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Schaubühne am Lehniner Platz
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SPIELPLAN & KARTEN

Il Capitale – un libro che ancora non abbiamo letto

Bewertung und Kritik zu

IL CAPITALE – UN LIBRO CHE ANCORA NON ABBIAMO LETTO - (Bologna) 
von Kepler-452
Regie: Kepler-452/Enrico Baraldi & Nicola Borghesi 
Premiere: 8. Oktober 2022 - Teatro Arena del Sole, Bologna (Italien) 
Deutschland-Premiere: 20. April 2024 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: Am 9. Juli 2021 erhält die komplette Belegschaft des Automobilzulieferers GKN Driveline nahe Florenz ihre sofortige Kündigung per E-Mail. Daraufhin besetzen die Arbeiter_innen ihr Werk in Campi Bisenzio und kämpfen fortan als Collettivo di Fabbrica GKN gegen die Abwicklung ihrer Fabrik. Aus der Besetzung geht ein breites Bündnis aus Arbeiter_innen, Klima-Aktivist_innen und Wissenschaftler_innen hervor, das eine ökologische Transformation der Produktion fordert.

Auch Enrico Baraldi und Nicola Borghesi, die zusammen das Theaterkollektiv Kepler-452 bilden, hören von diesem radikalen Klassenkampf und besuchen die streikenden Arbeiter_innen. Gemeinsam mit ihnen wollen sie »Das Kapital« von Karl Marx lesen. Wie ließe sich ein künstlerischer Dialog zwischen dem berühmtesten Werk der politischen Ökonomie und dem Streik in der Fabrik herstellen? Doch schnell werden sie sich der enormen Distanz zwischen Theorie und Praxis, dem Leben der Kunst und der Welt der Arbeit bewusst. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, entscheidet sich Kepler-452 zusammen mit Arbeiter_innen, ein Stück darüber zu machen, wie sie versucht haben, »Das Kapital« von Marx auf die Bühne zu bringen: also »ein Buch, das wir noch nicht gelesen haben«, wie der Untertitel es selbstironisch benennt. Dabei erzählen sie von sich und ihrem Leben und vor allem, was damit passiert ist, als die Produktion unterbrochen wurde.

MIT: Nicola Borghesi, Tiziana De Biasio, Francesco Iorio, Dario Salvetti, Mario Berardo Iacobelli – Arbeiter_innen-kollektiv der GKN
LICHT UND BÜHNE: Vincent Longuemare
TON: Alberto Bebo Guidetti
VIDEO UND DOKUMENTATION Chiara Caliò
WISSENSCHAFTLICHE BERATUNG ZU »DAS KAPITAL« VON KARL MARX: Giovanni Zanotti
REGIEASSISTENZ: Roberta Gabriele
TECHNIK: Andrea Bovaia
LICHT- UND VIDEOTECHNIK: Giuseppe Tomasi
TONTECHNIK: Francesco Vacca
BÜHNENBILD UND REQUSITEN REALISIERT IN DER WERKSTATT VON ERTB
LEITER DER WERKSTATT: Gioacchino Gramolini
DEKORATION BÜHNE: Ludovica Sitti, Sarah Menichini, Benedetta Monetti, Rebecca Zavattoni
IKONOGRAFISCHE RECHERCHEN UND PLAKAT: Letizia Calori

2.0 von 5 Sterne
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Minimalistisches Laien-Dokumentartheater ohne Marx
7 Monate her.
Kritik

Ästhetisch ist dieser knapp anderthalbstündige Abend minimalistisches, ganz klassisches Dokumentartheater: Monolog reiht sich an Monolog und klärt über den Alltag in der Fabrik auf. Tiziana De Biasio, Francesco Iorio, Dario Salvetti, Mario Berardo Iacobelli vom Arbeiter_innen-kollektiv der GKN erzählen von ihren Erfahrungen, das Kepler-Duo vertritt Nicola Borghesi.

Besonders bandwurmartige Satzkonstrukte von Marx werden kurz eingeblendet, ein Arbeiter sagt achselzuckend, dass er mit diesen Theorien nichts anfangen könne. Dementsprechend bewegt sich der Abend ganz handfest in der Praxis. Fazit eines Kollektivisten war, dass er die selbstbestimmtere, nicht entfremdete Arbeit genieße, aber die ständigen Voll-Versammlungen auch sehr anstrengend seien. Wirklich neue Erkenntnisse brachte dieser Bericht italienischer Aktivisten also nicht, das Berliner Publikum unterstützte ihre Tatkraft im Globe dennoch mit langem Applaus.

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