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Die Lage

Bewertung und Kritik zu

DIE LAGE 
von Thomas Melle
Regie: Kay Link 
Premiere: 9. Oktober 2021 
Freies Werkstatt Theater Köln

Zum Inhalt: Wer heute eine Bleibe sucht, muss sich vieles gefallen lassen. Ob in Köln, Dresden oder Berlin – die Wohnungsbesichtigung gerät zu einer erbarmungslosen Castingshow. Die Konkurrenz ist hart, die Nerven liegen blank, jeder kämpft gegen jeden. Attraktiv, erfolgreich, mit gut gefülltem Bankkonto und einem vorzeigbaren Partner versehen, so sehen sie aus, der Mieter und die Mieterin mit Chancen. Um ein WG-Zimmer, eine Dreizimmer-Altbauwohnung in einem angesagten Viertel oder gar das begehrte Loft über den Wolken zu ergattern, muss selbst Intimes preisgegeben werden. Familien, Alte oder Geringverdienende werden an den Rand gedrängt, weil sie sich die Stadtmitte nicht mehr leisten können.

Mit: Anja Jazeschann, Mirjam Radovic, Michel Kopmann und Charles Ripley

Inszenierung: Kay Link
Bühne und Kostüme: Gesa Gröning
Regieassistenz: Ruben Michael

5 von 5 Sterne
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Alltägliche Dramen auf dem Wohnungsmarkt
3 Jahre her.
Kritik
''Kay Links zeitkritische Inszenierung über Wohnungssuchende und Auswüchse der Mieterverdrängung arbeitet mit Floskeln des Fachjargons und Perspektivwechseln. Da ist die Rede vom Immobiliendarwinismus, vom Mietendeckel inklusive Solidarmodell, von Anlageobjekten, Niedrigzins-Politik oder vom freien Markt, der bekanntlich die Zwänge bestimmt. In Köln sei es auch Usus in der warmen Jahreszeit Balkone unterzuvermieten, heißt es. Ein offensichtlich wohlhabenderer Mietinteressent fragt, ob der Abort einen Flachspüler habe wie in Japan. Eine Journalistin (Anja Jazeschann) hingegen verbindet die Wohnungsbesichtigung mit einer Recherche. Sie befragt den Makler (nun Michel Kopmann), wer denn eigentlich der Eigentümer sei. Dieser gerät sichtlich ins Grübeln. Investoren und eine Schweizer Holding vielleicht; deutsche Grundbücher liegen jedoch bekanntlich unter Verschluss. Nicht nur diese Interessentin wird vergrault mit den Worten, dass sie ja nun doch wohl kein Interesse mehr habe. Mögliche Anforderungen an potenzielle Mieter erscheinen absurd. Beim Aufnahmegespräch für eine WG-Gemeinschaft müssen sich Bewerber buchstäblich ausziehen. Es wird gefragt, ob sie Rauchen oder Schnarchen, unter nächtlicher Apnoe leiden, in Zimmerlautstärke streiten. Absurde Akustikproben mit albernem Gestöhne werden vorgeführt. Dabei kommt es zwischen Pärchen zu handfesten Streits. Gegen Ende dominiert leider eine einseitige Perspektive arg laut. Drei der Mietinteressenten-Darsteller protestieren, ihr Leben werde verbaut und sie würden verdrängt. Der Protest richtet sich insbesondere gegen Spekulanten etwa aus dem Raum München. Bald wird der Mensch dem Menschen zum reißenden Wolf. Es kommt zum Zusammenbruch mit groteskem Röcheln. Die mit vielen Auf- und Abgängen sehr bewegte Vorführung gerät so über kurz oder lang zur allzu schrillen Farce.'' schreibt Ansgar Skoda am 19. Oktober 2021 auf KULTURA-EXTRA
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