KASSANDRA in «Die Orestie: Agamemnon» I.

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    3. Akt

    Kassandra mit dem Chor. 

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    KASSANDRA: 
    O Gott! Weh! Qualen!
    Auf reißt mich wieder der Begeistrung wilder Schmerz!
    Im jähen Wirbel stürmen Sprüche wirr hervor!
    Ha! seht ihr die dort sitzen vor der Tür, so still,
    So jung, der Träume Truggestalten gleich zu schaun,
    Zween Knaben gleich, als hätten Freunde sie gewürgt,
    Die kleinen Hände mit des eignen Fleisches Kost,
    Der eignen Eingeweide jammervollem Mahl
    Gefüllt, davon der eigne Vater gessen hat?
    Um diese sinnt jetzt auf Vergeltung, sag ich dir,
    Ein Löwe Feigling, Hauses Hüter, seines Betts
    Nestling, Vergeltung. Wehe deinem teuren Herrn
    Und meinem – Sklavin bin ich ja und trag es auch!
    Der Schiffe König, Ilions Bewältiger,
    Nicht weiß er, wie ihr Willkommen ihm die Gleisnerin,
    Der scheußlichen Hündin Lippe, wie ein heimliches
    Verhängnis bald vollenden wird zum Gruß des Fluchs!
    Sie wagt's! Das Weib des eignen Mannes Mörderin!
    Welch scheußlich Untier leihet seinen Namen ihr,
    Der träfe? Nenne Drachen, nenne Skylla sie!
    In tiefer Klippenhöhle aller Schiffer Tod,
    Wahnwitzge Hadesmutter, die sühnlosen Fluch
    Den Lieben zustürmt! – Wie sie laut gejauchzet hat,
    Die Allverwegne, gleich als schlage sie den Feind,
    Sie nennt es Freude, daß er glücklich heimgekehrt! –
    Und ob es niemand glaube, nun gilt's gleich. Wie nicht?
    Es kommt die Zukunft; um ein kleines Zeuge selbst,
    Nennst du mich weinend allzuwahre Seherin!

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