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Münchner Kammerspiele
www.muenchner-kammerspiele.de
Falckenbergstraße 2 - 80539 München
Telefon: 089 / 233 371 00
SPIELPLAN

Wer immer hofft, stirbt singend

Bewertung und Kritik zu

WER IMMER HOFFT, STIRBT SINGEND 
nach Geschichten und Motiven von Alexander Kluge
Regie: Jan-Christoph Gockel 
Premiere: 2. April 2022 
Münchner Kammerspiele 

Zum Inhalt: „Die Utopie wird immer besser, während wir auf sie warten.“ Die Geschichten und Kommentare des Autors, Film- und TV-Machers Alexander Kluge erzählen immer wieder davon, dass Eigensinn und Urvertrauen Menschen zu beständiger Glückssuche anspornen. Die Inhaltsangabe zu Kluges legendärem Film „Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“ beginnt zum Beispiel so: „Leni Peikert ist die Tochter eines Artisten, der im Zirkus ums Leben gekommen ist. Sie stellt sich vor, dass sie einen eigenen Zirkus begründet, einen Zirkus, der eines Toten wert ist. Sie sagt: ich will den Zirkus verändern, weil ich ihn liebe. Weil sie ihn liebt, wird sie ihn nicht verändern. Warum? Weil Liebe ein konservativer Trieb ist. Leni: Das ist nicht wahr.“ An den Kammerspielen tritt nun eine kleine Truppe von Glückssucher*innen, begleitet von den Puppen aus der Werkstatt von Michael Pietsch und rettenden Requisiten aus den Archiven des Theaters, die Herausforderung des überbordenden Werkes von Alexander Kluge an. In Gefahr und höchster Not wird jede Vorstellung ein „Kampf mit aussichtslosem Material“ beginnen. Eine Zirkusrevue, in der das Unmögliche möglich wird. Wiederholtes Scheitern und dann, hoffentlich, Rettung in letzter Minute. Was heißt da „Probe“, was „Premiere“? Ist nicht jeder Reparaturversuch, jede Bombenentschärfung ein erster Anlauf?

Mit: Sebastian Brandes, Johanna Eiworth, Dennis Fell-Hernandez, Jan-Christoph Gockel, Frangiskos Kakoulakis, Johanna Kappauf, Fabian Moraw, Michael Pietsch und Katharina Bach sowie (im Video) Bernardo Arias Porras, Hannelore Hoger und Alexander Kluge

Regie: Jan-Christoph Gockel
Idee und Konzept: Jan-Christoph Gockel und Claus Philipp
Bühne: Julia Kurzweg
Kostüme: Sophie du Vinage
Musik/ Hörspiel: Matthias Grübel
Licht: Christian Schweig
Video: Lion Bischof
Puppenbau: Michael Pietsch
Live-Zeichnung: Fabian Moraw
Dramaturgie: Viola Hasselberg und Claus Philipp

4.0 von 5 Sterne
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Münchner Revuen zu Silvester und Neujahr - 2
2 Jahre her.
Kritik

''Natürlich sind auch hier die für Gockels Inszenierung so typischen Puppen mit dabei. So etwa ein Clown als Drahtseilartist Manfred Peickert, der nach einem Unfall auf dem Seil zu Grabe getragen wird. Katharina Bach als seine Tochter Leni versucht sich nun den ganzen Abend am Erbe und einer Reformierung des Zirkus. Hannelore Hoger und Alexander Kluge räsonieren kurz in einem Videointerview über den alten Film, der an diesem Abend aber nur in ein paar wenigen Texteinlagen noch eine Rolle spielt. Die Spielfreude des Ensembles wird hier aber auch von vier großartigen DarstellerInnen mit Handicap getragen, was den Abend auch noch zu einem besonderen Fest der Inklusion macht. Gockel gibt den quirligen Conférencier und hält Schilder mit den Aufforderungen „Applaus“, „Jubel“, „Ahh“ und „Ohh“ fürs Publikum in die Höhe, das auch willig mitmacht und sogar die Zauberkisten auf der Bühne inspizieren darf. Als geschickter Menschen-Dompteur spielt er mit der Sensationslust und Erwartungshaltung des Publikums, das im Theater sonst eher den heiligen Ernst vermutet und sich hier immer wieder mit Jux und Tollerei konfrontiert sieht.

Etwas überdreht wirken die Showeinlagen und Zirkusnummern wie Messerwerfen oder Krokodildressur. Johanna Kappauf gibt auf dem Seil Walter Benjamins Engel der Geschichte. Das hätte sicher auch Christoph Schlingensief gefallen. Für Kenner gibt es auch viele Anspielungen an das Theater von Frank Castorf mit Livekameraübertragung aus der Kantine oder Pollesch-ähnliche Diskursübungen. Über dem Abend hängt aber auch drohend eine Pappmaché-Bombe als Zeichen realer Gefahr, die nicht zu ignorieren ist, am Ende aber knapp vor dem Aufprall auf der Bühne stoppt. Das rettet weder das Theater noch die Utopie, die nach Kluge immer besser wird, während wir auf sie warten, ist aber mit viel Liebe zur Kunst der Illusion und schrägen Unterhaltung gemacht.'' schreibt Stefan Bock am 3. Januar 2023 auf KULTURA-EXTRA

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