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Schaubühne am Lehniner Platz
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Kurfürstendamm 153 - 10709 Berlin
Telefon: 030 890023
SPIELPLAN & KARTEN

The Confessions

Bewertung und Kritik zu

THE CONFESSIONS - (London/Paris) 
von Alexander Zeldin
Premiere: 13. Juni 2023 Volkstheater Wien (Wiener Festwochen)
Deutschland-Premiere: 18. April 2024 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: 1958. Ein Schul-Abschlussball in der australischen Provinz. Drei junge Mädchen. Eines von ihnen, Alice, will den Absprung schaffen, will raus aus dem kleinen Kaff ihrer Kindheit und studieren. Will die einfachen, engen Verhältnisse ihres Elternhauses hinter sich lassen. Doch ihr erster Anlauf an der Universität scheitert und sie muss in ihr altes Leben zurückkehren. Ihre Mutter legt ihr nahe, stattdessen lieber zu heiraten, denn nur mit einem Ehemann sei sie wirklich abgesichert ...
In »The Confessions« geht der britische Regisseur und Autor Alexander Zeldin mit einem australisch-britischen Ensemble der Geschichte einer australischen Frau vor dem Hintergrund des 20. Jahrhunderts nach. Basierend auf Gesprächen, die er immer wieder mit seiner Mutter und Weggefährtinnen geführt hat, entwirft er aus ihren »Bekenntnissen« und in großen, ruhigen Tableaus ein Panorama über fast acht Jahrzehnte: 1943 hineingeboren in eine australische Arbeiter_innenfamilie, erleben wir Alice in ihrer Jugend, ihr Streben nach Bildung und Unabhängigkeit, ihr Aufbegehren und Straucheln, ihren Neuanfang als geschiedene Frau in London und die Gründung einer eigenen Familie. Ihre Reise führt durch die großen gesellschaftlichen Umbrüche der zweiten Hälfte des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts. Ihre Geschichte ist die einer persönlichen als auch kollektiven Emanzipation, der beharrliche Versuch eines Lebens in Selbstbestimmung – mit all den auf dem Weg erfahrenen Traumata und Erniedrigungen, die- Alexander Zeldin voll Empathie zu einem intimen Porträt eines Lebens verwebt.

MIT: Amelda Brown, Jerry Killick, Lilit Lesser, Brian Lipson, Hannah Morrish, Pamela Rabe, Gabrielle Scawthorn, Jacob Warner, Yasser Zadeh

BÜHNE UND KOSTÜME: Marg Horwell
CHOREOGRAFIE UND BEWEGUNG: Imogen Knight
LICHT: Paule Constable
KOMPOSITION: Yannis Philippakis
TONGESTALTUNG: Josh Anio Grigg
CASTING: Jacob Sparrow
DRAMATURGIE: Faye Merralls, Sasha Milavic Davies
MITARBEIT REGIE: Joanna Pidcock
INTIMITÄTSKOORDINATORIN: Kat Hardman - EK Intimacy
STIMMTRAINING: Cathleen McCarron
DIALEKT TRAINING: Louise Jones, Jenny Kent

4.0 von 5 Sterne
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The Confessions
7 Monate her.
Kritik

''Das Stück beginnt mit einer Szene vor dem Schulabschlussball, bei dem drei Absolventinnen in ihren Ballkleidern über ihr zukünftiges Leben sinnieren und dann kichernd vor ein paar hereinstürmenden Matrosen hinter den Vorhang flüchten. Allein Alice möchte den australischen Heimatort verlassen und studieren. Bezeichnend dafür steht auf dem Vorhang der Aula in Latein „Luceat lux vestra“ (dt.: "So lasst euer Licht leuchten"), ein Vers aus der Bergpredigt. Es liegt durchaus nahe, das Zeldin hier eine Art weibliches Evangelium (Lebens- und Leidensgeschichte) vorschwebt. In der nächsten Szene in einem Küchenbühnenbild gesteht Alice dann ihren Eltern, dass sie die Aufnahmeprüfung an der Uni in Melbourne nicht bestanden hat. Bedrängt von der auf Sicherheit bedachten Mutter willigt sie in die Heirat mit ihrem Verlobten Graham ein. Der junge Navy-Soldat, der sich nach Vietnam gemeldet hat, geht nicht auf die Bedürfnisse und Interessen von Alice ein und verlangt ihre Unterordnung unter seine Familienplanung. Als sie sich weigert, kommt es zum gewaltsamen Bruch. Auch dafür wird Alice später ihre Mutter hassen und bei einem Besuch aus ihrer Wohnung werfen.

Ein zweites traumatisches Erlebnis hat sie in den 1970er Jahren. Sie hat nun doch Kunstgeschichte studiert und verkehrt in einem Kulturboheme-Freundeskreis. Bei einer Einladung eines Uni-Dozenten zu einem Atelierbesuch bei einem Melbourner Maler wird sie in dessen Bad von dem Dozenten vergewaltigt. Auch das eine Art Machtdemonstration. Das Publikum kann das in einer langen wortlosen Szene, in der sich der Vorfall hinter den Kulissen abspielt, nur erahnen. Später wird die ältere Alice den Täter in einer traumartigen Szene demütigen. Aus den toxischen Männerbeziehungen, die sie an ihrer Selbstverwirklichung hindern, muss sich Alice immer wieder schmerzhaft lösen. So zerbricht auch die Beziehung zu einem Literaturprofessor, der auch anderen Studentinnen nachstellt.

Alice verlässt Australien und bereist Europa, um für ihr Buchprojekt über Watteaus Pierrot-Gemälde im Pariser Louvre zu forschen. Ein bildlicher Verweis auf die Emanzipationsgeschichte vom fremdgesteuerten Wesen zum selbstbestimmten Individuum. Erst recht spät in London trifft sie den schüchternen Mittfünfziger Jakob, der sein Glück gar nicht fassen kann. Aber dem späten Mutterglück folgt die Trauer über den Verlust des Partners und Vaters. Trotz dieser Schicksalsschläge erzählt Zeldin die Lebensgeschichte seiner Protagonistin nicht ohne Witz. Anders als in seinen realistischen, fast dokumentarischen Sozialstudien der Inequalities-Trilogie gelingt ihm mit The Confessions ein eindrückliches Emanzipationsdrama, das in Berlin auch zu Recht vom Publikum gefeiert wurde.'' schreibt Stefan Bock am 22. April 2024 auf KULTURA-EXTRA

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The Confessions
7 Monate her.
Kritik

''Das Stück beginnt mit einer Szene vor dem Schulabschlussball, bei dem drei Absolventinnen in ihren Ballkleidern über ihr zukünftiges Leben sinnieren und dann kichernd vor ein paar hereinstürmenden Matrosen hinter den Vorhang flüchten. Allein Alice möchte den australischen Heimatort verlassen und studieren. Bezeichnend dafür steht auf dem Vorhang der Aula in Latein „Luceat lux vestra“ (dt.: "So lasst euer Licht leuchten"), ein Vers aus der Bergpredigt. Es liegt durchaus nahe, das Zeldin hier eine Art weibliches Evangelium (Lebens- und Leidensgeschichte) vorschwebt. In der nächsten Szene in einem Küchenbühnenbild gesteht Alice dann ihren Eltern, dass sie die Aufnahmeprüfung an der Uni in Melbourne nicht bestanden hat. Bedrängt von der auf Sicherheit bedachten Mutter willigt sie in die Heirat mit ihrem Verlobten Graham ein. Der junge Navy-Soldat, der sich nach Vietnam gemeldet hat, geht nicht auf die Bedürfnisse und Interessen von Alice ein und verlangt ihre Unterordnung unter seine Familienplanung. Als sie sich weigert, kommt es zum gewaltsamen Bruch. Auch dafür wird Alice später ihre Mutter hassen und bei einem Besuch aus ihrer Wohnung werfen.

Ein zweites traumatisches Erlebnis hat sie in den 1970er Jahren. Sie hat nun doch Kunstgeschichte studiert und verkehrt in einem Kulturboheme-Freundeskreis. Bei einer Einladung eines Uni-Dozenten zu einem Atelierbesuch bei einem Melbourner Maler wird sie in dessen Bad von dem Dozenten vergewaltigt. Auch das eine Art Machtdemonstration. Das Publikum kann das in einer langen wortlosen Szene, in der sich der Vorfall hinter den Kulissen abspielt, nur erahnen. Später wird die ältere Alice den Täter in einer traumartigen Szene demütigen. Aus den toxischen Männerbeziehungen, die sie an ihrer Selbstverwirklichung hindern, muss sich Alice immer wieder schmerzhaft lösen. So zerbricht auch die Beziehung zu einem Literaturprofessor, der auch anderen Studentinnen nachstellt.

Alice verlässt Australien und bereist Europa, um für ihr Buchprojekt über Watteaus Pierrot-Gemälde im Pariser Louvre zu forschen. Ein bildlicher Verweis auf die Emanzipationsgeschichte vom fremdgesteuerten Wesen zum selbstbestimmten Individuum. Erst recht spät in London trifft sie den schüchternen Mittfünfziger Jakob, der sein Glück gar nicht fassen kann. Aber dem späten Mutterglück folgt die Trauer über den Verlust des Partners und Vaters. Trotz dieser Schicksalsschläge erzählt Zeldin die Lebensgeschichte seiner Protagonistin nicht ohne Witz. Anders als in seinen realistischen, fast dokumentarischen Sozialstudien der Inequalities-Trilogie gelingt ihm mit The Confessions ein eindrückliches Emanzipationsdrama, das in Berlin auch zu Recht vom Publikum gefeiert wurde.'' schreibt Stefan Bock am 22. April 2024 auf KULTURA-EXTRA

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