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Johann Holtrop: Abriss der Gesellschaft

Bewertung und Kritik zu

JOHANN HOLTROP: ABRISS DER GESELLSCHAFT 
nach dem gleichnamigen Roman von Rainald Goetz
Regie: Stefan Bachmann 
Premiere: 5. Februar 2023 
Schauspiel Köln - Depot 1

Berliner Autor:innentheatertage (2023) 
6. & 7. Mai 2023 (Deutsches Theater Berlin)

Österreich-Premiere: 15. März 2024
Burgtheater Wien

Zum Inhalt: Visionär, Karrierist, B luffer, Menschenfänger, manischer Narzisst, ein machiavellistischer Macher, Stehaufmännchen, Glückskind des Kapitalismus, Entscheidungshysteriker, Rockstar: Johann Holtrop, 48, ist vieles. Vor allem aber ist er der Vorstandsvorsitzende von Assperg, einem Medienkonzern mit Sitz in Schönhausen und einer Tochterfirma Arrow PC im thüringischen Krölpa, 80 000 Mitarbeitende weltweit und einer Bilanzsumme von 15 Milliarden Euro. In der gegenseitigen Verachtung der Büroangestellten scheint die Toleranz des jeweils anderen der kleinste gemeinsame Nenner. Denn alle sind austauschbar. Holtrop lebt im Wahn der absoluten Gegenwart, sein Ego und Charisma walzen alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. Bis die steile Karriere, die Parallelen zum Fall Thomas Middelhoff aufweist, ins Wanken gerät und ihr jähes Ende nimmt.

Mit: Nicola Gründel, Melanie Kretschmann, Anja Lais, Rebecca Lindauer, Lea Ruckpaul, Cennet Rüya Voss, Luana Velis, Ines Marie Westernströer
Live-Musik: Sven Kaiser, Zuzana Leharová, Annette Maye, Jan-Felix Rohde

Regie: Stefan Bachmann
Bühne: Olaf Altmann
Kostüme: Jana Findeklee / Joki Tewes
Musik: Sven Kaiser
Choreografie und Körperarbeit: Sabina Perry
Licht: Michael Gööck
Dramaturgie: Lea Göbel

Koproduktion mit Schauspielhaus Düsseldorf

3.0 von 5 Sterne
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Unterhaltsame Aufstieg und Fall-Geschichte mit Regie-Konzept-Aufguss
1 Jahr her.
Kritik

Hinter einem Wald aus Fäden tigert das achtköpfige Ensemble dieser Koproduktion von Schauspiel Köln und Schauspielhaus Düsseldorf herum, die Sprache ist durchrhythmisiert und wird von einem Live-Musik-Quartett unter Leitung von Sven Kaiser begleitet, die Titelrolle verkörpert Melanie Kretschmann und erinnert mit ihrer Frisur auch an den Autor Goetz. Satirische Überspitzung und Überzeichnung ist das Markenzeichen dieser Inszenierung: acht Frauen teilen sich die – bis auf Sekretärinnen – ausschließlich männlichen Rollen und mimen die Revier- und Machtkämpfe der Alphatiere in den Topetagen.

Der Kern dieses Konzepts ist bereits aus Bachmanns letzter Goetz-Inszenierung bekannt: „Reich des Todes“, eine Auseinandersetzung mit den „Falken“ in der Administration von George W. Bush, die nach 9/11 das Völkerrecht aushebelten, war ebenfalls eine Koproduktion der beiden Häuser, wurde auch zu den ATT nach Berlin eingeladen, nutzte auch einen Fäden-Wald von Olaf Altmann als Bühnenbild, in dem nur Frauen auftraten. Wie der Aufguss eines erfolgreichen Formats wirkt der neue „Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft“-Abend deshalb.

Unterhaltsam ist die Roman-Adaption dennoch, der neuen Inszenierung fehlt aber doch die Tiefenschärfe von „Reich des Todes“: der Text lotete die Denkstrukturen seiner an reale Vorbilder angelehnten Figuren noch luzider aus. „Johann Holtrop“ kommt kaum über eine klassische Aufstiegs- und Fall-Erzählung hinaus.

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Johann Holtrop - Abriss der Gesellschaft
1 Jahr her.
Kritik

''Musikalisch untermalt wird der Abend von einem Kammerorchester, das den Text fast durchweg begleitet, so dass er zu Beginn fast wie ein Libretto vorgetragen wird. Ein Chor Reinigungspersonal in Blaumännern führt in die Geschichte ein. Der in drei Teile gegliederte Roman der Karriere Holtrops, angesiedelt in den 00er Jahren, erfährt auch auf der Bühne eine Dreiteilung, die sich u.a. an der Art der musikalischen Begleitung und Textdarbietung erkennen lässt. Das ist dann auch das größte Problem der Inszenierung, die über die Form den Text fast zur Nebensache werden lässt. Man erlebt singende Karikaturen der Wirtschaftswelt. Mal passt das Musikalische zum Sound des Romans, mal eher nicht.

Der Werdegang Holtrops vom aufstrebenden Manager aus mittelständischer Unternehmerfamilie zum Aufsichtsratschef des Assperg-Konzerns mit seiner thüringischen Tochtergesellschaft Arrow PC geht hier im schnellen Sing-Sang fast etwas unter. Wie Holtrop den uneffizienten Chef von Arrow PC entsorgt, ist wiederum sehr gut dargestellt. Dass es ihm später selbst so ergehen wird, ist die eigentliche Pointe des Romans. Bis dahin wird viel Text versungen, verhaspelt und Väter der Klamotte gespielt. Nur in wenigen ruhigen Momenten wird es auch etwas klarer. Wie sich der Narzisst Holtrop immer mehr überschätzt und verspekuliert kann an in so komprimierter Form nur kurz angerissen werden. Auch die vielen Figuren des Romans, die fast alle auf reale Personen aus der deutschen Wirtschaft zurückzuführen sind, defilieren wie im Ballett vorbei. New Economy, Schröder, Merkel und der Bankencrash bilden den historischen Hintergrund. Da taucht dann mal ein Schröderkopf auf. Vieles muss man sich an diesem schön komponierten Abend aber selbst zusammenreimen.'' schreibt Stefan Bock am 7. Mai 2023 auf KULTURA-EXTRA

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