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Warten auf Godot

Bewertung und Kritik zu

WARTEN AUF GODOT 
von Samuel Beckett
Regie: Luk Perceval
Premiere: 11. April 2025  
Berliner Ensemble 

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Zum Inhalt: Zwei Heimatlose in einer unbestimmbaren Landschaft und einer ungewissen Zeit. Sie sprechen erwartungsvoll über den zukünftigen Tag und suchen verzweifelt nach gemeinsamen Erinnerungen aus vergangener Zeit, ihre Gegenwart besteht aus nichts als Warten. Um die Marter des Wartens und Nicht-gehen-könnens zu ertragen, widmen sie sich dem Spiel. Wenn Beckett gewusst hätte, worauf dieses Paar wartet, hätte er das Stück nicht geschrieben, antwortete er einst. Worauf warten wir? Und welche Spiele erfinden wir, um die Zeit zu vertreiben und ohne Bewusstsein in unserer Gegenwart zu existieren?

Womöglich hat kein Bühnenwerk so viele Interpretationen provoziert wie dieses, obwohl es sich jeglichen Thesen und Antithesen entzieht. Luk Perceval interessiert daran die Komik sowie die Grausamkeit dieser universellen Menschheitskomödie.

Regie: Luk Perceval
Bühne: Katrin Brack
Kostüme: Ilse Vandenbussche
Musikalische Leitung: Rainer Süßmilch, Philipp Haagen
Licht: Mark van Denesse
Dramaturgie: Amely Joana Haag

2 Bewertungen

2.0 von 5 Sterne
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Pose wie Hose
5 Monate her.
Kritik

''Aus ihrer redseligen Lethargie reißt die beiden Wartenden nur zweimal ein weiteres Paar. Pozzo und sein Diener Lucky, über deren Bedeutung nicht weniger viel philosophiert worden ist. Oliver Kraushaar ist Pozzo in Hemd und hellem Anzug. Er gibt sich laut und aasig, geht Estragon an die Strumpfhose und Schlüpfer. Ein einziges Knäul der Begierde. Der Lucky von Jannik Mühlenweg trägt Unterwäsche, stiert tumb, ringt nach Worten und stammelt schließlich seinen Denker-Monolog mit Didis Hose auf dem Kopf völlig unverständlich her. Er muss dann noch über die Stuhlreihen in den Saal flüchten und wird von Pozzo bis in den zweiten Rang verfolgt. Bei dieser merkwürdigen Herr-Knecht-Beziehung läuft einiges aus dem Ruder. Das sorgt für viel Budenzauber und Erheiterung vor der Pause, vor der noch Roderich Gramse als graubärtiger Bote in kurzen Jungshosen erscheint.

Der 2. Akt ist bekanntlich mehr eine Variation des ersten. Die neckischen Wasserspritzereien aus dem 1. Akt gipfeln in einer reinen Schlacht beim Wiederauftauchen des nun im Kostüm des jeweils anderen steckenden Paars Pozzo und Lucky, der nun mehrere Koffer trägt und seinen erblindeten Herrn hinter sich herzieht. Auch sie sind unabänderlich aneinander gebunden, wenn auch unter etwas anderen Vorzeichen. Eine Änderung, die dem Paar Didi und Gogo nicht vergönnt ist. Hier menschelt es noch ein wenig, wenn Didi dem verzweifelten Gogo in die Schuhe hilft. Unweigerlich kommt einem George Taboris Godot-Inszenierung von 2006 am BE in den Sinn. Ein völlig unterspanntes Spiel und leise Clownerie, in der die Souffleuse ebenfalls eine besondere Rolle einnahm. Perceval gelingt es nicht gegen den zwanghaften Drang der Ausdeutung anspielen zu lassen. Man könnte nun weiter mit Didi und Gogo auf Erlösung warten, oder einfach gehen, wie es einige im Publikum auch getan haben.'' schreibt Stefan Bock am 12. April 2025 auf KULTURA-EXTRA

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Tristesse mit Showeinlage
5 Monate her.
Kritik

Die Beckettsche Tristesse und Lethargie wird an diesem langen Premierenabend einmal gründlich aufgemischt: Hund Lucky (Jannik Mühlenweg) klettert und krabbelt über die Köpfe des Publikums hinweg. Sobald er das Parkett hinter sich hat, entert er die Ränge, sein überfordertes Herrchen Pozzo (Oliver Kraushaar) keuchend in seinem Schlepptau, der vergeblich versucht, ihn einzufangen.

Diese Showeinlage, die an den noch animalisch-grunzenderen Auftritt von Tim Werths in Ivica Buljans Marstall-Inszenierung „Der Balkon“ (2018) erinnert, damals inspiriert von Ruben Östlunds Kunstbetriebs-Farce „The Square“ (2017), ist eine willkommene Abwechslung zur bekannten Nicht-Handlung des Samuel Beckett-Klassikers „Warten auf Godot“.

Davor und danach ergehen sich TV-Stargast Matthias Brandt (Estragon) und Paul Herwig (Wladimir) im Ping-Pong ihrer Verzweiflungsseufzer. Während sie stumpf auf den mysteriösen Godot warten und über ihre Malaisen klagen, hibbelt Herwig nervös zwischen den Scheinwerfern herum, die Katrin Brack auf die ansonsten leere Bühne gestellt hat. Von Ferne sieht das gesamte Equipment wie Felsbrocken in einer unwirtlichen Endzeit-Landschaft aus. Bei näherem Betrachten erkennt man die Theater-Szenerie, die noch dadurch unterstrichen wird, dass Souffleuse Antonia Schirmer live mit auf der Bühne ist und von einer Seitenloge aus stoisch die Beckettschen Regieanweisungen einliest. André Mumot und Christine Wahl rätselten in den ersten Besprechungen, ob und was der belgische Regiealtmeister Luk Perceval uns mit diesem Erzähl-Kniff sagen will. 

Ansonsten schleppt sich der Abend mit Promi-Besetzung in den erwartbaren Bahnen dahin.

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