LEONATO in «Viel Lärm um nichts»

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    5. Aufzug, 1. Szene 

    Leonato und Antonio.

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    LEONATO: Spare deinen Rat! 
    Er fällt so fruchtlos in mein Ohr, wie Wasser 
    Ein Sieb durchströmt. O gib mir keinen Rat! 
    Und keinen Tröster laß mein Ohr erquicken, 
    Als solchen, dessen Schmerz dem meinen gleicht. 
    Bring mir 'nen Vater, der sein Kind so liebte, 
    Des Freud an ihm vernichtet ward, wie meine, 
    Und heiß Geduld ihn predigen. 
    Miß seinen Gram nach meinem auf ein Haar, 
    Jeglichem Weh entsprech ein gleiches Weh, 
    Und hier wie dort ein Schmerz für jeden Schmerz, 
    In jedem Zug und Umriß Licht und Schatten; 
    Wenn der nun lächelt und den Bart sich streicht, 
    Ruft: Gram, fahr hin, und ei! statt tief zu seufzen, 
    Sein Leid mit Sprüchen flickt, mit Bücherphrasen 
    Den bittern Schmerz betäubt, den bringe mir, 
    Von diesem will ich dann Geduld erlernen. 
    Doch solchen Mann gibt's nicht. Denn, Bruder, Menschen, 
    Sie raten, trösten, heilen nur den Schmerz, 
    Den sie nicht selber fühlen. Trifft er sie, 
    Dann wird zur wilden Wut derselbe Trost, 
    Der eben noch Arznei dem Gram verschrieb, 
    An seidner Schnur den Wahnsinn wollte fesseln, 
    Herzweh mit Luft, den Krampf mit Worten stillen. 
    Nein! nein! Stets war's der Brauch, Geduld zu rühmen 
    Dem Armen, den die Last des Kummers beugt; 
    Doch keines Menschen Kraft noch Willensstärke 
    Genügte solcher Weisheit, wenn er selbst 
    Das gleiche duldete, drum keinen Rat; 
    Denn lauter schreit mein Schmerz als dein Ermahnen.

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