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Il viaggio a Reims

Bewertung und Kritik zu

IL VIAGGIO A REIMS
von Gioacchino Rossini
Regie: Jan Bosse 
Premiere: 15. Juni 2018
Deutsche Oper Berlin
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Zum Inhalt: Ganz Europa scheint im Hotel zur Goldenen Lilie versammelt zu sein, um sich auf den Weg zur Krönung Karls X. nach Reims zu machen. Doch es kommt anders als geplant: Die zusammengewürfelte Reisegesellschaft wird es nicht mehr rechtzeitig nach Reims schaffen. Also entscheidet man, nach Paris zurückzufahren und dort den neuen König gebührend zu empfangen, aber nicht ohne zuvor im Hotel das freudige Ereignis zu feiern. IL VIAGGIO A REIMS war die letzte Oper, die Gioacchino Rossini in italienischer Sprache schrieb. Als Auftragswerk des Théâtre Italien für die Krönungsfeierlichkeiten Karl X. war sich Rossini der kurzen Halbwertzeit dieser Gelegenheitsoper durchaus bewusst – und so verwendete er dann auch große Teile der Partitur für seinen COMTE D’ORY. Dabei ist IL VIAGGIO A REIMS einer der Höhepunkte in Rossinis Laufbahn: Eine völlig abstruse Handlung, virtuose Koloraturkaskaden und ein vierzehnstimmiges Ensemble scheinen gleichzeitig Kondensat und Schlussstrich unter Rossinis komisches Opernschaffen zu sein. Lange Zeit war die Partitur verschollen, doch die Wiederaufführung durch Claudio Abbado 1984 in Pesaro mit einem auserlesenen Solistenensemble war ein Paukenschlag – seitdem findet die Oper immer wieder ihren Weg auf die Spielpläne. 

Musikalische Leitung: Giacomo Sagripanti
Inszenierung: Jan Bosse

Bühne: Stéphane Laimé
Kostüme: Kathrin Plath
Licht: Kevin Sock
Dramaturgie: Lars Gebhardt

5 von 5 Sterne
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Die gelebte Koloratur
6 Jahre her.
Kritik
''Regisseur Jan Bosse, Bühnenbildner Stéphane Laimé, Kostümdesignerin Kathrin Plath und Videokünstlerin Meika Dresenkamp siedeln das explodierende Absurdtheater in 'nem lazarettartigen Wartehallenumfeld an, und physische Versehrtseinsmale sucht man hier vergeblich, weil die Personnage v.a. psychisch nicht so ganz im Takt zu seien scheint; ja, die Behausung hat daher auch was von Irrenanstaltmäßigem - selbstredend für die First Class statt das allgemeine Fußvolk reserviert. Mit andern Worten ausgedrückt: Was treibt die Gutbetuchten an, sich vorbehaltlich der geplanten Krönungsfeier-Gruppenexkursion einer zuvorigen Zusammenrottung auszusetzen à la "Keine Feier ohne Meier" oder so?  Die Inszenierung ist von überbordendem Geschick und visueller Hochprofessionalität; und punktuell wie plötzlich wird mitunter Manches, was zuvor als Individuelles also einzeln sichtbar war, in endlosschleifiger Manier nach hinten auf die überdimensionale Videowand multipliziert. Einfach genial gemacht!'' schreibt Andre Sokolowski am 16. Juni 2018 auf KULTURA-EXTRA
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3 von 3 Person(en) gefiel diese Kritik
Ein zauberhafter Sommerspaß
6 Jahre her.
Kritik
Maestro Gioacchino Rossini, hochberühmter Komponist und gerade zum Leiter des Théâtre-Italien in Paris erkoren, schreibt die „Krönungsoper“ „Il viaggio a Reims“, die im Rahmen der Krönungsfeierlichkeiten für den französischen König Karl X. im Jahre 1825 uraufgeführt wird. Das Werk ist ein monumentaler Einakter, der aus neun musikalischen Nummern  besteht und es gleichwohl auf eine Spieldauer von fast drei Stunden bringt. Rossini komponiert die Oper für ein selten auf die Bühne gebrachtes Agglomerat von zehn solistischen Hauptrollen, die er mit der glänzendsten Sängerbesetzung seiner Zeit ausstattet.  Ort der Handlung ist ein fashionables Wellness-Hotel in den französischen Vogesen mit dem Namen „Zur goldenen Lilie“. Eine größere Anzahl illustrer Gäste hat sich dort eingefunden, um auf die Abreise zu den Krönungsfeierlichkeiten für Karl X. in Reims zu warten. Der Knalleffekt besteht darin, dass die im Titel verheissene Reise überhaupt nicht stattfindet, weil es im entscheidenden Moment an den erforderlichen Transportmitteln mangelt. Kurzentschlossen besinnen sich die Gäste darauf, dass es sich eigentlich auch in Paris gut leben läßt und der soeben gekrönte König Karl überdies sowieso kurzfristig in seine Hauptstadt zurückkehrt. Mit desto größerer Hingabe widmen sich die Hotelinsassen daraufhin ihren reizvollen Beziehungen und den verschiedensten Liebeshändeln.  Ein uneingeschränktes Lob verdient die Inszenierung von Jan Bosse. Er versteht es, die Vorlage vom Staub der seit der Uraufführung vergangenen 193 Jahre zu befreien, ohne dem Sujet Gewalt anzutun. Im Bühnenbild von Stéphane Laimé hebt sich der simulierte Eiserne Vorhang und gibt den Blick frei auf den weiträumigen Schlafsaal eines Sanatoriums mit nicht weniger als jeweils sechs Reihen von Patientenbetten zu  beiden Seiten des Raumes. In diesen Betten räkeln sich die Aktricen und Akteure, teils bereits mit den Kostümen bekleidet, die sie für ihre späteren Rollenauftritte benötigen. Die Wände des Schlafsaals bestehen aus dunkel getönten Spiegelflächen, die sich auch hervorragend als Projektionsgrund für unaufdringlich perfekt inszenierte Videoeinspielungen (Meika Dresenkamp) nutzen lassen. In der geschlossenen Isolation des Sanatoriums, das entfernt mit Thomas Manns „Zauberberg“ verwandt zu sein scheint, entwickeln sich nun hingebungsvolle, gelegentlich etwas überhitzte Liebesbeziehungen. Mit der Unterstützung eines versierten Besetzungsbüros schafft es die Deutsche Oper, ein Sängerensemble zusammenzustellen, das den anspruchsvollen Vorgaben Rossinis bis ins Detail entspricht. Drei Soprane, ein Mezzosopran, zwei Tenöre und vier Bässe folgen der angesagten Spielidee, als hätten sie nie etwas anderes getan.  Die Hotelbesitzerin Madama Cortese (Hulkar Sabirova) würde am liebsten selbst verreisen, kann sich aber von ihren Alltagspflichten nicht lösen. Die Contessa di Folleville (Slobhan Stagg) vermißt zwar ihre standesgemäße Bekleidung, aber ihre Zofe Modestina (Meechot Marero)hilft ihr aus der Patsche, so gut es geht. Die polnische Contessa Melibea (Vasilia Berzhanskaya) flirtet heftig mit dem Spanier Don Alvaro  (Dong-Hwan Lee), worauf Melibeas Partner, der russische Conte di Libenskof (David Portillo), mit der gebotenen Eifersucht reagiert. Der deutsche Baron Trombonok (Philipp Jekal) ist vor allem Experte für kontrapunktische Komposition. Die römische Dichterin Corinna (Elena Tsallagova) zelebriert dichterische Extempores von höherer Warte, die sie zur Harfenbegleitung von Virginie Gout-Zschäbitz darbietet. Der englische Lord Sidney (Mikhail Kiria)ist in Corinna verliebt und gibt seiner vergeblichen Sehnsucht zur begleitenden Soloflöte von Anna Garzuly-Wahlgren beredten Ausdruck. Auch der französische Chevalier Belfiore (Gideon Poppe), eigentlich mit Madame di Folleville liiert, macht Corinna ausführliche Avancen. Drollige Kommentare zur Szenerie liefert der Italiener Don Profondo (Davide Luciano). Beim großen Abschlußdinner glänzen die Vertreter der verschiedenen Nationen mit den Hymnen ihrer Herkunftsländer, und Corinna präsentiert eine ausführliche Eloge auf den gerade gekrönten König Karl. Was den ganzen Abend zusammenhält und ihm einen unverwechselbaren Charme verleiht, ist Rossinis feinfühlig gesetzte Musik, vom Orchester der Deutschen Oper unter der Leitung des Italieners Giacomo Sagripanti geschmeidig und ohne falsche Hast dargeboten. Diese Musik ist derart inspirierend, dass sie die ganze Inszenierung bis in die Gesten und Bewegungen der Gesangssolisten trägt und beflügelt. Das Publikum honoriert die überaus geglückte Aufführung mit ausgiebigem, begeistertem Applaus.  http://roedigeronline.de
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1 von 2 Person(en) gefiel diese Kritik

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