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Iwanow

Bewertung und Kritik zu

IWANOW 
frei nach Anton Tschechow
Regie: Yana Ross 
Premiere: 21. Januar 2023 
Berliner Ensemble 

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Zum Inhalt: Das erste Drama des russischen Autors und Dramatikers Anton Tschechow (1860–1904) spielt inmitten einer vergnügungshungrigen Gesellschaft, in die Iwanow flieht, um sich selbst nicht ertragen zu müssen. Die litauisch-amerikanische Regisseurin Yana Ross ist große Kennerin und Verehrerin von Tschechows Werk. Es gehört zu ihren Arbeitsmethoden, kanonische Texte feinsinnig mit gegenwärtigen Diskursen und mit den Geschichten ihres Ensembles zu verweben und zu überschreiben.

Als Russland im Februar 2022 den Angriffskrieg gegen die Ukraine begann, demonstrierte Ross in einer Solo-Aktion mehrere Tage in Zürich gegen die außen- und wirtschaftspolitische Unentschlossenheit der Schweiz. Ihre engagierte Gesellschaftskritik prägt auch die Art, wie sie Tschechows Werke reinterpretiert: Sie interessiert sich für die Doppelmoral, schärft den Blick für die feine Grenze zwischen Tabu und Salonfähigkeit. Sie beleuchtet Mechanismen der Ausgrenzung, aber auch die zerbrochenen Träume ...

Regie und Bearbeitung: Yana Ross
Bühne und Kostüm: Bettina Meyer
Musik: Knut Jensen
Licht: Rainer Casper
Dramaturgie: Karolin Trachte
Mitarbeit Dramaturgie: Samuel Petit

2.5 von 5 Sterne
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Bälle-Ping-Pong mit schmerzhaften Schüssen
1 Jahr her.
Kritik

''Der knappe Tennisdress mit kurzen Hosen und Kleidern korrespondiert effektvoll mit blankliegenden Ängsten und Wutstimmungen. Bereichert wird die Vorführung durch Bilder des Tanzens, der Innigkeit im Zusammenstehen und in der Vereinzelung. Die Vorführung findet zudem eindrückliche Bilder, wenn abgeschossene Bälle in einer Art Traum-Zwischenspiel Schmerzensschreie begleiten. Verdecktes wird offenbar, obwohl im Wirrwarr unterschiedlicher Stimmungen klare Gefühle oder Entscheidungen weitestgehend fehlen.

Eingerahmt wird die Inszenierungen von aus dem Off eingespielten Monologen über die Individualität jedweden Schmerzes, auch bei Tieren. Hier lässt sich Yana Ross von David Foster Wallace inspirieren, aus dessen „Am Beispiel des Hummers“ sie über die letzten 45 Sekunden des lebenden Geschöpfes im Kochtopf zitiert. Gegen Ende der Vorführung hätten sich der eine oder die andere Zuschauerin eine Fortführung der Übertitel beim live performten Schlusssong gewünscht. Im versöhnlichen letzten Bild wurde das Ensemble endlich als funktionierende geschlossene Gemeinschaft gezeigt; ein Kontrast zu den zuvor vom Meister der russischen Literatur inspirierten düsteren Gesellschaftsbildern.'' schreibt Ansgar Skoda am 25. Juni 2023 auf KULTURA-EXTRA

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Tschechow-Verzwergung im Tennisclub Güterslog
2 Jahre her.
Kritik

Für den „Iwanow“ hat Yana Ross ein hervorragendes Ensemble an ihrer Seite, aber ihr Regie-Konzept war so dünn, dass sie das Scheitern des Abends auch nicht verhindern konnten. In den Spuren von Simon Stone versuchte sie, den russischen Klassiker in die Gegenwart zu verlegen. Gelangweilt sind auch ihre Figuren. Aber statt des intellektuellen Landadels, der der Oktoberrevolution entgegendämmmert, erleben wir am BE das Vereinsheim des Tennisclubs Netzroller im westfälischen Gütersloh, das als klischeehafter Inbegriff von Provinzialität herhalten muss.

Die Grundkonstellation des Dramas wird beibehalten, nur im Stone-Stil ins Heute verlagert. Wie bei Stone, dem Vorbild dieses Überschreibungs-Hypes der vergangenen Jahre, ist auch diesmal zu konstatieren: Es bringt keinen Mehrwert, den bekannten Plot in die Gegenwart zu verlegen, im Gegenteil, das Tschechow-Stück wird bei Ross nur verzwergt.

Über weite Strecken plätschert das verbale Pingpong dahin, gelungene Ballwechsel oder gar ein Ass sind nicht zu bestaunen. So verloren und deplatziert wie ihre krebskranke Figur Sarah wirkt auch Constanze Becker, eine der begabtesten Schauspielerinnen ihrer Generation, in diesem belanglosen Palaver, das Ross aus der Vorlage destilliert hat. Immerhin setzt Becker mit einem melancholischen Rock-Song unmittelbar vor der ersehnten Pause einen Lichtblick.

An zwei Stellen blitzten interessante Themen auf. Mit mehr Geschick hätte Ross hier in Richtung eines unterhaltsamen Well Made Play-Edelboulevards abbiegen können, aber auch diese Chancen hat sie vergeben: Die Influencerin Marta (Zoë Valks) karikiert die Remix-Versionen des Lady Gaga-Songs „Bloody Mary“, mit denen ihre realen Kolleginnen die Social Media-Kanäle von Instagram bis TikTok fluten. Doch es bleibt bei einer kurzen Einlage zum Schmunzeln. Verschenkt war auch die Idee, die Absurditäten der identitätspolitischen Selbstzerfleischungsdebatten in einem Stuhlkreis zu karikieren, da die Umsetzung zu ideenlos und oberflächlich bleibt. 

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