Zum Inhalt: Nach dem Tod seines Vaters besteigt Edward II. den Thron von England. Doch anstatt sich um die Amtsgeschäfte zu kümmern und dem Volk zu dienen, wie das Hohe Haus der Lords unter der Leitung des Beraters Mortimer es verlangen und fordern, kümmert sich der junge Herrscher ausschließlich um Angelegenheiten seines Herzens: Edwards Geliebter Gaveston wird umgehend nach der Machtübernahme aus dem Exil geholt, um das gebrochene Herz des Königs zu heilen – sehr zum Missfallen nicht nur der Lords, sondern auch seiner Ehefrau Isabella.
Diese kämpft mit allen Mitteln um ihre Ehe und somit um ihre Macht, und spinnt zusammen mit Mortimer Intrigen, die zu Leid, Kampf und schließlich sogar Mord führen. Am Ende sitzt ein Kind an der Spitze der Regierung. Bei aller Liebe setzt sich das bestehende Gesellschafts- und Regierungssystem durch. Basierend auf Christopher Marlowes Theaterstück EDWARD II. schreibt der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer die Geschichte des abtrünnigen Herrschers König Eduard II. neu. Die Konflikte der handelnden politischen Persönlichkeiten verlegt er ausschließlich ins Private. Hier entsteht ein neues Schlachtfeld: Begehren und Leidenschaft stehen Staatsräson und Kontrolle gegenüber, Sehnsucht und persönliches Glück kämpfen gegen Verantwortung und Machtinteressen. Ist auch die Liebe nur eine Ware, mit der man handeln kann, um zu bekommen, was man will?
Regie: Pınar Karabulut Video: Leon Landsberg Bühne: Bettina Pommer Kostüme: Teresa Vergho Musik: Daniel Murena Licht: Michael Frank Dramaturgie: Sarah Lorenz
Wie von Pinar Karabulut gewohnt, ist auch diese queere Splatter- und Intrigen-Soap ein Spiel mit Zitaten aus Popkultur und Filmgeschichte. Eine Anspielung jagt die nächste, stilistisch legt sich die Serie nie fest, sondern orientiert sich mal am italienischen Giallo, mal am Film Noir oder zitiert den Camp von John Waters, dem „Pope of Trash“. Ironisch spielt die Produktion mit den Konventionen der Serie: zu Beginn jeder neuen Episode, die zwischen 20 und 40 Minuten kurz sind, kommentiert eine Erzählerin aus dem Off launig, was zuletzt geschah, bevor der Plot den nächsten Haken schlägt.
Natürlich fehlt auch diesmal die politische Botschaft nicht, mit der Karabulut oft endet: als genug Kunstblut gespritzt und alle Figuren gemeuchelt sind, kommt Kristin Steffen, die zuvor den Ober-Intriganten Spencer spielte, als Johanna Slayer von Orleans zurück auf Bettina Pommers Filmset-Bühne und trägt ihren queer-feministischen „Are you are ready to be strong“-Empowerment-Aufruf vor.
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''Jörg Ratjen (als Edward III.) räumt zum Schluss des Filmes gründlich auf, im Marlowe-Zeitalter bedeutete das also, dass das Blut in Strömen floss - mit dem Telefon erschlägt er Nicola Gründel (als Isabella), mit der Gabel entäugt er Nicolas Lehni (als Bischof), mit der Kettensäge entarmt er Birgit Walter (als Kent)... Justus Maier (als Gaveston) wurde bereits in einem früheren Kapitel hingemetzelt.
Ja, der Film hat glaubwürdigste Splatter-Qualitäten - daher ungemein auch was für Liebhaber des Genres, ohne jede Frage. Alexander Angeletta überzeugt in seiner Titelrolle! Und am allersehenswertesten - für mich auf jeden Fall - die Sex-Szenen des ersten Films (Einzug); den hatte ich mir dann auch gleich zwei-, dreimal nacheinander reingezogen. In den Filmkapiteln 4 und 5 verlieren sich die Macher ziemlich aufhaltend und angestemmt im Kunstbildlich-Bildkünstlerischen.
Ja und ganz am Schluss gibt es auch noch ein großbedeutungsvolles LGBT-Statement von der Heiligen Johanna von den Schlachthöfen (genial gesprochen und gespielt von Kristin Steffen). Alles in allem: Kurzweilige Verslehre.'' schreibt Andre Sokolowski am 19. März 2021 auf KULTURA-EXTRA