KLYTAIMESTRA in «Die Orestie: Agamemnon» II.

    4. Akt

    Klytaimestra mit dem Chor. 

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    Aus der königlichen Pforte tritt Klytaimestra, das Beil über der Schulter; hinter ihr unter roten Decken Agamemnons und Kassandras Leichen. 

    KLYTAIMESTRA: 

    Wenn vieles sonst ich, wie die Zeit es heischte, sprach,
    So scheu ich jetzt das Gegenteil zu sagen nicht.
    Wie kann man anders, um den Feinden Feindliches,
    Die Freunde scheinen, anzutun, des Jammers Netz
    Klug stellen, höher, als ein leichter Sprung heraus?
    Mir brachte den Kampf, des ich lange schon gedacht,
    Der alte Hader; doch die Zeit erst reifte ihn.
    Hier steh ich nach dem Morde, wie ich ihn erschlug;
    Ich hab es so vollendet und bekenn es laut,
    Daß der dem Tod nicht wehren konnte noch entfliehn.
    Ich schlang ein endlos weit Geweb rings um ihn her,
    Gleich einem Fischnetz, falschen Glückes Prunkgewand;
    Ich schlag ihn zweimal, zweimal weherufend läßt
    Er matt die Glieder sinken; als er niederliegt,
    Geb ich den dritten Schlag ihm, für des Hades Zeus,
    Den Retter der Gestorbnen, frohgebotnen Dank.
    So fallend, hauchet er den Lebensatem aus
    Und trifft, des Blutes jähen Strahl ausröchelnd, mich
    Mit einem dunklen Tropfen feinen, blutgen Taus,
    Mir minder nicht zur Freude, als Zeus' Regenschaur
    Dem Acker, wenn in der Knospen Mutterschoß es schwillt.
    Um solchen Ausgang dürftet ihr, ehrwürdge Schar,
    Wohl freudig sein, wärt ihr es; ich frohlocke laut.
    Und wär es Sitte, Spenden über Leichen auch
    Zu gießen, hier wär's wohl gerecht. Und ganz gerecht
    Hat er den Kelch so vieler fluchgemischten Schuld,
    Den er gefüllt, heimkehrend selber auch geleert.
    [...] Mich prüfen wollt ihr als ein unbesonnen Weib!
    Ich aber sag euch sonder Furcht, was jeder selbst
    Hier sieht – ob loben du, ob du mich tadeln willst,
    Mir gilt es gleich: hier liegt Agamemnon, mein Gemahl,
    Und zwar als Leichnam, dieser meiner rechten Hand,
    Des gerechten Schlächters, Meisterstück! So steht es jetzt.
    [...] Nun sagst du mir mein Urteil, aus der Stadt zu ziehn,
    Dem Volk ein Scheusal, von der Bürger Fluch verfolgt;
    Und hattest doch gar nichts zu sagen wider den,
    Der ohne weitres, gleich als wär es nur ein Lamm,
    Wie viele seiner reichen Herden Pracht ihm bot,
    Sein eigen Kind doch, meines Schoßes liebste Frucht,
    Ließ schlachten, thrakische Winde zu beschwichtigen.
    Und mußtest den du nicht verjagen aus dem Land,
    Den ungestraften Frevler? Nun, da du vernimmst,
    Was ich getan, bist du ein harter Richter. Doch
    Ich sag dir, und gerüstet bin ich, so zu drohn:
    In gleicher Art magst du mich, wenn du mich besiegst,
    Beherrschen; aber wenn ein Gott es anders fügt,
    So sollst du spät mir lernen, was verständig ist.

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