Deutsches Theater Berlin
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    SPIELPLAN & KARTEN

    Prometheus. 25 Years of Independence

    Bewertung und Kritik zu

    PROMETHEUS. 25 YEARS OF INDEPENDENCE (Prometheus. 25 Jahre Unabhängigkeit) 
    von Davit Gabunia und Data Tavadze
    Regie: Data Tavadze 
    Berlin-Premiere: 1. Juni (Gastspiel - Radar Ost)
    Deutsches Theater Berlin

    Zum Inhalt: Aus Tiflis/Georgien und mit gleich zwei Stücken kommt das Royal District Theatre nach Berlin. Die junge Truppe um den Regisseur Data Tavadze und den Autor und Dramaturgen Davit Gabunia hat mit ihren Women of Troy / Trojanische Frauen, einer Überschreibung der Tragödie des Euripides, bereits international Furore gemacht. Erstmals außerhalb Georgiens präsentiert sie ihre jüngste Produktion, Prometheus. 25 Years of Independence / Prometheus. 25 Jahre Unabhängigkeit. In beiden Stücken sind sie aktueller, politisch brisanter Zeitgeschichte auf der Spur.
    Das Stück geht der Frage nach, ob sich die Geschichte eines ganzen Landes in der Biografie einer einzelnen Person spiegeln lässt. Wo verschwimmt die Grenze zwischen Biografie und Geschichte? Es ist 25 Jahre her, seit Georgien seine Unabhängigkeit von Russland erklärt hat. Acht Menschen, die vor 25 Jahren geboren wurden und somit genauso alt sind wie das unter schmerzhaften Geburtswehen wieder erstandene Georgien, erforschen die jüngste Geschichte ihres Heimatlandes. In ihren Narrativen entwickeln sie ihre eigene Mythologie – jeder hier ist ein Held, und jeder Held ist so gefesselt wie Prometheus.

    Mit Paata Inauri, Giorgi Korganashvili, Giorgi Sharvashidze, Gaga Shishinashvili, Kato Kalatozishvili, Iako Chilaia, Keta Shatirishvili, Magda Lebanidze

    Regie: Data Tavadze
    Bühne: Keti Nadibaidze
    Dramaturgie: Davit Gabunia

    Gastspiel Royal District Theatre, Tiflis - Georgien


    WIR EMPFEHLEN

    4.1 von 5 Sterne
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    Kryptisch
    5 years ago
    Kritik
    ''Keine Frage, dass dieser junge Regisseur Talent besitzt. Er ist noch keine 30 und hat in Tiflis mit Freunden das "Royal Court Theatre" gegründet – ein ironisch gemeinter Name für das wenig königliche Viertel, in dem das Theater situiert ist. Auch in Deutschland hat er bereits Erfolge gefeiert: Beim Fast-Forward-Festival für Junge Regie wurde er 2016 ausgezeichnet, gerade feierte seine neuste Inszenierung in Karlsruhe Premiere. Die europäische Festivalszene, die auf junge Namen aus ist, hat ihn längst auf dem Radar. Seine Prometheus-Produktion ist (im besten Sinne!) nicht für den globalisierten Markt produziert, sondern für Georgien. Vermutlich haben dort die Kriegs- und Gewaltschilderung der jungen Georgier ein starkes Gegengewicht zu den Festlichkeiten anlässlich von 25 Jahren Unabhängigkeit dargestellt. Als deutscher Zuschauer erfährt man aber fast nichts über die genauen Ursachen für die Depression dieser jungen Generation, über ihre Wünsche und Hoffnungen. Nichts über die Geschichte, die Politik des Landes. Aus diesem Grund wirkte die Inszenierung beim Berliner Gastspiel doch recht kryptisch und spröde.'' schreibt Barbara Behrendt auf kulturradio.de
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    Prometheus. 25 Jahre Unabhängigkeit
    5 years ago
    Kritik
    ''In Soloszenen und Gruppenchoreografien mit Stühlen dreht sich die Inszenierung um die heutige Sicht auf die Vergangenheit, auf nationales Heldentum und das Verhältnis zur Heimat - aber auch um ganz persönliche Geschichten, die von den DarstellerInnen erzählt und performt werden. Die oft recht kryptischen Texte handeln von Beziehungskämpfen, die auch körperlich auf der Bühne ausgetragen werden, wenn ein Mann eine der Frauen immer wieder mit dem Kleid an die Wände tackert und sie sich daraus befreit. Eine einsame Frau spricht ihrem Geliebten auf den Anrufbeantworter. Es gibt eine angedeutete Vergewaltigung, aber auch die Hoffnung, nicht immer nur Opfer zu sein. Georgien ist auch heute noch eine sehr patriarchal orientierte Gesellschaft. Ein anderes Problem ist die Korruption und der oft totalitäre Regierungsstil. Eine Folterung wird hier angedeutet. Anhänger rivalisierender Parteien schrecken auch nicht vor Anschlägen zurück. Es wird viel schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen, um Politiker vor oder nach Wahlen zu diskreditieren. Hier schaut sich eine Spezialkommission 3.000 Videos über sexuelle Perversionen an und gibt Noten für die Vorträge.  Heile Welt gibt es hier nur für ein paar Minuten mit persönlichen Kinderbildern und einem Home-Video einer Familienfeier von 1991. Wer die georgischen Verhältnisse nicht kennt, hat allerdings zusehends Probleme der Inszenierung zu folgen. Immer wieder ist auch vom starrenden Publikum die Rede. Ist es besser sich nicht zu erinnern? Den Abschluss bildet ein von zwei Darstellern mit Mantel und Bügel an den in einen Holzbalken geschlagenen Nagel gehängten Prometheus, der nochmal seine Strafe beklagt. Da müllert es für einige Augenblicke sogar etwas, denn auch Heiner Müller hatte sich mit dem Mythos beschäftigt und dabei die Ambivalenz des Befreiungsaktes aus totalitären Ketten betont. Hier heißt es am Ende: „Dasselbe Alter wie die Unabhängigkeit des Landes hat sein Körper.“  Davit Gabunia und Data Tavadze ist ein vielschichtiges Bild ihres Landes gelungen, das nicht immer einfach zu entschlüsseln ist, da die künstlerisch anspruchsvoll Inszenierung auch mit Sehgewohnheiten bricht.'' schreibt Stefan Bock am 3. Juni 2018 auf KULTURA-EXTRA
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    Düster und sperrig
    5 years ago
    Kritik
    In den knapp zwei Stunden zeichnen sie mit gemeinsam mit ihren acht Spielerinnen und Spielern ein sehr düsteres Bild von der postsowjetischen Kaukausrepublik und der Welt. Eine angedeutete Vergewaltigung, kompromittierende Videos, mit denen Gegner erpresst werden, rüde Verhörmetoden bis hin zur Folter, dazwischen mischen sich Erinnerungen an den rechtsextremistischen Terrorakt von Anders Breivik gegen das Jugendcamp auf der Insel Utoya: in ihrer assoziativen Szenenfolge reiht sich ein Negativbild an das nächste. Ähnlich düster und sperrig beschrieb Nachtkritik die erste deutsch-georgische Ko-Produktion „Tiger und Löwe“, mit der Tavadze/Gabunia vor wenigen Wochen in Karlsruhe vom stalinistischen Terror erzählten. Aus der bedrückenden Monotonie ragen nur wenige Bilder heraus, die sich einprägen: Ein Mann, der zahlreiche Stühle gleichzeitig mit sich herumtragen und balancieren muss. Sein Körper wirkt darunter wie in eine Rüstung eingezwängt. Das Ensemble, das einen halbnackten Spieler mit Filzstift markiert: einer nach dem anderen tritt vor, zerrt an ihm und bemalt ihn. Die Aktion, mit der der Abend beginnt, fokussiert sich vor allem auf die Leber des Opfers. In der Schluss-Sequenz wird der Bogen zurück zu dieser Eröffnung geschlagen: an eine lange Holzstange gefesselt, die an die Passion Christi erinnert, klagt Prometheus über die Strafe, die ihm im griechischen Mythos auferlegt ist. Als Strafe für seine Hybris, den Menschen das Feuer gebracht und sich zum Gegenspieler von Zeus aufgespielt zu haben, wird er von Zeus an einen Kaukasus-Felsen gekettet und muss es wehrlos über sich ergehen lassen, dass ein Adler über ihm kreist und seine Leber frisst, die ihm jedes Mal nachwächst, so dass sich seine Qual ebenso als ewiger Kreislauf wiederholt wie das Leid der Figuren im Stück „Prometheus. 25 Jahre Unabhängigkeit“. Weiterlesen
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