DIE INFANTIN in «Der Cid» I.

    1. Aufzug, 2. Auftritt 

    Die Infantin und Leonore.   

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    DIE INFANTIN:
    Ja, ich bedenk' es, und würd' ehr mein Blut
    Vergießen, als verläugnen meinen Rang.
    Wol könnt' ich dir entgegnen, schönen Seelen
    Weckt nur Verdienst mit Recht der Liebe Glut;
    Und suchte mein Gefühl Entschuld'gung, dienten
    Tausend bewährte Beispiele dazu:
    Doch folg' ich solchen nicht, gilt es die Ehre.
    Wie stark die Liebe – stärker ist mein Muth.
    Lehrt edler Stolz mir doch, der Königstochter
    Ist Jeder unwerth, der kein Herrscher ist.
    Als ich mein Herz zu schwach fand zur Vertheid'gung,
    Verschenkt ich selbst, was ich nicht wagt' zu nehmen,
    Und knüpfte, statt an mich, ihn an Chimene:
    Zu dämpfen meine Glut, schürt' ich die ihre.
    Drum staune nicht, daß mein gequältes Herz
    Voll Ungeduld ihrer Vermählung harret;
    Du siehst ja, meine Ruh' hängt davon ab.
    Lebt von der Hoffnung Liebe, stirbt mit ihr sie,
    Ein Feuer, das, fehlt Nahrung ihm, erlischt.
    Und – ob auch hart mein Loos – gehört Rodrigo
    Chimenen erst auf ewig als Gemahl,
    Ist todt die Hoffnung und mein Herz genesen.
    Doch leid' ich namenlose Qual, denn ach!
    Bis er vermählt, ist mir Rodrigo theuer:
    Ich streb' ihn zu verlieren und verliere
    Ihn ungern – das ist mein geheimer Gram.
    Verzweifelnd seh' ich, daß mich diese Liebe
    Nach dem zu seufzen zwingt, was ich verschmähe!
    Getheilt ist meine Seele in zwei Hälften –
    Wie stolz mein Muth – doch glüht mein Herz. Ich fürchte
    Und wünsche den für mich unsel'gen Bund –
    Ich hoff' darauf – doch mit getheilter Freude,
    Und weil mir Lieb' und Ehre theuer, muß
    Ich sterben – ob er sich vollzieh' – ob nicht!

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