Regie: Patrice Bart Premiere: 6. Dezember 2000 Wiederaufnahme: 28. Oktober 2020 Staatsballett in der Staatsoper Unter der Linden Berlin
Zum Inhalt: Der Wunsch, geisterhaft schwebende Elfenwesen auf der Bühne darzustellen, war es, der die Choreographen im 19. Jahrhundert dazu brachte, den Bühnentanz tatsächlich auf die Spitze zu treiben. In zumeist unheimlichen Szenerien trieben tanzende Feenwesen ihr Unwesen.
In Giselle sind es die tanzsüchtigen Wilis, um die sich das Libretto rankt. Wilis sind Elfenwesen, die als Bräute noch vor ihrer Hochzeit gestorben sind, weil ihre Liebe verraten wurde. Der empfindsamen Giselle ergeht es genauso, denn sie liebt nicht nur das Tanzen, sondern auch Albrecht, der sie umwirbt, obwohl er bereits einer anderen versprochen ist. Als sie die Wahrheit erfährt, verliert sie den Verstand und stirbt. Giselle wird in die Gemeinschaft der Wilis aufgenommen und ist nun wie ihre Gefährtinnen dazu verdammt, die Männer in der Nacht zum Tanzen zu verführen, bis sie sterben. Darüber wacht Myrtha, die Königin der Wilis. Auch Albrecht kommt in den Wald, um Giselles Grab zu besuchen.
Choreographie und Inszenierung: Patrice Bart nach Jean Coralli und Jules Perrot Musik: Adolphe Adam Bühne und Kostüme: Peter Farmer Musikalische Leitung: Ido Arad Es spielt: Staatskapelle Berlin Giselle: Iana Salenko Albrecht: Daniil Simkin Myrtha: Aurora Dickie Bauern-Pas-de-deux: Alexander Bird, Aya Okumura
''Die vorerst noch möglichen Vorstellungen dieser "Giselle" sollte kein Ballett-Fan verpassen. Es dauert zwar etwas, ehe der Abend seine Faszination entwickelt, der erste Akt wirkte gestern etwas verhuscht, bei den Damen und Herren gab es einige kleine Ungenauigkeiten und Salenko und Simkin waren da auch noch nicht ganz das glühende Liebespaar – das sind sie erst in der Tragik, in Verzweiflung und Tod.
Aber der zweite Akt ist wundervoll – mit Aurora Dickie als diamanthart unerbittlicher Feenkönigin, mit dem herrlichen Tanz der vierzehn Wilis auf der vom Mond beschienenen Wald-Lichtung, mit der Errettung des schuldig Gewordenen durch die wahre Liebe. Also hingehen und den schweren Schlag für das Staatsballett abmildern.'' schreibt Frank Schmid auf rbbKultur
''Peter Farmers Bühne und Kostüme sehen so aus, als würde sich in ihr und ihnen auch das legendär-"altmodische" Phantom der Oper wohl gefühlt haben - so derart "Altmodisches" hatte ich fürwahr noch nie zuvor in einem Theater unserer will sagen meiner Zeitrechnung gesehen; und es ist auch keinesfalls in irgendeiner Art und Weise ironisch gebrochen oder gemeint, ergo wurde in diesem Falle (der Giselle) das "Altmodische" eines klassischen Balletts wortwörtlich genommen. Und es funktioniert, und zwar total!!
Seine das Publikum gänzlich in Bann ziehende Ausstrahlung ergibt sich erstrangig natürlich aus den tänzerischen Glanzleistungen sowohl der vier Hauptrollenträger Riho Sakamoto als sich erst tottanzendes und später als Willis wiederauferstehendes Bauernmädchen Giselle, Martin ten Kortenaar als schöner und Giselle liebender Prinz Albrecht, Bruna Cantanhede als unbarmherzige Königin der Willis oder Alexei Orlenco als eifersüchtiger Wildhüter Hilarion wie auch des gesamten Corps de Ballet; kurzum: Klassisches Ballett in höchster Reinkultur. Muss man gesehen habe, unbedingt.'' schreibt Andre Sokolowski am 2. November 2024 auf KULTURA-EXTRA