Zum Inhalt: Was tust du ein paar Tage vor dem Weltuntergang? Worüber denkst du nach? Wen rufst du an? Welche Probleme möchtest du noch lösen? Wen versuchst du zu retten? Und wen bittest du um Vergebung? Viele Fragen, doch es bleibt wenig Zeit. Sechs fremde Menschen warten zusammen auf das unvermeidliche Ende. Sie unterscheiden sich in Alter, Nationalität und sozialem Status. Sie sind verängstigt und schutzlos, wunderlich und witzig, entschlossen und stur – konfrontiert mit dem eigenen bevorstehenden Tod nähern sie sich einander an.
Extrem physisches Theater aus szenischen Splittern
10 Monate her.
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Kritik
Die Handschrift ihres Mentors Kirill Serebrennikow ist an diesem Abend, der im Rahmen der Lessingtage in der Thalia Gaußstraße Premiere hatte: „Apocalypse Tomorrow“ ist extrem physisches Theater, das den Spieler*innen in puncto Athletik und Ausdauer sehr viel abverlangt und in der Schönheit der Körper schwelgt. Es ist eine Performance, in die sich die Krisenstimmung und die Kriegserfahrungen der vergangenen Monate und Jahre tief eingeschrieben haben und die unter dem Überdruck der Gefühle und Themen, die sich Gehör verschaffen wollen, fast zu bersten droht.
„Apocalypse Tomorrow“ ist eine der ersten Produktionen des neuen Labels „Kirill & Friends“: Kulagin/Estegneev arbeiten mit einigen Spielern zusammen, die fest zum Inventar von Serebrennikow-Inszenierungen am mittlerweile geschlossenen Gogol Center oder am Thalia Theater gehören, wie Odin Biron und Nikita Kukushkin. Eine perfekte Ergänzung ist Campbell Caspary, der an der Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz im vergangenen Jahr mit Constanza Macras und René Pollesch arbeitete und in seiner Radikalität oft noch einen Schritt weiter geht als der Rest des Casts.
Der Abend lebt von der Körperlichkeit. Auf der spielerischen und textlichen Ebene ist es eine lose Abfolge kleiner Szenen mit emotionalen Ausrufen (meist auf Englisch ohne Untertitel, seltener auf Deutsch). Die Stückentwickung umkreist ihrer Thema des nahenden Weltuntergangs und der hysterischen Reaktionen der Figuren. Aus dem Material hätte Serebrennikow selbst mit dramaturgischem Feinschliff vermutlich noch etwas mehr herausholen können. Aber auch ohne die Zuspitzung bleibt der Eindruck einer Tour de Force eines Ensembles, das sich in seine Verzweiflung hineinwirft, bevor der Abend überraschend optimistisch endet.