EDGAR in «Komödie der Worte: Große Szene»

    Bewertung: 4 / 5

    Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern inaktiv
     

    Edgar und Herbot

    Buch kaufen

    EDGAR: Ich bin fern davon, an Ihrem Mute zu zweifeln, und ich nehme an, daß auch der meine für Sie außer Frage steht. — Wir wollen hier keine Szene mit großen Worten spielen, Herr Herbot, wir wollen, wenn es möglich ist — und mir ist es möglich — miteinander reden wie zwei Männer — nein, abseits von jeder Eitelkeits- unctsdbst von jeder Ehrenfrage in gewöhnlichem Sinn — wie zwei Menschen. Ich bitte Sie zum letzten mal, Herr Herbot, geben Sie Ihre bisherige Haltung auf, gegen deren Korrektheit sich ja gewiß nichts einwenden läßt und begreifen Sie endlich, daß hier ein Mensch vor Ihnen steht, Herr Herbot, der nichts anderes verlangt, als die Wahrheit, die Wahrheit, wie immer sie laute — verstehen Sie mich Herr Herbot — und der sich in jedem Fall stark genug fühlt, ne zu ertragen, — in jedem Falle! Verstehen Sie mich doch endlich, Herr Herbot! Nicht als Geck und nicht als Rächer komm ich her, zu einem, der ein Schuft war oder unschuldig verdächtigt wird. Ein Mensch zu einem Menschen. Wenn es geschehen ist, Herr Herbot, so war es vielleicht keine Schurkerei. Wenn's nicht geschehen ist, so war es vielleicht nicht weit davon. Aber was immer vorgefallen ist, keines Wegs wäre es damit aus der Welt geschafft, daß wir einander mit der Pistole gegenüberstehen und einer von uns beiden —

    (Herbot will sprechen)

    Noch nicht. Jetzt würden Sie vielleicht noch lügen. Hören Sie mich weiter an. Es ist mir gegeben, manches zu verstehen. Ich habe selbst allerlei erlebt, — ich weiß, was ein Rausch, was der Duft von Sommernächten aus uns zu machen vermag, weiß, wieviel wir hinter uns weifen können, eigene Schicksale wie Träume, die uns ein anderer erzahlt hat» und die weiß, daß ich alles zu ertragen imstande wäre, nur nicht den Zweifel, alles verzeihen, nur die Lüge nicht, besonders wenn die Wahrheit einem so leicht gemacht wird, wie in diesem Falle Ihnen. Ich hoffe, Sie fangen an, mich zu begreifen, Herr Herbot! Oder fürchten Sie jetzt vielleicht, daß ich Sie in eine Falle locken will! Ich habe mich Ihnen völlig in die Hände gegeben, Herr Herbot, ich stünde ja da, wie — wie der erbärmlichste Komödiant, wenn ich nun nach dem offenen Geständnis Ihrerseits, das ich Ihnen tückisch entlockte, plötzlich wieder den beleidigten Bräutigam spielen wellte. Sie dürften mir dann jede Genugtuung verweigern, nur ins Gesicht spucken dürften Sie, denn, was immer Sie getan, ich wäre dann der Elendere von uns beiden. Können Sie jetzt noch unschlüssig sein, Herr Herbot? Nie, ich fohle es, ist ein Mensch so einem andern Menschen gegenübergestanden wie ich Ihnen. Waren Sie Daisjs Geliebter, Herr Herbot? Sie schweigen? Jetzt müssen Sie reden. Sie müssen die Wahrheit sagen, ehe es zu spät ist. Jawohl, ehe es zu spät ist, Herr Herbot. Denn wenn ich später einmal die Wahrheit erführe, später — es gibt solche Zufälle, Herr Herbot, es gibt Geständnisse Yon Frauen, späte Geständnisse — dann werde ich mich nicht mit Ihnen schießen, dann wurde ich Sie niederschlagen. 

     

    PDF-Datei: 29,95 € 23,95 €


    Weitere Formate auf Amazon & Play:
    Taschenbuch / Kindle: 39,95 €
    Google eBook: 29,95 €


    UNSERE BÜCHER ALS PDF-DATEI


    AUSWAHL

    AUF DER BÜHNE © 2024
    BUCH ALS PDF-DATEI

    Toggle Bar