Montage zu aktuellen politischen Krisen
    1 Monat her.
    Kritik

    Amir Gudarzis Schreibstil zeichnet sich dadurch aus, dass er aktuelle Krisen im Nahen und Mittleren Osten, aber nicht nur dort, genau beobachtet. Seine Handlungsstränge erzählen in parallel montierten Szenen mit schnellen Schnitten. Seine Texte wirken oft mehr wie Lesedramen. Sie zu inszenieren, ist eine Herausforderung.

    Wie gewohnt, holt Gudarzi weit aus, bedient sich bei Motiven des mesopotamischen Atrahasis-Epos und schlägt den Bogen bis zu seinem Lieblingsgegner Elon Musk, der in einem DeepFake über seine Vision, den Mars zu besiedeln, schwadroniert. In der vielstimmigen Collage, die vom Corona-Lockdown über die Frage fairer Impfstoff-Verteilung bis zur im Iran niedergeschlagenen „Frau, Leben, Freiheit“-Revolution reicht, kristallisieren sich drei Einzelschicksale heraus, die genauer beleuchtet werden: Ištar (Sarah Zastrau), hochqualifizierte Ingenieurin aus dem Irak, bekam ihre Abschlüsse nicht anerkannt, ist bei Tesla in Grünheide für die Müllentsorgung zuständig und hat mit Giftstoffen zu kämpfen. Amazon-Bote Mazlum (Leonard Burkhardt) wird per Live-Tracking durch Altbau-Treppenhäuser gehetzt und ins Depot zum Sortieren der Waren strafversetzt, als er es wagt, einen Betriebsrat zu gründen. Johnny (Larissa Voulgarelis) floh aus Aleppo und kurvt mit der Google-Kamera auf dem Auto-Dach durch die Gassen Wiens, um die Maps-Dienstleistungen zu aktualisieren.

    Trotz der Überfülle an Themen, die Gudarzi in seinem Zettelkasten hatte und abhakt, trägt es das Auftragswerk „Als die Götter Menschen waren“ nicht aus der Kurve. Klassen- und Ausbeutungsverhältnisse sind als zentrales Thema klar erkennbar, im ATT-Rahmenprogramm war ein Vertreter von ver.di zu Gast, der über die prekären Arbeitsverhätnisse von Paketboten berichtete.

    Die Herausforderung, den durch Zeiten und Themen hüpfenden Text auf die Bühne zu bringen, nahm Regisseur FX Mayr an. Der Österreicher ist der neuen DT-Intendantin Iris Laufenberg bereits aus ihrer Grazer Zeit als langjähriger Arbeitspartner verbunden und stellte in Berlin mit „Der geflügelte Froschgott“ eine erste Inszenierung vor. Charakteristisch für Mayrs Regie-Stil sind die vielen choreographischen Elemente: während die tänzerischen Einlagen beim furiosen Froschgott-Duett von Regine Zimmermann/Bernd Moss noch drangeklebt wirkten, fügen sich die Nummern in seiner Mannheimer „Als die Götter…“-Arbeit organisch in eine 90minütige Folge schnell geschnittener Szenen ein.

    Weiterlesen: https://daskulturblog.com/2024/06/08/als-die-goetter-menschen-waren-nationaltheater-mannheim-kritik/

     
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