JAGO in «Othello» II.

    1. Aufzug, 3. Szene 

    Jago und Rodrigo. 

    Buch kaufen

    JAGO: Tugend? Pfifferling. Auf uns kommt es an, ob wir so oder so seyn wollen. Unsre Leiber sind unsre Gärten, und unser Wille ist der Gärtner darinn. Ob wir Nesseln oder Lattich drein säen wollen, ob wir ihn mit Ysop oder Thymian, mit einer einzigen Art von Gewächsen, oder mit vielerley Gattungen besezen, aus Faulheit verwildern und unfruchtbar werden lassen, oder durch fleissige Wartung in guten Stand sezen wollen: Das hängt alles lediglich von unsrer Willkühr ab. Hätten wir nicht in der Waage unsers Lebens eine Schaale voll Vernunft, um die Sinnlichkeit in der andern im Gleichgewicht zu halten, zu was für tollen Ausschweiffungen würde uns die Hize des Bluts und der thierische Trieb dahinreissen? Aber wir haben die Vernunft dazu, daß sie unsre rasenden Bewegungen, unsre fleischliche Triebe und zügellose Lüste bändigen soll – – Was nennt ihr Liebe? Meynt ihr, daß es eine so feyrliche Sache sey, als ihr euch einbildet? Ein blosser Trieb des Blutes ist's, dem der Wille den Zügel verhängt – – Komm, sey ein Mann! dich selbst ersäuffen? Ersäuffe mir Kazen und junge blinde Hunde! Ich habe dir meine Freundschaft zugesagt, und ich mache mich groß, mit Seilen, die unser beyder Leben ausdauern sollen, zu deinen Diensten gebunden zu seyn. Izt ist die Gelegenheit, da ich dir nüzlich seyn kan. Einen wolgespikten Beutel, und fort in diesen Krieg! Verbräme dein glattes Gesichtchen mit einem falschen Bart; Geld in deinen Beutel, sag ich. Es ist unmöglich, daß Desdemona den Mohren in die Länge lieben könnte, – – nur Geld in deinen Beutel – – noch der Mohr sie. Alle Sachen, die mit solcher Heftigkeit anfangen, pflegen auch schnell wieder aufzuhören – – Spik du nur deinen Beutel – – Diese Mohren sind veränderlich in ihren Neigungen; – – füll deinen Beutel mit Geld – – Der Lekerbissen, der ihm izt so süß daucht wie Syrop, wird ihm bald genug bittrer als Coloquinten schmeken; und wenn sie, an ihrem Theil, sich einmal an ihm ersättiget hat, so werden ihr die Augen über ihre ungereimte Wahl auf einmal aufgehen. Sie muß sich ändern, sie muß! Also füll du nur deinen Beutel. Wenn du ja zum T** fahren willst, so thu es wenigstens auf einem angenehmern Weg als Ersäuffen. Mach alles zu Gelde was du kanst. Wenn Tugend und ein armes zerbrechliches Gelübde zwischen diesem Landstreicher aus der Barbarey und einer super-feinen verschmizten Venetianerin, nicht stärker sind als mein Wiz und die ganze Zunft der Hölle, so sollst du sie in deine Arme kriegen. Also Geld in deinen Sekel, sag ich! Laß du dich lieber dafür hängen, daß du deine Lust gebüßt hast, als dich zu ersäuffen, und nichts dafür genossen zu haben.

    PDF-Datei: 29,95 € 23,95 €


    Weitere Formate auf Amazon & Play:
    Taschenbuch / Kindle: 39,95 €
    Google eBook: 29,95 €


    UNSERE BÜCHER ALS PDF-DATEI


    AUSWAHL

    AUF DER BÜHNE © 2024