Kritik
Fast fühlt es sich wie früher an, wenn das Schlosspark Theater mit einer Eigenproduktion in seine 13. Spielzeit startet, ohne die seit langer Zeit schon fast vertraut gewordenen Einschränkungen mit sehr dürftig gefülltem Zuschauerraum. Nun also endlich wieder mit weniger unbesetzten Plätzen und natürlich der 3-G-Regel etc..
„Dinge, die ich sicher weiß“ heißt das gute Stück von Andrew Bowell, das 2016 in Australien uraufgeführt wurde und seit 2018 auf deutschen Bühnen gespielt wird.
Anatol Preissler war an der deutschen Übersetzung beteiligt, hat auch die Regie übernommen und den lebensnahen Stoff temporeich inszeniert, die gut besetzten Familienmitglieder spielen auf den Punkt, was den Abend sehr kurzweilig macht. Das Genre lässt sich hierbei gar nicht so leicht bestimmen, aber muss ja auch nicht, Drama und Komödie ergänzen sich gut.
Für eine Familiengeschichte, die in einem australischen Garten spielt und so ziemlich alle Themen auf den Plan ruft, die einer Familie so passieren können, auch wenn die vier Kinder von Fran (Maria Hartmann) und Bob (Heinrich Schafmeister) eigentlich fast alle schon aus dem Haus sind. Außer dem Nesthäkchen Rosie (Helen Barke), die ihren ersten Liebeskummer im fernen Europa erlebt und die es in dieser Situation zurück in's heimische Nest zieht.
Rosie bildet dann auch den Auftakt für das Stück, hält einen langen Monolog, in dem sie all die Dinge auflistet, die sie sicher weiß, um sich nicht zu verlieren und der, so wie auch die folgenden Monologe ihrer Geschwister Pip (Annika Martens), Mark (Tilmar Kuhn) und Ben (Johannes Hallervorden), voller Lebensweisheiten steckt und in seinen Bann zieht. Fran und Bob fungieren in diesem Familiengeflecht beileibe nicht nur als liebende oder gestrenge Eltern, sie haben auch miteinander ihre Themen, mit denen sich die eine oder andere Überraschung offenbart.
Es zeigt sich eine Familie, die durch alle vier Jahreszeiten hindurch das Miteinander und auch Ausbrechen sehr vielschichtig in einem komplexen Beziehungsgeflecht mit starken Bindungen und vielen Emotionen erlebt, die auch den Zuschauer nicht unberührt lassen. Dies alles in einer ungewöhnlichen Klarheit, ohne Schnörkel. Allein die Rolle von Fran scheint in ihrer Härte streckenweise ein wenig überspitzt.
Atmosphärisch unterstützend wirkt die immer wiederkehrende Melodie von Creep by Radiohead, zum Teil sogar gesanglich aus dem Ensemble ergänzt.
Schön jedenfalls, dass sich die Intendanz des Schlosspark Theaters wieder zu einem Stück mit Tiefgang entschieden hat, das Publikum war begeistert und dankte mit Standing Ovations.