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Münchner Kammerspiele
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SPIELPLAN

Mephisto

Bewertung und Kritik zu

MEPHISTO 
nach dem Roman von Klaus Mann
Regie: Jette Steckel
Premiere: 28. Februar 2025 
Münchner Kammerspiele 

Zum Inhalt: Für den Schauspieler Hendrik Höfgen beginnt mit seinem Engagement am Preußischen Staatstheater in Berlin ein beängstigender Aufstieg. Nach seinem Triumph in der Rolle des Mephisto schließt er selbst einen Pakt mit dem Teufel. Der faschistische Ministerpräsident beruft ihn zum Intendanten. Höfgen gerät in die Rolle seines Lebens: Lavieren zwischen Anpassung und Aufbegehren, zwischen Profit und Systemkritik, zwischen Kunst und Macht.

Mephisto“ ist Klaus Manns vernichtendes Zeugnis der Biografie des Schauspielers und Intendanten Gustaf Gründgens, der von 1925 bis 28 mit Manns Schwester Erika verheiratet war. Über Jahrzehnte in West-Deutschland verboten, ist „Mephisto“ einer der umstrittensten Romane der deutschen Nachkriegsgesellschaft: ein Schlüsseltext über die Verantwortung des Einzelnen in einem faschistischen Staat.

Regie: Jette Steckel
Bühne: Florian Lösche
Kostüme: Pauline Hüners
Musik: Mark Badur
Lichtdesign: Maximilian Kraußmüller
Fassung: Emilia Heinrich
Dramaturgie: Johanna Höhmann, Theresa Schlesinger und Carl Hegemann
Mit: Bless Amada, Erwin Aljukić, Johanna Eiworth, Elias Krischke, Linda Pöppel, Thomas Schmauser, Maren Solty, Edmund Telgenkämper und Martin Weigel

2 Bewertungen

3.5 von 5 Sterne
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Von der Historien-Farce zum konzentrierten Drama
2 Monate her.
Kritik

Zwischen wuchtigen schwarzen Stelen, die an das Berliner Holocaust-Mahnmal erinnern, erleben wir ein Stück im Stück. Dies wird durch zahlreiche Zwischenrufe der Inspizientin aus dem Off klar und mit der Schluss-Szene unterstrichen. Seine Ex-Frau Barbara Bruckner (Linda Pöppel) macht Hendrik Höfgen alias Gustaf Gründgens (Thomas Schmauser) Vorwürfe, dass er für seine Karriere als Intendant der Preußischen Staatstheater seine Seele verkauft und seine Werte verraten habe. Mit einem hingehauchten „Text??“ wendet sich Schmauser an die Souffleuse. Die Generalabrechnung sitzt, er kann nichts erwidern.

In den – verspätungsbedingt – knapp vier Stunden erleben wir die Chronik eines vermeintlichen Aufstiegs, der in den Abgrund führt. In der ersten Hälfte entstehen Wimmelbilder einer sich um sich selbst drehenden Schauspieler-Blase in der Weimarer Republik, die Textfassung von Emilia Heinrich, Regisseurin Jette Steckel und Johanna Höhmann betont die Farce.

Nach einigen Längen geht es im zweiten Teil düsterer und konzentrierter weiter. Der Abend spitzt sich in der Konfrontation der Höfgen/Gründgens-Figur mit dem Ministerpräsidenten zu, der Hermann Göring nachempfunden ist. Thomas Schmauser und Edmund Telgenkämper liefern sich ein Duell in Ledersesseln.

„Mephisto“ ist eine ungewöhnliche Jette Steckel-Inszenierung. Starke Bilder, die ihre Arbeiten sonst prägen, gibt es diesmal kaum. Im Mittelpunkt stehen der Text und die Fragen: Wie soll sich das Theater zur Politik verhalten? Wann wird Anpassung zur Mittäterschaft? Wie weit darf ein Künstler gehen, um seine Karriere zu retten?

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Klaus Manns Roman einer Karriere
6 Monate her.
Kritik

''Die Inszenierung verliert auch das Schicksal der Nebenfiguren nicht aus dem Blick. Neben dem Freund Otto Ulrichs, für den sich Höfgen immer wieder einzusetzen versucht, ihn aber auch mit seinen Verbindungen zur Macht nicht retten kann, steht hier der heimliche Geliebte und schwarze Tänzer Julien (im Roman Julietta), dargestellt von Bless Amada, der hier stellvertretend für die nicht ins völkische Bild der Nazis passenden Minderheiten, aus dem Land getrieben wird. Das schlechte Gewissen nagt zwar an Höfgens, aber die Karriere und die Fähigkeit zum Selbstbetrug („Ich bin doch nur ein ganz gewöhnlicher Schauspieler.“) lassen ihn das vergessen. Die homosexuellen Neigungen kaschiert Höfgen durch eine Heirat mit der Schauspielerin Nicoletta von Niebuhr (Maren Solty).

Ebenso genial ist die Besetzung des nationalsozialistischen Intendanten Cäsar von Muck mit dem im Rollstuhl sitzenden Schauspieler Erwin Ajukić, der auch noch eine Hitlerparodie mit Schmauser vor dem Vorhang gibt. Als Dichter Benjamin Pelz (Gottfried Benn) prophezeit er noch die „Geburt eines neues Menschentyps“, der die Katastrophe liebt. Er sieht in Höfgen „am zierlichsten über Kadaver hüpften“. Ins Gewissen redet ihm nochmal seine Ex-Frau Barbara. „Es ist egal, wie viele Menschen du rettest. Du legitimierst hier Faschisten!“ Dazu fehlt dem „radikalen Genie“ aber am Ende der Text.'' schreibt Stefan Bock am 3. März 2025 auf KULTURA-EXTRA

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