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2. Aufzug, 3. Szene
Tamora, Bassianus, Lavinia, Chiron und Demetrius.
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TAMORA:
Was meint ihr, hab ich Grund nicht, bleich zu sehn?
Die zwei verlockten mich in dieses Tal;
Ihr seht den wüsten, grauenhaften Ort,
Die Bäum, obwohl im Sommer, kahl und dürr,
Erstickt von Moos und tückschem Mistelwuchs.
Hier scheint die Sonne nie, hier nistet nichts,
Nachteulen nur und unglückdrohnde Raben.
Und als sie mir gezeigt die grause Schlucht,
Erzählten sie, wie um die Mitternacht
Wohl tausend Geister, tausend Schlangen zischend,
Zehntausend schwellnde Kröten, Molch' und Igel
Erhüben solch ein furchtbar wirres Schrein,
Daß jeden Sterblichen, der dies vernimmt,
Wahnsinn befällt, wenn er nicht plötzlich stirbt.
Drauf, als sie kaum erzählt die Höllenmär,
Alsbald mich festzubinden drohten sie
An eines grausen Eibenbaumes Stamm,
Daß ich so schnödem Tod verfallen sei.
Dann schalten sie mich Ehebrecherin,
Verbuhlte Gotin und die herbsten Worte,
Die je ein Ohr im bittern Schmähn vernahm;
Und kamt ihr durch ein Wunder nicht zum Glück,
Sie hätten diese Rach an mir vollbracht.
Rächt eurer Mutter Leben, liebt ihr mich,
Sonst nenn ich nimmer meine Kinder euch.