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2. Aufzug, 1. Szene
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BUCKINGHAM: Nein, Sir,
Laßt gut sein; jetzund höhnt mein Rang mich nur.
Ich kam hieher als Lord Groß-Connétable,
Herzog von Buckingham; jetzt bin ich nur
Der arme Eduard Bohun; und reicher dennoch
Als die Elenden, die mich angeklagt,
Und Wahrheit nicht gekannt. Ich geb ihr Zeugnis
Mit meinem Blut, um das sie einst noch ächzen.
Mein edler Vater, Heinrich Buckingham,
Der gegen Richards Tyrannei zuerst stritt,
Als er entflohn zu seinem Diener Banister,
Fand, weil in Not, Verrat durch diesen Buben
Und fiel ohn Untersuchung: Gott sei mit ihm!
Der siebte Heinrich dann, wahrhaft bekümmert
Ob meines Vaters Mord, der edle König,
Gab Ehre mir und Gut zurück, erneute
Aus Trümmern meines Namens Glanz. Jetzt rafft
Sein Sohn, Heinrich der Achte, Leben, Ehre
Und Nam, und was mich glücklich je gemacht,
Mit einem Streich auf ewig aus der Welt.
Mir gönnte man gerichtliches Verhör,
Und zwar ein wahrhaft edles: das beglückt mich
Ein wenig mehr, als meinen armen Vater.
Doch sonst ward beiden gleiches Los: wir beide
Gestürzt durch Diener, durch die liebsten Männer!
Höchst treulos, unnatürliche Vergeltung! –
Der Himmel legt in alles Zweck. Ihr aber
Nehmt diese Warnung von dem Sterbenden:
Wo Lieb ihr und Vertraun freigebig schenkt,
Bewahrt die Zung: die ihr zu Freunden macht,
Die Herzen ihnen gebt, gewahren sie
Den kleinsten Stoß an eurem Glück, sie rollen
Wie Wellen von euch fort, nur wiederkehrend,
Euch zu verschlingen. All ihr guten Menschen,
Betet für mich! Ich geh! Die letzte Stunde
Des müden, langen Lebens hat geschlagen.
Lebt wohl!
Und wollt ihr Trauriges einmal erzählen,
Sagt, wie ich fiel. – So schließ ich. Gott verzeih mir. –
(Buckingham und Gefolge ab.)