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Bewertung und Kritik zu

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WARTEN AUF GODOT 
von Samuel Beckett
Regie: Ulrich Rasche 
Premiere: 6. September 2024 
Schauspielhaus Bochum 

Zum Inhalt: Estragon und Wladimir kommen auf einem trostlosen Feld zusammen. Genauer gesagt: Sie finden sich auf einer Bühne mit zwei Drehscheiben und einem imposanten, ringförmigen Plafond im Schauspielhaus Bochum wieder. Offensichtlich waren sie für eine Weile voneinander und von der Welt gerissen. Estragon ist wortkarg und vorsichtig; Wladimir neugierig und geduldig. Sie tasten sich wieder aneinander heran, zeigen einander vorsichtige Zuneigung und unterhalten sich, aber auch oft aneinander vorbei. Inmitten der atmosphärischen Klanglandschaften und Nebelschwaden arbeitet ihr Geist daran, die Bruchstücke der Gedanken und Erinnerungen zusammenzusetzen. Wer sind sie? Was führt sie hierher? Man weiß nicht, ob sie die Dinge wissen, weil sie sich mit Hilfe der Emotionen und Reize aktiv erinnern oder weil sie sie aus ihrer Vergangenheit herausholen wie aus einer Rumpelkammer. Langsam und vorsichtig. Das, was sie sagen, wirkt sich auf ihre Körpersprache aus, und diese wiederum formt ihre Worte, wodurch ein neuer Rhythmus in ihren Bewegungen entsteht. Ulrich Rasche gestaltet hier ausgehend vom Stück einen skulpturalen, geistigen Raum aus Licht, Bewegung und Klang. Die Spielweise, die Musik und das raumfüllende Bühnenbild orientieren sich stets an der Essenz der Sprache, an der Klaviatur von Becketts Text: rhythmisch, lyrisch, repetitiv / wiederholend.

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TRAUER IST DAS DING MIT FEDERN 
von Max Porter
Regie: Christopher Rüping 
Premiere: 15. März 2024 
Schauspielhaus Bochum 

Zum Inhalt: Manchmal gibt es keine Rettung. Es geschieht etwas Schlimmes, jäh, unerwartet und ungerecht, zu groß für das einzelne kleine Leben, und dann fällt man hinunter, ins Bodenlose. Ins Nichts. Und alles geht verloren. Plötzlich ist sie tot, eine junge Frau, Ehefrau, Liebende, Mutter von zwei kleinen Kindern – ein Unfall, unscheinbar und schnell. Und dann, nach all den Beileidsbekundungen, nach der Lasagne und anderen Tröstungen von Freund*innen und Verwandten, verlangt das Leben weiterzugehen: der Alltag, die Schule, das Buch, an dem der Vater arbeitet, die nach Halt suchenden Kinder. Wenn nur nicht diese unfassbare Lücke wäre. 

Doch manchmal gibt es Rettung: Plötzlich bricht eine Krähe in diesen verwundeten Ort ein, struppig und unverschämt, ein randalierender Trickster, eine unberechenbare Therapeutin, die mit allen Wassern gewaschen ist. Und richtet sich vorläufig aufs Bleiben ein. Ist sie dem Buch entflogen, das der Vater über den berühmten Gedichtzyklus Crow des englischen Dichters Ted Hughes schreibt? Ist sie alten Mythen entsprungen, kindlichen Träumen oder von der Mutter gesandt? Statt einer Erklärung bringt Krähe Unruhe und Liebe, bekämpft Illusionen und Depressionen, erfindet neue Spiele, zofft und zürnt und zaust und erobert mit der versehrten Familie Flügelschlag für Flügelschlag die Hoffnung auf eine Zukunft.

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MACBETH 
von William Shakespeare
Regie: Johan Simons 
Premiere: 12. Mai 2023 
Schauspielhaus Bochum 

Eingeladen zum 61. Berliner Theatertreffen (2024)  

Zum Inhalt: Schottland, vor langer Zeit. Der Krieg ist vorbei. Macbeth und sein Freund Banquo kehren vom Schlachtfeld zurück. Sie haben gewonnen, sind voller Adrenalin, ihre Schwerter feucht noch vom Blut. Von überall hallt der Name Macbeth wider, schwirrt die Luft vor Geschichten, wie leicht ihm das Morden fiel. Macbeth dem Helden, Killer im Dienst vom König und Vaterland, fällt eine große Zukunft anheim. Seltsame Kreaturen sagen ihm das Königtum voraus. Was dafür benötigt wird, sind Handlungen, die im Blut baden. Macbeth soll nur auf den Blutdurst hören, der in ihm wohnt. Von seiner Frau ermutigt, mordet er sich seinen Weg zur absoluten Macht frei: zuerst den König, dann seine besten Freunde, dann ihre Familien inklusive ihrer Kinder. Die Voraussage der Hexen scheint erfüllt, zumindest teilweise. Die Freude der absoluten Macht aber fehlt. Macbeth und seine Lady werden von Schuldgefühlen und Reue verzehrt. Unabwendbar wird auch der zweite Teil der Voraussage sich erfüllen, wie unwahrscheinlich auch dessen Voraussetzungen sind. Von Freund und Feind verlassen, bleibt Macbeth nur eine Befreiung – die von sich selbst.

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DER WÜRGEENGEL 
nach dem gleichnamigen Film von Luis Buñuel
Regie: Johan Simons 
Premiere: 3. März 2023 
Schauspielhaus Bochum 

Zum Inhalt: In Luis Buñuels surrealistischem Filmklassiker verbringt eine illustre Gesellschaft in einer Villa einen gemeinsamen Abend. Seltsam ist jedoch, dass keiner der Gäste nachts den Absprung findet. Aus unerfindlichen Gründen scheint kein Weg nach draußen mehr möglich, obgleich die Türen offen sind. Und so beginnt eine Zeit des Wartens und Verzweifelns, Hunger, Durst und Kälte setzen den scheinbar Eingeschlossenen zu, es kommt zu Zerwürfnissen, Übergriffen und der Suche nach einem Sündenbock … Heutzutage scheinen wir ähnlich ratlos, wie wir dem Würgegriff der immer schneller wechselnden Krisen – oder ist es dieselbe in verschiedener Gestalt? – entkommen können. Regisseur Johan Simons begibt sich mit einer Handvoll Schiffbrüchiger und viel Musik auf die Suche nach der Unterbrechung der ewigen Wiederholung.

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DER BUS NACH DACHAU 
von De Warme Winkel und Ensemble
Regie: Vincent Rietveld und Ward Weemhoff 
Premiere: 5. November 2022 
Schauspielhaus Bochum 

Eingeladen zum 60. Berliner Theatertreffen (2023)  

Zum Inhalt: Ein nie verfilmtes Drehbuch aus den 1990er Jahren ist Startpunkt für einen überraschenden Theaterabend über das Konzentrationslager Dachau. Die Bühne ist ein Filmset im Jahr 1993, in dem ein Regisseur und seine Schauspieler*innen Szenen probieren: Der Film soll die Geschichte einer Busreise erzählen, die ehemalige niederländische KZ-Häftlinge unternehmen, um die Gedenkstätte Dachau zu besuchen. Sie alle waren als Widerstandskämpfer zwischen 1940 und 1945 dort inhaftiert. Auch ihre Flashbacks sollen filmisch eingefangen werden. Doch wie das Lager darstellen? Was darf, was kann man zeigen? Und: Wie kann ein Erinnern an den Krieg und die Shoah im 21. Jahrhundert gelingen? Mit welchen Mitteln, mit welchen Geschichten, mit welchen Formen erreicht ein Theaterabend die junge Generation?

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KINDER DER SONNE 
von Maxim Gorki
Regie: Mateja Koležnik 
Premiere: 7. Oktober 2022 
Schauspielhaus Bochum 

Eingeladen zum 60. Berliner Theatertreffen (2023)  

Zum Inhalt: Und jeden Tag von Neuem muss Tee serviert werden, aufgeräumt, gekocht, irgendetwas repariert. Jeden Tag muss man springen, wenn nach einem gerufen wird. Und immer der Gestank aus dem privaten Labor des Familienoberhaupts, das glaubt, es könne neue organische Materie entwickeln. Mit Geld umgehen können sie auch alle nicht. Das Schlimmste aber: Ständig darf man den Nichtstuern, die sich mit ihren Liebesverwicklungen, ihrer Malerei und naturwissenschaftlichem Dilettantismus die Langeweile vertreiben, dabei zuhören, wie sie dem primitiven Zustand der Masse abhelfen wollen …

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DAS NEUE LEBEN 
frei nach Dante Alighieri, Meat Loaf und Britney Spears
Regie: Christopher Rüping 
Premiere: 10. September 2021 
Schauspielhaus Bochum 

Eingeladen zum 59. Berliner Theatertreffen (2022)  

Zum Inhalt: Und jetzt stellen wir uns vor: Wir sind neun Jahre alt und treffen die Liebe unseres Lebens. Wir treffen sie nicht wirklich, es ist nur ein Blick. Aber wir sind wie geblendet. Mit 18 sehen wir sie wieder: ein Gruß (kein Kuss) von ihr, weit weg. Und eigentlich war es das auch schon. Kein Wort, kein Kontakt. Doch unser ganzes Leben werden wir dieser Liebe widmen.
Dann geht es uns wie Dante Alighieri. Ein Italiener, im Jahr 2021 jährt sich sein Todestag zum 700. Mal, einer der größten Schriftsteller Europas aller Zeiten. Aber das ist jetzt erst einmal zweitrangig. Versetzen wir uns in seine Lage, seine und die seiner Angebeteten. Beatrice! Scheu bleibt er auf Distanz. Denn sobald er sich ihr nähert, verliert er die Fassung und wird ausgelacht. Er täuscht sogar andere Beziehungen an, um seine wahre Liebe zu vertuschen. Das macht es am Ende nur schlimmer. Als die Pest wütet und Beatrice jung verstirbt, hat er nichts erreicht – außer einem Stapel glühender Liebesgedichte und Liebeslieder. Was nützt die Liebe in Gedanken? Viel. Wie in einem Tagebuch bündelt er in Das neue Leben seine Erlebnisse, Träume, auch spirituelle Zahlenmystik und vor allem seine jugendliche Liebeslyrik, die er für das Publikum interpretiert wie Schulgedichte, um sicherzugehen, dass auch ja alle ihn verstehen. Für Dante beginnt ein neues Leben durch innere Erneuerung. Sein Werk steht auch dafür, wie Dichtung durch Liebe inspiriert wird. Am Ende gilt ein Wunsch: Dante will Beatrice wiedersehen. Und hierfür schreibt er, rund 20 Jahre später, sein Jahrtausendwerk: Die Göttliche Komödie. Ein Ritt durch Hölle, Fegefeuer bis ins Paradies – wo er Beatrice wieder trifft. Und erstmals mit ihr spricht. Auf Erden nicht möglich, im fiktiven Himmel schon.

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NOISE. DAS RAUSCHEN DER MENGE 
von Manuela Infante
Premiere: 2. Juli 2021 
Schauspielhaus Bochum 

59. Berliner Theatertreffen - Stückemarkt 2022  

Zum Inhalt: Das englische Wort Noise kann als Geräusch übersetzt werden, aber auch als Lärm, Störung, Rumoren – Rauschen. Noise bezeichnet das, was gewöhnlich klanglich stört. Denn dieses Rauschen ist mehr als Klang. Es ist eine Überlagerung von Schwingungen unterschiedlicher Lautstärke, ein Geräusch, das sich aus vielen Geräuschen zusammensetzt. Das kann auch sein: aus dem Rufen von Parolen und dem Schreien von Menschen, den Schlägen von Kochlöffeln auf Töpfe, von Händen gegen Wände oder aus Tritten gegen Bushaltestellen. Das würden wir schon eher als Rumoren bezeichnen.

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MYSTERIEN 
nach Knut Hamsun
Regie: Johan Simons 
Premiere: TBA 
Schauspielhaus Bochum 

Zum Inhalt: In dem norwegischen Schriftsteller Knut Hamsun finden sich Glanz und Abgrund, Kultur und Barbarei auf extreme Weise vereint: zum einen ist er bestechender Dichter, der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts umgeben von tiefer Armut und Bigotterie aufwächst und später einer der wesentlichen Protagonisten der literarischen Moderne wird, von Kafka, Miller, Joyce bewundert. Zum anderen ist er bekennender Nationalsozialist, der Goebbels seine Nobelpreismedaille vermacht, zu Hitler auf den Obersalzberg pilgert und ihm 1945 einen berüchtigten Nachruf schreibt, politisch verblendet bis zum Ende seines langen Lebens. Die Lust an der Provokation, Grenzüberschreitung und Maßlosigkeit stecken in seinem Leben wie in seiner Literatur, beide tragen sie scharfe, unauflöslich sich gegenüberstehende Gegensätze in sich, die wir bis heute kennen. 

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LIEBE. EINE ARGUMENTATIVE ÜBUNG 
von Sivan Ben Yishai
Regie: Zita Gustav Wende 
Online-Premiere: 2. Mai 2021 
Schauspielhaus Bochum 

Zum Inhalt: Alle kennen Popeye, den Seemann (der mit dem Spinat). Doch wer ist Olivia Öl? Das Stück der israelischen Autorin Sivan Ben Yishai erzählt die Geschichte des berühmten Comic-Helden und seiner weniger berühmten Freundin. Aber: In diesem virtuosen Beziehungsdrama wird Olivia von der Neben- zur Hauptfigur, und allein aus ihrer Perspektive lernen wir das Paar bis in seine intimsten Begegnungen kennen. Während sie eine erfolgreiche Romanautorin ist, jobbt er in einer Cafeteria – möchte aber eigentlich Filmregisseur werden... Nach außen kämpft die emanzipierte Olivia gegen Patriachat und klassische Rollenverteilungen an, zu Hause bei ihrem tätowierten Superhelden wirft sie allen Feminismus über Bord. Doch nach und nach entlarvt Olivia das Verhältnis und bricht aus.

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