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Diese Komödie von der französischen Erfolgsautorin Flavia Coste ist mit glänzender Resonanz in Paris gelaufen. Bei der Premiere der deutschsprachigen Erstaufführung im Berliner Renaissance-Theater erweist sich das Stück als gutes Beispiel dafür, wie sich aus einer szenisch-dramaturgisch eher knapp dimensionierten Idee mit Geschick für intelligente Facetten und treffende Dialoge eine unterhaltsame Bühnenhandlung mit ein paar philosophischen Nutzanwendungen konstruieren läßt.
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Richard Carré (Hans-Werner Meyer) ist ein bislang recht erfolgloser Architekt. Seine Frau Claire (Sarah Bauerett) steuert mit ihrem Gehalt als Lehrerin den Löwenanteil zum ehelichen Haushaltsbudget bei. Richards Mutter Rose Carré (Erika Skrotzki), deren Mann schon vor Jahren gestorben ist, knabbert sich seither durchs Leben und probiert eine Partnervermittlung nach der anderen aus. Richards Freund Etienne Rougery (Michael Rotschopf) versucht mit heroischem Einsatz, den finanziellen und psychologischen Schaden auszubügeln, den die immer wieder erfolglosen architektonischen Entwürfe Richards verursachen.
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Ausgerechnet mit dem Hochzeitsdatum seiner Mutter reüssiert Richard nun bei einer Lottogesellschaft und kommt zu einem Gewinn von mehreren Millionen Euro. Darauf reagiert er aber nicht mit schrankenloser Euphorie, sondern mit schroffer Ablehnung und dem Argument, er habe ja schon alles, was ein Mensch zum Glücklichsein braucht. Den Lottoschein hängt er ungenutzt zu vielen anderen Zettelchen an die Kühlschranktür, damit ihn niemand findet.
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Als er den drei anderen seinen Lottogewinn samt dessen Verweigerung beichtet, ist deren Reaktion allerdings ganz anders als von ihm erwartet. Seine Frau Claire hätte liebend gern eine kräftige Geldspritze zum knappen Haushaltsbudget, sein Freund träumt von der Rettung des ewig defizitären Architekturbüros, und die mit herrlich trocken-sarkastischen Kommentaren glänzende Mutter könnte sich gleichfalls eine großzügige Bereicherung ihrer Rentenkasse sehr gut vorstellen.
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Als sich herausstellt, dass die Einreichungsfrist des Lottoscheins noch nicht abgelaufen ist, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, und die drei Gewinnsüchtigen versuchen, Richard den Lottoschein abzuluchsen. Der verschluckt ihn in seiner Verzweiflung und geht bei einer Auseinandersetzung zu Boden. Sein Freund angelt nun aus dem Mund des Bewußtlosen den zusammengeknüllten Lottoschein, und alle drei stürmen zum etwas flauen Schluß aus der Wohnung, um den Lottogewinn doch noch fristgerecht einzuheimsen. Um das quäkende Baby kümmert sich auf einmal niemand mehr.
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Im Bühnenbild von Manfred Gruber choreographiert Regisseurin Tina Engel den Tanz ums goldene Kalb mit leichter Hand und sicherem Sinn für Akzente und Pointen. Den Schauspielern läßt sie hinreichenden Raum für die Ausschöpfung ihrer Rollenprofile. So wird aus der Aufführung eine unterhaltsame Szenenfolge, in der jede Menge Nachdenkliches zum Thema Geld und seinem unterschiedlichen Wert in Relation zu verschiedenen Lebensläufen versteckt ist. Lebhafter Applaus vom Premierenpublikum belohnt die Darsteller und das Regieteam.
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Horst Rödiger
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