Deutsches Theater Berlin
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    SPIELPLAN & KARTEN

    Eisler on the Beach

    Bewertung und Kritik zu

    EISLER ON THE BEACH
    Eine kommunistische Familienaufstellung mit Musik
    Regie: Tom Kühnel, Jürgen Kuttner  
    Premiere: 12. November 2015 
    Deutsches Theater Berlin

    Inhalt: Am 12. Mai 1947 erscheint Hanns Eisler, der Karl Marx der Musik, zum ersten Mal vor dem Ausschuss für unamerikanische Umtriebe, "vielleicht der wichtigste Fall, der je vor den Ausschuss gekommen ist" (Richard Nixon). Im Sommer desselben Jahres wird sein Bruder Gerhart, ein kommunistischer Funktionär mit Erfahrungen aus Spanien, China und der Sowjetunion, zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Zeugin der Anklage: beider Schwester Ruth Fischer, einst die weltweit erste Frau an der Spitze einer großen Partei, der KPD, inzwischen überzeugte Anti-Stalinistin. "In der Familie Eisler herrschen verwandtschaftliche Beziehungen wie in den Shakespeare’schen Königsdramen" (Charlie Chaplin). Zusammen mit der Bolschewistischen Kurkapelle Schwarz-Rot erzählen Tom Kühnel und Jürgen Kuttner die Geschichte der Linken im 20. Jahrhundert als Familiengeschichte.

    Mit Daniel Hoevels, Judith Hofmann, Jürgen Kuttner, Ole Lagerpusch, Thomas Neumann, Jörg Pose, Anita Vulesica

    Regie: Tom Kühnel, Jürgen Kuttner
    Bühne: Jo Schramm
    Kostüme: Daniela Selig
    Musik: Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot 
    Dramaturgie: Claus Caesar

    Dauer: ca. 130 Minuten


    WIR EMPFEHLEN

     
    Meinung der Presse zu „Eisler on the Beach“ - Deutsches Theater


    taz
    ★★★☆☆

    nachtkritik
    ★★★☆☆

    Der Tagesspiegel
    ★★★☆☆

    Die Welt
    ★★★☆☆

    Zitty
    ★★☆☆☆

    tip
    ★★★★☆

    3.0 von 5 Sterne
    • 5 star
      1
    • 4 star
      2
    • 3 star
      4
    • 2 star
      2
    • 1 star
      1
    Eisler on the beach in den Kammerspielen des Deutschen Theater
    6 years ago
    Kritik

    Das Stück lebt von der Geschichte des Komponisten Hans Eisler und seinen zwei Geschwistern, Gerhard Eisler und Ruth Fischer, beide mit internationaler Wirkung, beschreibt und erklärt Weltgeschichte an einem konkreten Beispiel, würzt mit Musik von Hans und stellt Bilder nach, die Edward Hopper (amerikanischer Maler der Neuen Sachlichkeit und des Lichteinfalls urbaner Szenen) malte.

    Die Regisseure Kühnel/Kuttner haben ihr Dokumentarstück, es arbeitet mit Verhörprotokollen aus amerikanischen Mc-Charty-Prozessen, in denen Ruth Fischer ihre Brüder denunziert, „Familienaufstellung“ genannt, nur dass man sich in dieser versöhnt, im Stück aber an die Behörden ausliefert.  Das Ganze lebt durch eine Athmosphäre von Kühlheit, Verlorenheit und Feindschaft, die den damaligen Zustand ungeheurer Niederlage der Linken nach dem Kriege beschreibt. Antithetisch dazu wirken die Lieder von Eisler. Sie erinnern an die Siegeszeiten des Kommunismus in den 20/frühen 30er Jahren.  Die Verlorenheit  wird unterstützt durch das Bühnenbild, dessen Raffinesse aus orginalgetreuer Nachstellung einiger Bilder von Hopper besteht, in die die Spieler integriert und dann daraus abgefilmt werden. Mehrfacher V-Effekt um Stimmungen zu erzeugen.  So wird ein ganzes Verhör in das Bild „Morning sun“ transponiert und das Verhör wird von einer eifersüchtigen Geliebten im Bett geführt, die ihren Freund am offenen Fenster nach seinem Seitensprung ausfragt.  Eine andere Szene spielt im Bild Nighthawks, dort sitzen einige voneinander getrennte Menschen an einer nächtlichen Bar, Matthias Schweighöfer als Inkarnation Marx macht dort den Eisler, Hans. Sie trinken und sind resigniert, denn nicht nur sind dem Kommunismus im Faschismus Millionen Menschen gefoltert und ermordet worden, auch in der SU sind durch Stalin die besten Frauen und Männer der revolutionären Aufbruchszeit verfolgt, hingerichtet und verbannt worden.

    Nichts ist schlimmer, als wenn sich Geschwister öffentlich streiten

    Ruth Fischer hat hier eine mehr als unrühmliche Rolle gespielt, zunächst galt sie als eisenharte Vertreterin der Durchsetzung von SU-Beschlüssen in der KPD, bekämpfte da stark die „Abweichler“, ganz im Sinne Stalins, nachher fühlte sie sich derart paranoid verfolgt von Stalin, dass sie ihre beiden eigenen Brüder der Spionage und des Mittuns an der Ermordung ihres Mannes beschuldigte, wofür es nicht die geringsten Hinweise gab. Nichts ist schlimmer, als wenn sich Geschwister öffentlich ans Messer liefern, da erwartet man doch eher einen Rest menschlichen Zusammenhalts über alle Klassen-, Standes-, politisch-, weltanschauliche Grenzen hinweg. Diese sind Ruth Fischer nachhaltig verloren gegangen, warum das geschah, kann hier nur aus der allgemeinen nachfaschistischen Resignation und dem Neuaufkommen antikommunistischer Hetze nach 1947 rückgeschlossen werden, persönlich-familiär entschlüsselt sich der Hass nicht. Ruth Fischers Hass richtet sich in erster Linie gegen Gerhard, Hans wird mit hineingezogen, stundenlange Verhöre sollen beide zermürben, die sich ihr Lebenswerk von vor dem Krieg nicht zerstören lassen wollen, aber selbstverständlich vor den Ausschüssen ableugnen.

    Simone von Zglinicki als ältere Ruth gibt diese als Glanzrolle

    Die Geschichte wird in zwei zeitlichen Ebenen inszeniert, einmal treten die Protagonisten 1947 als schon etwas Ältere auf, das andere Mal als junge Exilanten, den Beginn der Hitlerära noch unterschätzend. Die jungen Spieler sind Maren Eggert (als Ruth), ausgesprochen gut der jungen Ruth Fischer nachempfunden in Bewegung, Kleidung und Ausdruck, dann Daniel Hoevels (als Gerhart) und Ole Lagerpusch (als Hanns), damals sind sie noch nicht entzweit. Sie haben jeweils ein älteres Doppel zur Korrespondenz: Simone von Zglinicki als die ältere Ruth gibt eine Glanzrolle, naturgetreu und psychologisch schlüssig, Jörg Pose und Michael Schweighöfer als Hanns Eisler, mit viel Haar Karl Marx nachgestellt als Gegensatz zum echten Eisler, der glatzköpfig war.

    Stalin als tragisches Problem der Linken 

    Das Stück besteht aus dokumentarischen Szenen, daher ist es kein Schauspiel shakespearscher Prägung, obgleich es dazu doch den Stoff durchaus geboten hätte, es gibt einen Anreiz sich mit KPD-Geschichte zu beschäftigen, positiv fällt auf, dass die Kritik an Stalin hier nicht antikommunistisch ausgeschlachtet, sondern als tragisches Problem der Linken deutlich wird. Leider fällt aber das Stück manchmal dramaturgisch ein wenig auseinander und viele Fragen bleiben unbeantwortet. Die Musik, die Bildhaftigkeit der Hopper´schen Gemälde als Szenenhintergrund und die Ungeheuerlichkeit geschwisterlichen Hasses gibt dem Stück seine Dramatik. Es zeigt, was aus Menschen werden kann, die in den Strudel der Geschichte eingetaucht und hineingerissen werden, an ihr teilhaben und durch sie verletzt werden.  Es werden viele Eisler´sche Lieder gebracht, am Ende das ernste Klassikwerk, dass der Dramatik des Brudermordens gerecht wird. Unbedingt empfehlenswert! Weiterlesen

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    Alles in Allem zwei bereichernde Stunden
    6 years ago
    Kritik
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    Sehr interessantes 

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    Stück 

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    dokumentarischen Charakters - man fühlt sich sofort inmitten der Geschichte -, mit ausgezeichneten SchauspielerInnen besetzt. Der Text ist inhaltlich sehr dicht und fordert zur Konzentration auf. Es ist in diesem Sinne kein "leichtes" Stück, wobei das Bühnenbild sehr abwechslungsreich ist. Die Nachbildungen Hoppers, so überraschend mit ihren hellen, grellen Farben und ihrer rätselhaft melancholischen Stimmung, bieten eine gewisse Zerstreuung. Musik, Theater, Kino, aber auch Literatur, Geschichte, Kunst und Politik: Alles drin, alles sehr geschickt gemixt.

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    Schräg nach oben oder schräg nach unten?
    7 years ago
    Kritik
    „Das war ja schräg“, kommentiert eine Zuschauerin die Premiere von [i]Eisler on the Beach[/i] am 12. November 2015 im [i]Deutschen Theater[/i]. Schräg ist diese Inzenierung schon, aber sie verläuft eher schräg nach unten. Ganz anders [i]Clavigo[/i], die Premiere am folgenden Abend, ebenfalls im [i]Deutschen Theater[/i]. So unterschiedlich der Stoff beider Inszenierungen, so ähnlich sind doch die gestalterischen Ansätze. Weiterlesen →
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    Laue Angelegenheit statt intensiver Auseinandersetzung
    8 years ago
    Kritik
    Der Verfremdungseffekt allein führt noch nicht zu Erkenntnisgewinn. Mal stellen die Schauspieler die Gemälde von Edward Hopper nach. Mal sprechen sie die Verhörszenen wie in den Melodramen von Douglas Sirk. Mit ironischem Zwinkern und viel Vierziger/Fünfziger-Jahre-Kolorit hält sich die Inszenierung den brisanten Stoff vom Leib. Statt einer intensiven Auseinandersetzung über Intrigen und Verrat in der eigenen Familie, über anti-kommunistische Paranoia im Kalten Krieg bekommen wir nur einen lauen Aufguss serviert. Ach, wie schön wäre es gewesen, einen richtigen Kuttner-Abend in Hochform zu diesen Themen zu erleben! Es blieb aber nur bei einer Pflichtübung, die er zwischen seinen beiden Volksbühnen-Video-Schnipsel-Abenden zum Karamasow-Komplex und mit dem Philosophen Slavoj Žižek einschob. Weiterlesen
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