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    Der Besuch der alten Dame

    Bewertung und Kritik zu

    DER BESUCH DER ALTEN DAME
    von Friedrich Dürrenmatt
    Regie: Burkhard C. Kosminski 
    Premiere: 26. September 2020 
    Schauspiel Stuttgart

    Zum Inhalt: Welchen Preis hat Gerechtigkeit? Nach zwanzig Jahren kehrt die Milliardärin Claire Zachanassian nach Güllingen zurück. Die Kleinstadt ist hoch verschuldet, verarmt und steht kurz vor dem Ruin. Zachanassian verspricht der Gemeinde neuen Wohlstand. Allerdings ist ihre finanzielle Hilfe an eine Bedingung geknüpft: Die Bewohner von Güllingen bekommen das Geld nur, wenn sie Alfred Ill, Zachanassians früheren Geliebten und Vater ihres Kindes, töten. Dieser hatte damals die Vaterschaft geleugnet, zwei falsche Zeugen bestochen, sie zur Hure degradiert und aus Güllingen verjagt. Jetzt will sie nur eins: Gerechtigkeit. Viel Zeit ist seitdem vergangen. Das gefallene Mädchen inzwischen die reichste Frau der Welt nimmt nicht nur Rache an Ill, sondern sie offenbart auch die Verführbarkeit, Gier und Korruption der Bewohner von Güllingen. Sie alle machen sich schuldig und werden zu Tätern, Mitläufern und Kollaborateuren. Dürrenmatts Parabel hat nichts von ihrer Aktualität verloren. Der Spezialist für schlimmstmögliche Wendungen kostet auch diese aus: die totale und willkürliche Herrschaft des Kapitals über ethische Normen. Dürrenmatt deckt die Mechanismen und Machtverhältnisse einer Gesellschaft zwischen Schuld und Verantwortung, Gemeinwohl und Moral schonungslos auf.

    Mit: Evgenia Dodina, Matthias Leja, Sven Prietz, Marco Massafra und Gabriele Hintermaier

    Inszenierung: Burkhard C. Kosminski
    Bühne: Florian Etti
    Kostüme: Ute Lindenberg
    Musik: Hans Platzgumer
    Licht: Felix Dreyer
    Übertitel: Anna Kasten
    Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger


    WIR EMPFEHLEN

    3.0 von 5 Sterne
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    Rache und Gerechtigkeit
    3 years ago
    Kritik
    ''Zum Ausgleich für die statische Konzeption Kosminskis darf die im Zentrum buchstäblich meist stehende Evgenia Dodina mit Anklang an Wladimir Wyssozki ein Lied singen, bei dem sie wild über die Bühne stampft. Sie tätert halt gern mehr zeigen, aber die Regie bremst sie aus. Geblieben sind vom umfangreichen Personal in Stuttgart außer Claire Zachanassian und Ill (Matthias Leja) der Bürgermeister (Sven Prietz), der Lehrer (Marco Massafra), der Polizist (Felix Strobel) und, in einer Doppelrolle, der Butler und der zur Pfarrerin transformierte Pfarrer (Gabriele Hintermaier – garantiert ohne reale Übereinstimmung mit den Figuren). Die radikale Kürzung von Dürrenmatts Text macht den Dialog fast zu einer Folge von Sentenzen. Geldscheine flattern scheinbar endlos aus dem Schnürboden herab – ein ebenso oft realisierter Einfall wie die einstürzenden Wände vor dem Ende. In diversen Interviews hat Kosminski bekannt, welchen Eindruck das Theater Claus Peymanns auf ihn als jungem Mann gemacht habe. Diesem Besuch der alten Dame würde man etwas von Peymanns anarchischer Inspiriertheit, von seiner übermütigen Sinnlichkeit wünschen. Am Schluss steinigen die Güllener den toten Ill. Claire Zachanassian wirft Erde in sein Grab. Die Rächerin hat verziehen. Die Täter können ruhig schlafen. Sie haben den ersten Stein geworfen. Sie sind ohne Sünde. In der historischen Wirklichkeit haben die Deutschen die Milliarden, nicht von der alten Dame, aber in Form des Marshallplans, bekommen, ohne einen Ill opfern zu müssen. Den Preis haben im Kalten Krieg die Völker Osteuropas bezahlt. Zum zweiten Mal.'' schreibt Thomas Rothschild am 28. September 2020 auf KULTURA-EXTRA
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    1 von 4 Person(en) gefiel diese Kritik

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