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Schaubühne am Lehniner Platz
www.schaubuehne.de
Kurfürstendamm 153 - 10709 Berlin
Telefon: 030 890023
SPIELPLAN & KARTEN

Bad Kingdom

Bewertung und Kritik zu

BAD KINGDOM 
von Falk Richter
Premiere: 11. Februar 2024 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: Falk Richters neuestes Stück für das Ensemble der Schaubühne wagt sich an eine Bestandsaufnahme der Gegenwart in fragmentierten Szenen, Varianten und Möglichkeiten von Wirklichkeit. Schon der Schauplatz ist ungewiss: Ist das alles hier ein seltsamer Albtraum? Befinden wir uns an einem Filmset, und wenn ja, welches merkwürdige Drehbuch wird hier verfilmt? Sehen wir Figuren in einem therapeutischen Rollenspiel? Ein Game? Oder sollte das alles am Ende vielleicht doch die Wirklichkeit sein? Etwas ist faul in diesem »bad kingdom« der Gegenwart.
Seine Bewohnerinnen und Bewohner sind verunsicherte Menschen in einer großen Stadt. Sie fragen sich, wie sie umgehen sollen mit dem Gefühl, inmitten einander sich immer schneller überlagernder Krisen allmählich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Gibt es Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt? Wo sind alternative Realitäten, reale Utopien oder einfach nur Orte, an denen ein Rückzug aus dem ständigen Gefühl der Überforderung möglich ist?

MIT: Diyar Ilhan, Jule Böwe, Martin Bruchmann, Marcel Kohler, Ursina Lardi, Kay Bartholomäus Schulze, Hêvîn Tekin

REGIE: Falk Richter
BÜHNE: Katrin Hoffmann
KOSTÜME: Andy Besuch
MUSIK: Daniel Freitag
VIDEO: Sébastien Dupouey
DRAMATURGIE: Nils Haarmann
LICHT: Erich Schneider

3.7 von 5 Sterne
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Eine müde Gesellschaft von Einzelwesen im andauernden Krisenbewältigungsstress
9 Monate her.
Kritik

''Vor einer Burgkulisse (Bühne: Katrin Hoffmann) mit Zinnen und einer Sitzecke, in der sich dieser Art Gesprächsszenen abspielen, während in zwei Kabinen am anderen Bühnenrand die Filmszenen live gedreht werden, treibt Autor und Regisseur Richter sein Ensemble mit viel Witz immer wieder zu komödiantischen Höchstleistungen. Emotional wird es in den live gesungenen Songs von Martin Bruchmann am Piano, oder wenn Jule Böwe in rotem Galakleid als sich nach Liebe sehnende Skriptdoktorin Brit Nothing left to lose singt. Surreal wird es, wenn die Komponistin Viola Brahms allein in einen Club ausgeht und dabei lauter Monstern, die mit sich beschäftigt auf Handys starren, begegnet. Bei einer wenig motivierten Paartherapeutin (Ursina Lardi) fordert Michael dann von Jakob auch lauthals statt des andauernden „Ich, Ich, Ich“ endlich ein Wir. Aus ihrer Rolle aussteigend referiert Ursina Lardi am Ende dann aus einem Text von Ariadne von Schirach über „Die psychotische Gesellschaft“ und den Unterschied von Zerstörung und Verwüstung, Natur und Mensch. Während sich Pollesch an der Volksbühne nach dem friedlichen Leben der Gliederfüßler vor 560 Millionen Jahren zurücksehnt, appelliert Richter an die Fähigkeit des Menschen mitzufühlen und sich ändern zu können. Raus aus der existentiellen Angst. Aber wer sich selbst nicht spürt, wird dazu nicht fähig sein. Ähnliches kann man sicher auch aus Hinrichs Soloabend an der Volksbühne destillieren.

Richters wie auch Polleschs Drama-Figuren waren schon immer am Rande der Neurose. Ein Boulevard-Theater mit lauter lose aus dem Leben der modernen Großstadt-Bewohner, soziologischen und philosophischen Abhandlungen sowie zunehmend auch aus den sozialen Medien skizzierten Thesenträgern, die mal mehr oder weniger an die Befindlichkeiten und Krisen der Gesellschaft andocken können. Zumindest unterhalten können die beiden Autoren und Regisseure in Personalunion damit ihr Publikum. Wer es etwas ausführlicher will, muss diesmal in die Schaubühne gehen.'' schreibt p. k. am 18. Februar 2024 auf KULTURA-EXTRA

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Alle Wünschen sich Schutz und Nähe und bleiben am Ende doch allein
9 Monate her.
Kritik

''Der Filmregisseur und die Produzentin fantasieren Figuren herbei, die auch gleich auf der Bühne erscheinen – eine Pianistin zum Beispiel, die wegen der vielen Kriege und der Gewalt in der Welt kaum noch schlafen kann oder eine Influencerin, die ihren Followern empfiehlt, Rüstungsaktien zu kaufen, um aus der gegenwärtigen Krise Profit zu schlagen. Das siebenköpfige Ensemble muss in immer neue Rollen schlüpfen. Die Stimmung ist mal melancholisch, mal satirisch überdreht. Es gibt Brüche, bei denen man merkt, dass alles nur ein Film ist, aber auch sehr berührende Momente. Alle wünschen sich Schutz und Nähe und bleiben doch allein. Die Filmproduzentin, die von Jule Böwe gespielt wird, will ihren Geburtstag feiern, doch ihre Gäste sagen ab. Langsam entgleisen ihr die Gesichtszüge. Ihre Stimme bebt vor Traurigkeit und Zorn. Als sie verzweifelt einen Nachtclub besucht, begegnen ihr dort nur Monster mit Gummimasken – eine surreale Szene, die kraftvoll die Einsamkeit der Figur unterstreicht.

Hinzu kommt die Musik. Jule Böwe haucht eine melancholische Rockballade ins Mikrofon, Ursina Lardi spielt Klavier, Martin Bruchmann E-Gitarre. Dass sich die fragmentarischen Szenen überzeugend zu einem Ganzen verbinden, hat viel mit diesem Soundtrack zu tun. Man spürt die Verlorenheit der Figuren und ihren Schmerz – obwohl es auch komische Szenen gibt. „Bad Kingdom“ ist ein Stück, in dem man weinen und lachen kann. Sehenswert!'' Oliver Kranz auf rbbKultur

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Schöne Miniaturen, tolle Songs, aber funktioniert dramaturgisch nicht
9 Monate her.
Kritik

Eine Reihe schöner Miniaturen hat dieser Abend zu bieten: Marcel Kohler, der vom DT an den Kudamm wechselte, und Martin Bruchmann spielen das Künstlerpaar in der Krise. Je lautstärker Kohler seinem Partner vorwirft, dass er sich gar nicht mehr wahrgenommen fühle, desto einsilbiger zieht dieser sich in seine Musik zurück. Wie schon in „Bucket List“ überzeugt auch in dieser Schaubühnen-Produktion die hohe musikalische Qualität des Ensembles. Martin Bruchmann, der sich nach ersten Stadttheater-Engagements in Nürnberg und Stuttgart ein zweites Standbein als Musiker aufbaute, singt sehnsuchtsvolle Balladen am Klavier und beherrscht auch den härteren Sound an der E-Gitarre.

Zu den Glanzlichtern des Abends zählt auch Jule Böwe als kratzbürstige Film-Agentin, die an ihrem 54. Geburtstag ganz allein zu Hause sitzt. Und so sehnsuchtsvoll kann auch kaum eine Schauspielerin schmachten wie Ursina Lardi, die nach ihren Solo-Projekten mit Milo Rau und den Off-Inszenierungen mit ihrer eingeschworenen Clique endlich wieder in einem Ensemble-Stück an der Schaubühne zu sehen ist.

Daraus hätte ein melancholisch-leichter 90minütiger Falk Richter-Abend über die Einsamkeit schöner Menschen in Luxuswohnungen werden können, wie es ihm z.B. vor einem Jahrzehnt mit Never forever  gelang. Doch in seiner zweiten Arbeit nach seinem Schaubühnen-Comeback konnte sich Richter nicht recht entschieden: der mit 2,5 Stunden deutlich zu lange Abend changiert zwischen Milieu-Studie, Gesellschaftsanalyse, Kunstbetriebssatire und Boulevard-Komödie.

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