Bewertung und Kritik zu
WARTEN AUF GODOT
von Samuel Beckett
Regie: Ulrich Rasche
Premiere: 6. September 2024
Schauspielhaus Bochum
Zum Inhalt: Estragon und Wladimir kommen auf einem trostlosen Feld zusammen. Genauer gesagt: Sie finden sich auf einer Bühne mit zwei Drehscheiben und einem imposanten, ringförmigen Plafond im Schauspielhaus Bochum wieder. Offensichtlich waren sie für eine Weile voneinander und von der Welt gerissen. Estragon ist wortkarg und vorsichtig; Wladimir neugierig und geduldig. Sie tasten sich wieder aneinander heran, zeigen einander vorsichtige Zuneigung und unterhalten sich, aber auch oft aneinander vorbei. Inmitten der atmosphärischen Klanglandschaften und Nebelschwaden arbeitet ihr Geist daran, die Bruchstücke der Gedanken und Erinnerungen zusammenzusetzen. Wer sind sie? Was führt sie hierher? Man weiß nicht, ob sie die Dinge wissen, weil sie sich mit Hilfe der Emotionen und Reize aktiv erinnern oder weil sie sie aus ihrer Vergangenheit herausholen wie aus einer Rumpelkammer. Langsam und vorsichtig. Das, was sie sagen, wirkt sich auf ihre Körpersprache aus, und diese wiederum formt ihre Worte, wodurch ein neuer Rhythmus in ihren Bewegungen entsteht. Ulrich Rasche gestaltet hier ausgehend vom Stück einen skulpturalen, geistigen Raum aus Licht, Bewegung und Klang. Die Spielweise, die Musik und das raumfüllende Bühnenbild orientieren sich stets an der Essenz der Sprache, an der Klaviatur von Becketts Text: rhythmisch, lyrisch, repetitiv / wiederholend.