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    Am Königsweg

    Bewertung und Kritik zu

    AM KÖNIGSWEG
    von Elfriede Jelinek
    Regie: Falk Richter 
    Premiere: 28. Oktober 2017 (Uraufführung)
    Deutsches Schauspielhaus Hamburg

    Eingeladen zum 55. Berliner Theatertreffen (2018) 

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    Zum Inhalt: „Achtung, hier kommt der neue König…!“ Der Sieger, der Vorkämpfer, der Anführer, der Gewinner, der Vater, der Erlöser, der Gott: Viele Namen trägt der gerade erwählte König, doch wie er wirklich heißt, wird nie direkt ausgesprochen: Donald J. Trump ist Anlass, aber nicht Essenz des neuen Stückes von Elfriede Jelinek. Sie stellt sich grundsätzlichere Fragen wie: Wieso treten Rechtspopulismus und Superkapitalismus stets gemeinsam auf? Bedeutet der Sieg dieses Königs nicht die gespenstische Rückkehr des „Alten“, „historisch Überlieferten, auch wenn damals Millionen daran krepiert sind“? Und wieso steht der Verblendung der neuen Rechten keine Hellsicht der Gegner gegenüber? Wieso sind in diesem Schauspiel alle blind? 

    Mit Idil Baydar, Benny Claessens, Matti Krause, Anne Müller, Ilse Ritter, Tilman Strauß, Julia Wieninger, Frank Willens

    Regie: Falk Richter
    Bühne: Katrin Hoffmann
    Kostüme: Andy Besuch
    Komposition und Musik: Matthias Grübel
    Video: Michel Auder, Meika Dresenkamp
    Licht: Carsten Sander
    Dramaturgie: Rita Thiele
    Ton: André Bouchekir, Hans-Peter ›Shorty‹ Gerriets, Lukas Koopmann
    Videotechnik: Alexander Grasseck, Antje Haubenreisser

    TRAILER

    3.3 von 5 Sterne
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    Amüsant, aber nur zum Teil gelungen
    6 years ago
    Kritik
    In der zweiten Stunde bis zur Pause wird der Abend langsam stärker und hat einige schöne Theatermomente zu bieten: Anne Müller trifft das Wut-Staccato von Jelinek am besten. Ilse Ritter spricht die nachdenklichen Passagen über die Ohnmachtsgefühle angesichts des Rechtspopulismus und über das Altern sehr würdevoll. Vor allem musikalisch ist einiges geboten: Benny Claesens schmettert „One of us“ von Joan Osbourne und „Holding out for a hero“ von Bonnie Tyler, Julia Wieninger legt später „Fade into you“ von Mazzy Star nach. Tilman Strauß und Matti Krause rappen über „Mehr Geld Mehr Gold Mehr Golf“, den Song hat Matthias Grübel zu Richters Text komponiert. Alle gemeinsam treffen sich vor einem Wohnwagen und singen zur Klampfe den Lagerfeuer-Hit „Country Roads“. Falk Richters Uraufführung von „Am Königsweg“ setzt außerdem sehr auf Komik: Idil Baydar darf mit Ausschnitten aus ihrem „Ghettolektuell“-Programm glänzen. Als Kunstfigur Ayse steht sie regelmäßig in der Berliner Bar jeder Vernunft auf der Kleinkunst-Bühne und kommentiert die Integrationsdebatte mit sarkastischen Giftpfeilen. Benny Claesens legt als ewig beleidigtes Riesenbaby mit Königskrone einen Auftritt hin, der zwar kaum noch als ernsthafte Auseinandersetzung mit Trump durchgehen kann, aber das Publikum als typische Benny Claesens-Nummer unterhält. Irgendwann kommt das Ensemble in den Kostümen bekannter Figuren aus der Muppet Show von Kermit bis zu den ewig grantlenden Waldorf und Statler, wie es sich Jelinek auf der ersten ihrer mehr als 90 Manuskriptseiten ausdrücklich gewünscht hat. Das Problem des Abends ist, dass hier viel zu viel unverbunden nebeneinander steht. Weiterlesen auf Das Kulturblog
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    2 von 3 Person(en) gefiel diese Kritik
    Der weiße dumme Mann wird König
    6 years ago
    Kritik

    Nicht nur der Seher ist blind sondern auch das Volk. Mit Augenbinden, deren Höhlen sich blutig abzeichnen, sitzen sie am Tisch und versuchen Worte für die unerklärliche Situation in ihrem Land zu finden. Doch es gibt keine verstandesmäßigen Erklärungen mehr, es geht nicht mehr um die intellektuelle Auseinandersetzung. Dass wird spätestens klar, wenn der neue König sich mit etlichen Plüsch, Kitsch und Prunk im KIK-Style in Szene setzen will und seinen Auftritt vorbereitet, Er wirft sich in die dicken Kissen, er schreit, er wütet, er singt Musicalsongs, er benimmt sich wie ein trotziges Kleinkind. 

    Als die Comedienne Elif in glitzerndem Jogginganzug die Bühne betritt, blickt sie in lauter Brillen, für sie ein klares Zeichen für ein Bildungsbürgertum, das unter sich bleibt. Wem soll hier Aufklärung gepredigt werden? Doch was ist Abitur anderes als Googeln? So hat Siggi.com Elif geholfen die Deutschen, die sie liebevoll „meine Süßkartoffeln“ nennt, zu verstehen. Der Migrant sei alles, was die Deutschen nicht sein wollen. Alles ist Projektion.. Die Berliner Comedienne hat Regisseur Falk Richter ins Wortkaskaden erbrechenden Stück von Elfriede Jelinek geschmuggelt. Elif hält den Deutschen den Spiegel vor und unterläuft damit geschickt den Jelinek Text. Nicht weniger klug, nicht weniger wortgewandt und dafür umso witziger, nicht weniger erhellend, dafür weniger dialektisch.

    Durch den guten Siegmund Freud lässt sich nämlich nach Jelinek auch das Problem der Gewalt erklären. Auch dies nur eine Projektion. Indem die Gewalt immer den anderen, den Fremden zugeschrieben wird, steht man selbst als friedliebend da. Doch Gewalt ist ein nicht zu negierenden Teil des Menschen, nur die Form ändert sich.

    Der Chor hat derweil ergründet: Der König habe es geschafft die Abgehängten wieder an die Masse anzukoppeln, indem er ihnen weiß machen konnte, dass er einer sei, der ihnen wieder zu alter Größe verhelfen könne. Er hat ihnen eine Stimme gegeben. Leider nur eine einzige. „I am looking for a hero“, ist der Song zur Zeit.. Der weiße Mann umwirbt die vergessene Arbeiterklasse. Das Einfache hat jetzt die Macht. Die Intellektuellen labern noch am Rande, doch sie haben kein Gewicht mehr. Vielleicht hatten sie nie eines, denn wie hätte sonst ein so dummer, fetter, blinder König gewählt werden können. Auch wenn das Volk der Arbeiterklasse genauso blind ist wie er selbst? Aufklärung ist hier nicht mehr gefragt. Die Brillenträger mögen reden und reden, ihnen hört keiner mehr zu. Lieber fällt die Mehrheit auf die vordergründige Inszenierung des Königs herein, mag sie auch noch so kindisch, egozentrisch und impulsiv sein. Was wird geschehen, wenn klar wird, dass die König die Hoffnung die die Mehrheit in ihn gesetzt hat, nicht erfüllen wird? Was machen Menschen, die dann viel Zeit haben und sich noch wertloser fühlen?

    Falk Richter lässt nichts aus, um Jelinek Wortgespinste im „Am Königsweg“ auch über dreieinhalb Stunden auf keinen Fall langweilig werden zu lassen. Er lässt die mäandernden Wortschleifen der Nobelpreisträgerin nie nur für sich sprechen sondern, bebildert sie so ausgiebig, als wolle es gegen jedes Wortgebilde ein sichtbares aus Projektionen, Figuren, Fotos, Filmen, Verkleidungen, Requisiten stellen. Da treten die beiden Alten aus der Muppetshow mit schwäbischen Buchhalterakzent auf, da schaukelt Kermit der Frosch vom Kronleuchter, da demonstrieren die Schauspieler als Ku-Klux-Klan-Vertreter, wie die Haltung der Amerikaner zu interpretieren ist, da wird eine Szene als Kasperltheater in einer der Logen gegeben, da tragen die Darsteller lauter Kreuze für ihren neuen Kreuzzug herein.

    So schafft er es tatsächlich dem Stück einen Unterhaltungs- und Aufmerksamkeitswert zu geben, der über den Text hinausgeht. Seine Inszenierung ist zwar ein Großangriff auf alle Sinne, aber am Schluss der Aufführung haben es viele Bilder und Gedanken trotz der Reizüberflutung geschafft im Kopf hängen zu bleiben.

    Birgit Schmalmack vom 28.3.18

    http://www.hamburgtheater.de

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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    Jelineks TrumpStück
    6 years ago
    Kritik
    ''Trump als Mann, der mit seiner Familie im Inneren seines Turms sitzt. Das Wahl-Volk schaut zu ihm auf, wie zu einem Gott, der Mauern baut, um das Fremde auszugrenzen, während die, denen er versprochen hat, Amerika wieder groß zu machen, ihr Haus an die Banken verloren haben. Diesen so ebenfalls Ausgegrenzten widmet Jelinek in ihrem Stück große Aufmerksamkeit. Matti Krause spielt aus dem Chor des Volks heraus das „Erscheinen des jungen weißen Mannes“, der sich mit Ku-Klux-Klan Maske in Rage redet. Wir kennen das bereits aus Richters Skandalstück Fear, in der an der Berliner Schaubühne Tilman Strauß den Part des abgehängten Mannes aus der ostdeutschen Provinz gab. Nun spielt er neben Matti Krause als Neuzugang am Schauspielhaus einen ebenso überzeugenden Part in Falk Richters Jelinek-Inszenierung. Nur das hier noch einmal Matt Krause als pöbelnder Wohnwagen-Prolet frauen- und ausländerfeindliche Witze machen darf, während Strauß mit Tänzer Willens am Lagerfeuer "Take me Home, Country Roads" zur Gitarre anstimmt.  Die kurze Prophezeiung, der König werde sich doch noch hellsichtig die Augen ausstechen, was Tilman Strauß sogleich dramatisch mimt, nimmt Jelinek aber gleich wieder zurück. „Die Krise will ein anderes Opfer.“ Hier herrscht auch am Ende Resignation und Ödnis. Ilse Ritter kommt noch einmal als alternde Autorin zu Wort, der das Wort aus dem Mund ausbrechen will, das Wort, das nun bei Gott wohnt und eine Panne hat. Es kalauert noch ein wenig von verlorenen Worten, die uns ausgehen. Mit den Worten „Bitte seien sie mir nicht böse und hören lieber nicht auf mich“ endet ein großer Text und Abend mit einer über die 3 ½ Stunden fast durchgängig adäquat guten Umsetzung.'' schreibt Stefan Bock am 6. November 2017 auf KULTURA-EXTRA
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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    Medialer Overkill
    5 years ago
    Kritik
    ''In den ersten zwei Stunden knallt Richter ein Assoziations- und Bilder-Gewitter auf die Bühne, das die Überforderung verdeutlichen soll – es dupliziert jedoch lediglich den medialen Overkill, den wir alle kennen. Ein Bildersalat aus Mord, Merkel und Mittelmeer wird an die Wand projiziert. Dazu wütet Benny Claessens als infantiler König mit Pappkrone, Pelzmantel und Teddybär über die Bühne und beschimpft das Publikum – das allerdings stark und pointiert. (...) Stephan Kimmigs Königsweg-Inszenierung am Deutschen Theater machte den nachvollziehbaren Versuch, Jelinek konkreter zu fassen – verkleinerte den Text dann aber auf Küchengröße und banalisierte ihn zur Kochshow, statt ihn greifbarer zu machen.  Falk Richter geht den umgekehrten Weg. Er setzt auf Überforderung, Trash, Effekt-Bombardement. Das ist vor allem wegen seiner eindrücklichen Schauspieler (hauptsächlich Benny Claessens und Ilse Ritter) kraftvoller und unterhaltsamer. Eine Theatertreffen-Einladung begründet es dennoch nicht. Richter führt eine Herangehensweise an Jelinek vor, die schon häufig auf der Bühne zu sehen war. Sie ist weder inhaltlich erhellend noch ästhetisch "bemerkenswert".'' schreibt Barbara Behrendt auf kulturradio.de
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