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Thalia Theater Hamburg
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Im Menschen muss alles herrlich sein

Bewertung und Kritik zu

IM MENSCHEN MUSS ALLES HERRLICH SEIN 
von Sasha Marianna Salzmann
Regie: Hakan Savaş Mican 
Premiere: 27. Oktober 2022 
Thalia Theater Hamburg 

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Berliner Autor:innentheatertage (2023) 
2. & 3. Mai 2023 (Deutsches Theater Berlin)


Zum Inhalt: Edi, angehende Journalistin in Berlin, ist Ukrainerin, aber sie weiß nicht genau, was das bedeutet. Anfang der 90er, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, hat ihre Mutter mit ihr die gerade unabhängig gewordene Ukraine verlassen. Gemeinsam mit Tatjana, die nichts hatte als ein Kind auf dem Arm, ist sie in Jena gestrandet. Im Deutschland der Nachwendezeit haben die jungen Frauen ihre Karrieren als Ärztin und Tänzerin hinter sich gelassen und ganz von vorne angefangen, als Verliererinnen der Geschichte.

2017, zu ihrem 50. Geburtstag, will Lena endlich alle wieder zusammenbringen. Jetzt spiegeln sich die Härten der Migration in der Identitätsuche der Töchter. Während Edi nur widerstrebend beginnt, Fragen zu stellen, hat Tatjanas Tochter Nina jeden Kontakt abgebrochen. Doch der Großvater macht sich auf den gefährlichen Weg vom Donbass nach Jena. Die einstige Heimat - ein Kriegsbiet.

Regie: Hakan Savaş Mican
Bühne: Michael Köpke
Kostüme: Sylvia Rieger
Musik: Masha Kashyna
Video: Sebastian Lempe
Dramaturgie: Susanne Meister

3.0 von 5 Sterne
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Im Menschen muss alles herrlich sein
1 Jahr her.
Kritik

''Perestroika-Zombies nennt die angehende Journalistin die post-sowjetische Wende-Generation, die die Vergangenheit verklärt und nie richtig in Deutschland angekommen ist. Videos von alten Originalaufnahmen mit Pionier-Aufmärschen, russischen TV-Psycho-Gurus der 1990er Jahre wechseln mit Bildern der deutschen Autobahn und Plattenbauten. Eindrücklich sind die Erzählungen der Mütter von der sogenannten „Fleischwolfzeit“ nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Korruption überall an Universitäten und Krankenhäusern. Die beruflichen Träume der Mütter erfüllen sich nicht. Die Männer entpuppen sich als Lügner oder verlassen sie. Das Versprechen in eine Zukunft in Deutschland ist ebenfalls trügerisch. Salzmann flicht noch den seit 2014 tobenden Krieg im Donbas in die Geschichte des Großvaters ein. Stalins Entkulakisierung in der Ukraine und der Holodomor werden ebenfalls erwähnt. Bei all dem wirkt das Zitat aus Tschechows Onkel Wanja, das Salzmann für ihren Romantitel verwendet hat, fast schon wie Hohn. Die Vergangenheit entpuppt sich als „Göttin mit verdrehten Füßen man sieht nie, aus welcher Richtung sie kommt. Das ist eine starke Metapher in einem Text der nachwirkt und von einem guten Thalia-Ensemble spannungsreich dargeboten wird.'' schreibt Stefan Bock am 5. Mai 2023 auf KULTURA-EXTRA

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Gorki-Sound bei Familienaufstellung-Roman-Adaption
1 Jahr her.
Kritik

Sasha Marianna Salzmanns Buch stammt aus einer Zeit, als der Horizont westlicher Gesellschaften noch in der Uckermark endete, wie DT-Chefdramaturg Claus Caesar flapsig-treffend ins Nachgespräch einführte. Die eigene Identitätssuche von Salzmann und Interviews mit den Frauen aus der Familie, die aus der untergegangen Sowjetunion nach Deutschland auswanderten, sind die Grundlage für diesen fiktionalen Roman.

Im Nachgespräch mit dem kompletten Ensemble und der Dramaturgin erfuhren wir, dass sich das Team dagegen entschied, auf die aktuelleren Entwicklungen einzugehen. Die Stückfassung endet wie der Roman 2017. Konflikte gab es zwischen der deutsch-ukrainischen Live-Musikerin Masha Kashyna und dem Regisseur auszufechten: sie pochte darauf, dass als Songs, die in Mican-Arbeiten immer eine wesentliche Rolle spielen und die Atmosphäre seiner karg ausgestatteten Abende entscheidend prägen, nicht nur nostalgische, russische Lieder aus Sowjetzeiten, sondern auch ukrainische Lieder ausgewählt werden.

Wegen dieser Einblicke in die Produktionsweise war das Nachgespräch ein Gewinn, die zwei Stunden davor blieben eine konventionelle Adaption, der man deutlich anmerkte, dass es sich um eine Roman-Vorlage handelt, die nicht für die Bühne geschrieben war. Das zentrale Thema von „Im Menschen muss alles herrlich sein“ ist die Sprachlosigkeit zwischen den Generationen, zwischen Müttern und Töchtern. Zu ihrem 50. Geburtstag möchte Lena (Oda Thormeyer) ihre Tochter Edi (Toini Ruhnke), ihre langjährige Freundin Tatjana (Oana Solomon) und deren Tochter Nina (Pauline Rénevier) um sich scharen, die Männer (alle von Stefan Stern gespielt) sind nur Nebenfiguren in diesem Erinnerungskosmos.

Vertrauter Gorki Theater-Sound diesmal einige hundert Meter weiter westlich im DT. Wie von Mican gewohnt entfaltet sich die melodramatische Familien-Erinnerungssaga mit viel Live-Musik und eingespielten Videos, die lange Fahrten über triste Autobahnen und Stopps an Raststätten zeigen.

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