Bewertung und Kritik zu
EFFINGERS
nach dem Roman von Gabriele Tergit
Regie: Jan Bosse
Premiere: 18. Septmber 2021
Münchner Kammerspiele
Zum Inhalt: Gabriele Tergit (1894-1982) ist eine viel zu lang vergessene weibliche, jüdische Stimme. 1933 musste die Gerichtsreporterin und Autorin aus Deutschland fliehen. Als brillante literarische Chronistin beschreibt sie die Gefährdungen der Demokratie. Ihr großer Familienroman „Effingers“ erzählt den vitalen Aufstieg sowie den schleichenden Untergang einer bürgerlichen Welt zwischen 1870 und 1939. Man durchlebt aus den Wohnzimmern zweier jüdischer Kaufmannsfamilien den Abgesang des Kaiserreichs, den Ersten Weltkrieg, die Spanische Grippe, die Ausrufung der Republik, die Machtergreifung der Nazis. Der Absturz in den Faschismus geschieht zunächst unbemerkt.
Zwei Weltkriege, Faschismus, Frauenbewegung, Pandemie, Inflation – inmitten all dieser Ereignisse lebte Gabriele Tergit, die als wichtige literarische und politische Stimme des letzten Jahrhunderts gerade erst wiederentdeckt wird. Tergit dokumentierte mehr als 40 Jahre lang in zahlreichen Gerichtsreportagen die Welt des frühen 20. Jahrhunderts, 1933 floh sie vor den Nazis aus Deutschland.
Ihr Familienroman „Effingers“ porträtiert das Leben einer jüdischen Familie zwischen 1883 und 1942. Drei Generationen wachsen auf, suchen Rückhalt und Stabilität in ihrer Familie oder emanzipieren sich von ihren Zwängen. Sie verlieben sich, werden verheiratet oder heiraten gar nicht, fahren das erste Mal Auto, experimentieren mit dem technischen und wirtschaftlichen Fortschritt, erleben einen Weltkrieg, sind Teil des gesellschaftlichen Aufstiegs und stürzen ab. Die „Effingers“ erwecken nicht nur verschiedene Menschen im Kontext ihrer Zeit zum Leben, sondern greifen thematisch direkt in unsere Gegenwart.
Mit: Katharina Bach, André Benndorff, Zeynep Bozbay, Johanna Eiworth, Julia Gräfner, André Jung, Anna Gesa-Raija Lappe, Bekim Latifi, Christian Löber, Katharina Marie Schubert, Edmund Telgenkämper, Lucy Wilke
Regie: Jan Bosse
Bühne: Stéphane Laimé
Kostüme: Kathrin Plath
Musik: Arno Kraehahn
Licht: Stephan Mariani
Videodesign: Ruth Stofer
Dramaturgie: Viola Hasselberg