Schon der Titel der Inszenierung "Der Neurosen-Kavalier", die das Schlosspark Theater als neueste Eigenproduktion auf seine Bühne bringt, schürt eine gewisse Hoffnung auf einen komödiantischen Abend. Und die Zuschauer werden nicht enttäuscht, der Plot allein aus der Feder von Alan Cooper und Gunther Beth verspricht einiges an Turbulenzen:
Kaufhausdieb Bollmann landet bei der Flucht vor der Polizei in der renommierten Praxis eines Psychiaters und schafft es wundersamerweise, für seine Urlaubsvertretung gehalten zu werden. Natürlich stehen die kapriziösesten Patienten Schlange, die nun von ihm behandelt werden möchten und dies gar nicht so erfolglos, trotz oder vielleicht wegen Bollmanns abenteuerlichen Halbwissens und entsprechender Therapiemethoden.
Daniel Morgenroth ist der liebenswerte Gauner, der durch den Abend leitet, so wie alle Figuren sofort an's Herz wachsen. Zum Beispiel die gute Seele der Praxis, Frau Engel, sehr charmant und patent von Susanne Eisenkolb gespielt, die es liebt, in Reimen zu kommunizieren, was schon allein permanent für eine gewisse Komik sorgt.
Die Patienten sind auch nicht von schlechten Eltern, Johanna Klante mimt ihre Frau von Bast mit viel Charme und Selbstbewusstsein, obwohl sie als chronische Kleptomanin berechtigte Sorge vor einem Aufenthalt im "Café Viereck" hat. Auch Georgios Tsivanoglou als Elvis-Verschnitt Appelhans überzeugt unbedingt in seiner Rolle, läuft zu Hochtouren auf, wenn er den King of Rock 'n Roll gibt. Bleibt noch Kim Zarah Langner, die als Schriftstellerin nach ihrem Debutroman an einer Schreibblockade leidet und ihre Probleme mit hohem Körpereinsatz und Bollmanns professioneller Unterstützung ebenfalls zu lösen versucht.
Und natürlich kommt es, wie es kommen muss: Die eigentliche Vertretung tritt auch noch auf den Plan und Bollmann wird ein weiteres Mal aus der Reserve gelockt, löst dieses Problem für's erste aber recht bravourös. Manolo Palma spielt seinen verliebten Doktor de Witt ebenfalls sehr überzeugend.
Am Ende darf natürlich der Kommissar nicht fehlen, auf der Suche nach dem Kaufhausdieb, aber keine Sorge, natürlich laufen die Dinge anders als erwartet, Jens Krause nimmt man den Kommissar Maiwald ebenfalls ohne wenn und aber ab.
Regisseur Klaus Seiffert ist mit seinem (Schauspiel-)Team eine wirklich schöne Komödie gelungen, mit einigen unerwarteten Inszenierungsideen, voller turbulenter Verwicklungen und Verwechslungskomik, kurzweilig und mit intelligentem Wortwitz. Bühnenbild und Kostüme überzeugen ebenfalls.
Und das Stück passt in die jetzige weihnachtliche Jahreszeit, schon gleich zu Beginn werden die Zuschauer musikalisch auf die kommende Adventszeit eingestimmt und am Ende in bester Laune entlassen, am Premierenabend gab es langen Applaus.
Wer einen amüsanten Abend mit einer guten Boulevardkomödie verbringen möchte, unbedingt hingehen!