ANGELA in «Dame Kobold»

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2. Aufzug 

Angela, Don Manuel und Cosme. 

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ANGELA: 
Don Luis pocht' an gewaltsam,
Trat ein ergrimmt, hielt sich zurück enthaltsam,
Bereitete bedächtig,
Erwog gescheit und widerstrebte mächtig,
Das ganze Haus durchrannt' er,
Sorgfältig spähend; dich alsbald erkannt' er,
Und plötzlich sprach, verwegen,
Das Schwertgeklirr; denn Zunge ward der Degen.
Ich, die wohl weiß, daß nimmer
Zwei Edelleut' in fest verschloßnem Zimmer,
Wenn Mut und Ehre treiben,
Die Schwerter sprechen, stumm die Lippen bleiben,
Ein andres Ende geben,
Als nur mit einem Tod und einem Leben:
Ich, ohne Seel' und Willen,
Verließ mein Haus, und in der dunkelstillen
Umgebung nächt'ger Schauer
(Graunvolles Bild von meines Daseins Trauer!)
Begann ich, einsam wallend,
Den Weg, hier irrend, strauchelnd da, dort fallend;
Und ängstlicher Beklemmung
Ward des Gewandes Seide Haft und Hemmung.
So irrend durch die Gassen,
Einsam, verstört, schier vom Verstand verlassen,
Erreicht' ich eine Sphäre,
Mein Kerker längst, obwohl mit Recht sie wäre
Mein Zufluchtsort und Hafen;
Allein wo finden den des Unglücks Sklaven?
Es stand auf ihrer Schwelle
(So drängt sich Not auf Not mit wilder Schnelle!)
Don Juan, mein Bruder. – Endlich,
Trotz allem Widerstreit, ist's unabwendlich,
Mich ganz dir kund zu geben;
Denn, daß ich dies verschwieg, das hat uns eben
Mit solcher Not beladen.
Wer glaubt, daß ich mir schweigend konnte schaden,
Obwohl ein Weib? Wie eigen!
Obwohl ein Weib, fand ich den Tod durch Schweigen.
Kurz, wartend auf der Schwelle
Stand er, als ich gelangt' an diese Stelle,
Wo ich, in seiner Nähe,
Ein Schneevulkan, ein Flammengletscher, stehe.
Er, bei dem kargen Lichte,
Das milde strahlt von Lunas Angesichte,
Sieht schimmern meines Busens Prachtgeschmeide
(Ach, nur zu oft führt uns der Schmuck zum Leide!)
Und hört zugleich das Rauschen vom Gewande.
(Ach, nur zu oft stürzt uns der Putz in Schande!)
Er hält mich für die Seine,
Naht sich als Schmetterling dem Trügerscheine,
Um sich an ihm zu brennen,
Und muß des Sternes Schatten – mich erkennen.
Ein Liebender – wer's dächte! –
Sucht Grund zu seiner Eifersucht und brächte
Dem Himmel Dank am Ende,
Wenn er den Grund zur Eifersucht nur fände.
Er strebt umsonst, zu sprechen,
Weil ja dem Schmerz die Worte stets gebrechen.
Zuletzt, in dumpfen Klängen,
Die auf dem Weg zur Lippe so sich drängen,
Daß sie der Worte missen,
Begehrt er, seiner Schande Grund zu wissen.
Ich wollt' ihm Antwort geben
Und konnt' es nicht; denn – ich bemerkt' es eben –
Der Schmerz weiß nichts zu sagen,
Und schlecht zu Hilfe kommt das Wort dem Zagen.
Zwar sucht' ich für die Schuld nach Farb' und Flimmer.
Doch wer Entschuld'gung sucht, dem wird sie immer
Spät oder nicht erscheinen
Und mehr die Schuld bestät'gen, als verneinen.
Komm, sprach er zorn'gen Mutes,
Du erster Schandfleck unsers alten Blutes,
Jetzt will ich dafür sorgen,
Daß du verschlossen bleibest und verborgen,
Bis klügliches Verfahren
Wird meiner Schande Grund mir offenbaren. –
So kam ich zu dem Orte,
Wo meinem Leid dein Anblick ward zum Horte.
Weil ich dich mußte lieben,
Ward ich zur Rolle des Phantoms getrieben;
Weil ich dich trug im Herzen,
Ward ich lebend'ges Grabmal meiner Schmerzen;
Denn nicht dich lieben könnte,
Die deinem Wert Hochachtung nicht vergönnte;
Nicht dich im Herzen trüge,
Die gleich dir hätt' entdeckt, für wen es schlüge.
Dich lieben, war mein Wissen;
Mein Zweck, dich minnen; meine Furcht, dich missen;
Meine Sorgen, dich bewahren;
Mein Leben, meine Seele, dir willfahren;
Mein höchster Wunsch, dir dienen;
Und meine Thränen sollen nur verdienen,
Daß du mein Leid vergütest,
Daß du mich haltest, schützest und behütest.

 

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