Zum Inhalt: Die Räuber sind Ganoven. Ihr Ideal verratend, sich für die Armen und Unterdrückten einzusetzen, stehlen sie Gold und Pferde, bedienen sich frei an Zivilisation und Natur. In einem außer Kontrolle geratenen sozialen Gefüge rechnet Friedrich Schiller in seinem ersten Stück mit Staatswillkür ab und setzt sich mit dem Bösen auseinander, sucht nach Kippmomenten, in denen grundsätzliche Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Respekt verraten werden. Bonn Park geht es in seiner Bearbeitung des Stoffes um eine Utopie, ein Gefühl, nach dem wir uns sehnen, einen Cut in der Geschichte, der Schönheit und neue Ideen an die Stelle von Griesgrämigkeit setzt. Schillers Figuren eint das Begehren zu wissen, wer sie sind und, in der Happy-End-Version, wer sie sein könnten: Die besseren Räuber. Diese Räuber glänzen, sie sind freundlicher denn je und begehen nur noch die richtigen Verbrechen. Sie lassen andere ausreden, respektieren jene, die nie respektiert werden – und bringen die zur Strecke, die sich weigern, in makellosem Zauber zu leben.
Mit Eva Bühnen, Sachiko Hara, Jonas Hien, Matti Krause, Sasha Rau, Angelika Richter Zauberer: Jan Logemann Musikerin: Fee Aviv Dubois
Regie: Bonn Park Bühne Und Kostüme: Laura Kirst Licht: Andreas Juchheim Dramaturgie: Anika Steinhoff Komposition: Ben Roessler
Einen schönen Moment hat Bonn Parks „Die Räuber der Herzen“: Angelika Richter macht es sich in ihrem Schaumbad gemütlich, hört Obama-Reden an und die Live-Musikerin Fee Aviv Marschall singt ihr Lieblingslied: um das Jahr 2012 geht es darin. Deutschland gedachte der Mordopfer der NSU-Mordserie und Griechenland steckte im Schulden-Strudel, der die EU zu zerreißen drohte. Aber gemessen an Pandemie, Trump und Krieg in der Ukraine wirkte die Welt übersichtlicher und friedlicher – zumindest aus heutiger, nostalgisch verklärender Perspektive.
Doch eine hübsche Idee reicht nicht für einen 100minütigen Theaterabend: Bonn Park versuchte sich an einer Überschreibung von Schillers Jugend-Drama „Die Räuber“, das er mit Motiven aus der Feel-Good-Gangster-Komödie „Ocean´s Eleven“ von Steven Soderbergh mit George Clooney in der Hauptrolle verquirlt. Dieser Hollywood-Film erschien zwar erst 2001, einige Monate nach 9/11, atmet aber noch den Geist der postmodernen Beliebigkeit der 90er Jahre.
Beliebig, albern und banal ist auch der assoziative Mash-up, den Autor Bonn Park im Frühherbst 2021 auch selbst im Malersaal des Schauspielhauses Hamburg inszenierte. Bei den Autor:innentheatertagen polarisiert dieser schwächste Abend des Gastspiel-Programms sehr.
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''Über den deutsch-koreanischen Senkrechtstarter Bonn Parkmusste ich mich erst vorab ein bisschen informieren, denn er war, als Stückeschreiber, bisher nicht auf meinem Schirm (...)
Sein Stück hatte es jetzt zu den AUTOR:INNENTHEATERTAGEN in die Kammerspiele des DT Berlin geschafft. Es heißt Die Räuber der Herzen, und es wurde im Malersaal des Deutschen Schauspielhauses Hamburg, welches hiermit anreiste, vom Autor höchstpersönlich inszeniert. Gehört, gesehen. Und im Ganzen ziemlich albern und arg zynisch. Kurzum: Eine Nullität.'' schreibt Andre Sokolowski am 15. Juni 2022 auf KULTURA-EXTRA