Der Würgeengel

    Bewertung und Kritik zu

    DER WÜRGEENGEL 
    nach dem gleichnamigen Film von Luis Buñuel
    Regie: Johan Simons 
    Premiere: 3. März 2023 
    Schauspielhaus Bochum 

    Zum Inhalt: In Luis Buñuels surrealistischem Filmklassiker verbringt eine illustre Gesellschaft in einer Villa einen gemeinsamen Abend. Seltsam ist jedoch, dass keiner der Gäste nachts den Absprung findet. Aus unerfindlichen Gründen scheint kein Weg nach draußen mehr möglich, obgleich die Türen offen sind. Und so beginnt eine Zeit des Wartens und Verzweifelns, Hunger, Durst und Kälte setzen den scheinbar Eingeschlossenen zu, es kommt zu Zerwürfnissen, Übergriffen und der Suche nach einem Sündenbock … Heutzutage scheinen wir ähnlich ratlos, wie wir dem Würgegriff der immer schneller wechselnden Krisen – oder ist es dieselbe in verschiedener Gestalt? – entkommen können. Regisseur Johan Simons begibt sich mit einer Handvoll Schiffbrüchiger und viel Musik auf die Suche nach der Unterbrechung der ewigen Wiederholung.

    Mit: Anne Cathrin Buhtz, Sandra Hüller, Marius Huth, Roman Kanonik, Alexander Wertmann und Mina Skrövset/ Tabea Sander sowie Laura Wasniewski (Kirchenorgel) und Moritz Bossmann (Hammondorgel)

    Regie: Johan Simons
    Bühne: Johannes Schütz
    Kostüme: Katrin Aschendorf
    Lichtdesign: Bernd Felder
    Video: Voxi Bärenklau
    Musik: Moritz Bossmann und Steven Prengels
    Sounddesign: Will-Jan Pielage
    Dramaturgie: Angela Obst und Marleen Ilg


    WIR EMPFEHLEN

    3.5 von 5 Sterne
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    Sandra Hüller-Konzert in statischem Theaterloop-Abend
    1 year ago
    Kritik

    Als Theaterabend bleibt die „Würgeengel“-Adaption recht statisch und zäh. Wie ein Fremdkörper wirken die kurzen Gastauftritte der Friday for Future-Aktivistinnen (Mina Skrövset / Tabea Sander wechseln sich bei den Vorstellungen ab), zu plakativ an den Rest des Abends angeklebt wirken ihre Lecture Performances über aussterbende Tierarten.

    Die Koproduktion von Schauspielhaus Bochum und Schauspiel Leipzig lohnt sich als Theaterabend kaum, überzeugt jedoch als Sandra Hüller-Konzert. Die Starschauspielerin, die mit Simons seit Jahrzehnten und schon an den Münchner Kammerspielen eng zusammenarbeitet, performt „Psalmen und Popsongs“, wie der Untertitel des Abends lautet. Begleitet von Laura Wasniewski an der Kirchenorgel und Moritz Bossmann an der Hammondorgel singt Hüller gemeinsam mit dem restlichen Schauspiel-Quartett (Buhtz/Kanonik aus dem Leipziger Ensemble, Alexander Wertmann/Marius Huth aus dem Bochumer Ensemble) mehrere von Johann Sebastian Bach vertonte Psalmen. Vor allem glänzt Hüller bei ihren Pop-Soli von „Girls just wanna have fun“ von Cyndi Lauper bis „My Future“ von Billie Eilish.

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    Kein Ausgang
    1 year ago
    Kritik

    ''Dies geschieht auch in Johan Simons Inszenierung nach der Textfassung von Angela Obst. Es ist hier kein feiner Salon, in dem die Gäste sich treffen, sondern eine Schulklasse, in der die Protagonisten in ihren Haltungen gefangen sind. Anders als bei Buñuel gibt es in dieser Theaterinszenierung so etwas wie eine Mahnung oder Hoffnung, die mehrmals in Gestalt eines Mädchens (Mina Skrövset) auftritt. Sie kann auch immer wieder die Bühne verlassen, während die anderen Protagonisten dies erstaunt bis fassungslos beobachten. Zwei Schulvorträge liest das Kind vor. Der erste handelt von Perlbooten, auch Nautilus genannt, einem urzeitlichen schneckenähnlichen Meerestier, das durch Menschen in seiner Physiognomie genau berechnet ist. Wenn das Mädchen die logarithmische Spirale erwähnt, verdeutlicht sie die Möglichkeiten, die Natur ergründen zu können, erwähnt dann aber dass das Tier in seinem Bestand durch den Menschen bedroht ist. Der zweite Vortrag „Wohnungssuche bei Bienen“ thematisiert das intelligente Verhalten von Bienen, die ausschwärmen und es schaffen, gemeinsam ohne Anführer einen neuen geeigneten Ort für ihr Volk zu finden. Das Mädchen gibt ihr Papier ihrer Sitznachbarin ab. Nun liest Sandra Hüller mit schwankender Stimme und ein bisschen schambehaftet vor, dass sich selbst die Bienenkönigin hier dem Gemeinwohl unterordnet. Zuletzt sitzt Hüller vis-à-vis mit dem Mädchen und interpretiert das sphärische „My Future“ von Billie Eilish.

    Die Gesellschaft auf der Bühne schafft es nicht, ihr destruktives Verhalten zu ändern und die überkommene Umgebung zu verlassen, was noch in Buñuel Film gelang, um dann allerdings nach dem anschließenden Dankgottesdienst die Kirche nicht mehr verlassen zu können. Mit Sprech- und Handlungspausen, sowie Wiederholungen, wird das Unabänderliche auch atmosphärisch vermittelt. Die Eingeschlossenen warten auf eine rettende Idee, auf Gott, auf ein Ende. Da ist das Publikum nach knapp zwei Stunden erleichtert, ganz einfach diesen Theaterraum wieder verlassen zu können, mit nur geringfügigem Stau im Ausgangsbereich.'' schreibt Ansgar Skoda am 5. März 2023 auf KULTURA-EXTRA

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